Menschen sind die lebendigen Steine der Gemeinde

Einbeck. Mit einem vielseitigen und gut besuchten Sommerfest hat die katholische Gemeinde St. Josef den Jahrestag ihrer Kirchweih gefeiert: 1895 wurde die Kirche ihrem Patron, dem heiligen Josef, Ehemann der Gottesmutter Maria, geweiht. Gott sei überfall, wo Menschen ihm ein Haus gebaut hätten, stellte Pfarrer Ewald Marschler in seiner Begrüßung im Familiengottesdienst fest.

In seiner Predigt verwies er auf eine Karikatur, die einen Touristen als Kirchenbesucher zeige: Ein genervter Reiseleiter weise ihn darauf hin, dass man in der Kirche den Hut abnehme und in einer Moschee die Schuhe ausziehe. Die Menschen seien heute mobiler geworden, sie seien weltweit unterwegs, »aber wir wissen vieles nicht mehr, was selbstverständlich gewesen sei«, bedauerte Pfarrer Marschler. Dazu gehöre beispielsweise, wie man sich in einer Kirche verhalte.

Es betrübe ihm, welche Lautstärke vor und nach dem Gottesdienst herrsche, und damit meine er auch die Erwachsenen. Andächtige Stille sei etwas Wunderbares, und Gott könne leere Seelen leichter erreichen. Die – notwendige – Stille unterscheide zwischen der Welt, in der man lebe, und den Räumen, die aufgespart seien für das Heilige, für Gott. Wenn man in eine Kirche gehe, überschreite man eine Schwelle, fuhr er fort. Das sei mitunter schwierig, aber es sei auch wichtig, um den Unterschied zwischen drinnen und draußen zu verstärken. Vorfreude, Scheu oder auch Angst könnten den Schritt begleiten. Mit Schwellen seien früher Rituale verbunden gewesen, etwa beim Hinaustragen des Sarges eines Verstorbenen kurz innezuhalten und ein Kreuz zu zeichnen.

Marschler regte an, über die Empfindungen beim Überschreiten der Schwelle in die St. Josefskirche nachzudenken. Eine Schwelle verdiene Aufmerksamkeit – sie könne helfen, sich auf die Begegnung mit Gott vorzubereiten. Sie solle das Eintreten nicht verhindern, aber das bewusste Gestalten fördern. Schwellen würden Wege unterbrechen, die man sonst gedankenlos gehen würde. Was eine Kirche für die Gemeinde bedeuten könne, zeige die Geheime Offenbarung des Johannes: »Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein«, heiße es darin – Gott mache alles neu, und die Mitglieder der Gemeinde seien die lebendigen Steine seines Hauses. Nach dem Gottesdienst gab es im Garten an der Kirche zum Sommer- und Kirchweihfest ein großes Grill-, Salat- und Kuchenbuffet, und die Gottesdienstbesucher nutzten die Gelegenheit, beim gemeinsamen Mittagessen in der Sonne oder auf einem schattigen Plätzchen zu verweilen.

Informationen hingen zum bevorstehenden Umbau des Pfarrhauses aus, und mit Bildern ließ sich das Gemeindeleben des vergangenen Jahres noch einmal miterleben. Für Kinder war ein unterhaltsames Programm vorbereitet, das teilweise auch von den Großen genutzt wurde: Man konnte sich schminken lassen, Straßenmalkreide lag bereit, ein Krocketspiel lud zum sportlichen Vergleich an, ein Gedulds- und Geschicklichkeitsspiel stellte die Besucher auf die Probe, und im »Menschenkicker« wurden actionreiche Spiele ausgetragen.ek