Ausschuss für Kernstadtfragen

»Mit einer schönen Stadt kann man kokettieren«

Bericht zu »Kunst an Kästen« | Instandsetzung der Tiedexer Straße | Kein zweiter Hundeauslaufplatz

Angetan von der Bepflanzung am Bäckerwall waren die Mitglieder des Ausschusses für Kernstadtfragen und anwesende Bürger.

Einbeck. Vielfalt und Blütenpracht lobten die Mitglieder des Ausschusses für Kernstadtfragen bei einem Ortstermin am Bäckerwall. Weitere Themen bei der anschließenden Sitzung im Alten Rathaus waren unter anderem »Kunst an Kästen«, Instandhaltung von Straßen und Ausweisung eines zweiten Hundeauslaufplatzes in der Kernstadt.

Schon öfter befasste sich der Ausschuss mit den Wallanlagen, teilte Vorsitzender Rolf Hojnatzki, SPD, mit. Früher gab es am Bäckerwall Saisonbepflanzung. Sie war schön anzusehen, aber aufwändig. Mit der neuen Bepflanzung – nachhaltig und dauerhaft – wurde eine gute Lösung gefunden. Lob gab es für die Straßengärtnerei. Gut gestaltet wurde das Areal der ehemaligen Voliere, bei Bänken erfolgte ein Austausch. Demnächst soll noch das Anstreichen der Treppengeländer folgen.

Die Tiergehege waren nicht mehr zeitgemäß, teilte René Kopka, SPD, mit. Es sei schön, was entstanden sei. Appelliert wurde erneut an die Hundebesitzer, das »Geschäft« ihrer Tiere mitzunehmen und es nicht als »Tretminen« zurückzulassen. Neben dem Hundekot sei zudem hinterlassener Müll ein großes Ärgernis.

Joachim Dörge, CDU, lobte ebenfalls die schöne Gestaltung und den neu gestalteten Kinderspielplatz. Leider sei keine »Beachbarecke« an der Nordseite entstanden, sagte er schmunzelnd, dafür schöne und vielfältige Pflanzenareale.

Öfter gab es die Anregung, die Wälle für Radfahrer zu öffnen, sagte Armin Hinkelmann, GfE/Bürgerliste. Er sei strikt dagegen, das wäre viel zu gefährlich. Der geringe Platz würde zu einer hohen Gefährdung von Bürgern führen – vor allem von Kindern, aber auch von Bewohnern der angrenzenden Seniorenheime.
Kosten für die Instandsetzung der Tiedexer Straße belaufen sich auf rund 150.000 Euro, erklärte Thomas Kreykenbohm vom Straßen- und Grünflächenmanagement. Die Fahrbahn will man flächig anfräsen und im Anschluss neu asphaltieren. Abgesackte Borde und Gossen werden punktuell reguliert. Den Plattenbelag der Gehwege nimmt man auf und ersetzt ihn durch den Einbau von grauem Betonsteinpflaster. Vorhandene Abschnitte in Pflasterbauweise werden reguliert und wieder verlegt. Die Nutzungsdauer beträgt rund zwölf Jahre.

Die Tiedexer Straße sei in Niedersachsen einmalig, so Hinkelmann. Gegen angeregte Begrünung war, um nicht die Faszination des einzigartigen Ensembles zu minimieren. Mit der Instandsetzung habe man eine gute Lösung gefunden, so Dr. Marion Villmar-Doebeling, FDP. Einstimmig stimmte der Ausschuss dafür.

Viel Geld habe man dieses Jahr schon in die Hand genommen, um die Radwege zu sanieren, erklärte Kreykenbohm. Arbeiten im unteren Bereich des Hubewegs folgen in den Sommerferien sowie weitere kleinere Maßnahmen. Im kommenden Jahr will man zum Beispiel Hannoversche Straße, Mozartstraße und Mägdebrink angehen, aber auch Straßen in den Ortschaften. Man werde nicht arbeitslos, sagte Kreykenbohm, es gebe viel abzuarbeiten. Rund 40 bis 50 Euro koste die Instandsetzung eines Quadratmeters, das Budget für die Straßenunterhaltung stelle einen limitierenden Faktor dar, so dass pro Jahr nur ein paar Großprojekte umsetzbar seien.

Da es Anfragen aus der Bevölkerung gab, erarbeitete das Gebäude- und Liegenschaftsmanagement drei Vorschläge für einen zweiten Hundeauslaufplatz in der Kernstadt. Angetan waren die Ausschussmitglieder bedingt. Der ehemalige Baseballplatz westlich der Geschwister-Scholl-Schule und eine Teilfläche auf dem Grundstück der Firma Pelz-Schmidt lägen zu weit ab; das Areal im Offiziersgarten sei zwar schön, doch mit Autos nicht so gut zu erreichen und werde für den jährlichen Mittelaltermarkt benötigt, hieß es.

Die Ausarbeitung der Verwaltung lobten Dörge und Kopka, doch seien sie nicht optimal. Es scheine trotz intensiver Bemühungen, keinen innenstadtnahen und geeigneten Platz zu geben, so Hinkelmann. »Wir haben es versucht, aber nichts Passendes gefunden«, so Udo Mattern, GfE/Bürgerliste. Einstimmig stimmte der Ausschuss dafür, