Mit dem Schwung von 2017 ins gut gefüllte PS-Jahr

Auftakt bei Förderfreunden PS.SPEICHER: Vorschau | Spende und Geschenk: Pax-Rad und Mini-Moskwitsch

Kulturstiftung und Förderfreunde – Dr. Günter Diener, Holger Eilers, Dr. Andreas J. Büchting und Lothar Meyer-Mertel (von links) – haben anlässlich des Jahresauftakts etwas Besonderes enthüllt: das einzige noch erhaltene Pax-Rad mit Sternmotor, Vorläufer der Megola.

Einbeck. »Geht ein Affe in die Genusswerkstatt ...«: Mit einem Witz und der Pointe, es sei eben »affengeil«, Förderfreund zu sein, hieß der Vorsitzende der Förderfreunde PS.SPEICHER, Dr. Andreas J. Büchting, die Mitglieder zum Jahresauftakt willkommen. Das sei Anlass zu Rück- und Vorschau, stellte der Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus, Holger Eilers, fest. Und angesichts der kommenden Terminfülle habe man die vergangenen drei Jahre für dieses aufregende 2018 nur geübt, kündigte Moderator Stephan Richter, Assistent des Stiftungsratsvorsitzenden Karl-Heinz Rehkopf, an.

Förderfreunde und Kulturstiftung seien noch enger zusammengewachsen, stellte Holger Eilers fest: Man habe eine Verbindung auf Augenhöhe. Der PS.SPEICHER sei dreieinhalb Jahre »am Netz«, das sei für Museen eigentlich eine kritische Phase: Das Neue sei verflogen, Besucherpotenzial aus der Nähe abgeschöpft. Hier könne man sich allerdings weiter über gute Zahlen freuen, der Bekanntheitsgrad sei ausgebaut, der PS.SPEICHER sei zu einer festen Größe in der kulturellen Landschaft geworden. »Die Ausstellung, die morgen schon anders ist«, dieses Versprechen sei die Lebensversicherung. Das funktioniere aber nicht von selbst, und man sei froh, dass man ein gutes Team habe.

Er würde sich freuen, wenn noch mehr Menschen in den Genuss kämen, Förderfreund zu sein, sagte Dr. Andreas J. Büchting. Inzwischen sei man, nach verstärktem Andrang zum Jahresende, bei mehr als 500 Mitgliedern, und nach der bewährten »retrograden Methode« von Karl-Heinz Rehkopf gehe man auf die 1.000 zu.

Einen Ausblick auf die Wünsche und Möglichkeiten des neuen Jahres gaben PS.SPEICHER-Geschäftsführer Lothar Meyer-Mertel und Dr. Günter Diener, geschäftsführender Vorstand der Förderfreunde. Man wünsche sich noch mehr Besucher, noch mehr auswärtige Gruppen und Clubs, noch mehr Veranstaltungen in der PS.Halle, noch mehr ehrenamtliche Mitarbeiter, mehr Zustiftungen und Zuwendungen. Gelegenheit zum Mitmachen gebe es 2018 reichlich: Vom 20. bis 22. April findet das Europäische Treffen historischer Omnibusse mit 120 bis 130 Fahrzeugen in Einbeck statt. Vom 1. bis 3. Juni gibt es ein »Störy Revival« mit Kleinwagentreffen und Eröffnung des PS.Depots Kleinwagen. Vom 20. bis 22. Juli sind Oldtimer-Tage, PS.Rallye und PS-Geburtstag. Verschiedene Ausstellungen sind auch schon fest terminiert: Am 18. März wird »Herzklopfen auf Rädern« eröffnet, »Klein, aber oho« folgt im Sommer in der jetzigen Rennsportabteilung, und um Elektromobilität geht es ab Mitte April. Umgestaltet und 2019 eröffnet wird Saal 7 der Ausstellung mit dem Schwerpunkt Mauerfall, Grenzöffnung und 80er Jahre. Auch Verkehrspädagogik und Fahrsicherheit sollen neu werden.

Den Schwung von 2017 möchten die Förderfreunde mitnehmen, um mit einem attraktiven Programm weiter zu wachsen. Mit direkter Ansprache und viel Präsenz sollte es möglich sein, das 1.000. Mitglied zu gewinnen. Im vergangenen Jahr haben rund 1.500 Besucher acht Vortragsveranstaltungen besucht. Mit einem Bericht über eine Reise mit Ural-Gespannen geht es am 2. Februar weiter. Am 16. März ist Flaschenpost aus der Ostsee das Thema, am
5. Mai gibt es Poetry Slam. Weitere Inhalte, so Dr. Günter Diener, seien in Arbeit: E-Mobilität, Mobilität für behinderte Menschen, der 150. Geburtstag von August Horch und der (bundes-)deutsche Sieg bei der Sechstagefahrt im Oktober 1968. Unterstützen werden die Förderfreunde die Lernwerkstatt, die Neugestaltung des Spielplatzes, den Verkehrskindergarten sowie die Anschaffung neuer Exponate.

Anknüpfend an den Wunsch von Heidi Hetzer, sich mehr Zeit für Freundlichkeit und Fröhlichkeit zu nehmen, erinnerte er daran, dass Freunde sich gern etwas schenken würden – das jüngste Geschenk der Förderfreunde sei wahrlich eine Sensation: nur zweimal gefertigt, 100 Jahre alt und das einzige erhaltene Exemplar. Die Förderfreunde könnten ein Stück Motorradgeschichte übergeben, den Prototypen des Pax-Rades, Vorläufer für das einzigartige Megola-Motorrad.

Kurator Andy Schwietzer erläuterte, dass der sternförmige Motor dabei erstmalig zum Einsatz gekommen sei. Entwickelt wurde er von Fritz Gockerell. Der Luftschiffmaschinist baute 1918 den ersten fahrzeugtauglichen Umlaufmotor, das Pax-Rad; aus dem kompakten Leichtmotorrad mit drei Zylindern wurde später die Megola mit fünf Zylindern. Der Rohrrahmen wurde durch einen Stahlbaurahmen ersetzt. Meixner stellte die Produktionsmittel bereit, Gockerell lieferte die Idee, Landgraf die Finanzierung – aus den Anfangsbuchstaben entstand die »Megola«, das Motorrad mit Motor im Vorderrad. »Es ist einmalig, dass wir beide haben«, betonte Andy Schwietzer.

Das Pax-Rad sei, so Holger Eilers, ein großer Beitrag zur Einzigartigkeit der Ausstellung, was die Gäste begeistern werde – zu sehen ist es ab dieser Woche in der Ausstellung.

Über eine Spende – auf Initiative von Hella Rabbethge-Schiller – konnte sich Karl-Heinz Rehkopf schließlich freuen: ein Moskwitsch-Tretauto aus sowjetischer Produktion der 80er Jahre. Heinrich von Uechtritz, früherer Landwirtschaftsattaché an der deutschen Botschaft in Moskau, hatte dort drei solcher Tretautos, dem Modell 412 nachempfunden, für seine Söhne gekauft. Zwei waren schließlich ziemlich »abgearbeitet«, das dritte, auf dem Speicher in Bad Godesberg gut gelagert, konnte er nun übergeben. Das Auto wurde im Original zwischen 1964 und 1975 im Moskauer Lenin-Automobilwerk gebaut, auf der Basis eines Opel Kadett. Es galt als sehr zuverlässig und wartungsfreundlich und konnte auch in Nordeuropa Fuß fassen. In West-Deutschland dagegen kam es nicht an. Auch als Spielzeug sei der Wagen populär gewesen, und er sei sicher, so der Spender, dass er hier in den besten Händen sei.

Er freue sich sehr, so Karl-Heinz Rehkopf, »auch wenn es keinen Motor hat.« Schon als Fünfjähriger habe er für Tretautos geschwärmt und den Hollenstedter Nachbarsjungen, der eines hatte, sehr darum beneidet. Immerhin durfte er es gelegentlich ausleihen, und damit habe er rangieren und parken gelernt, verriet er.ek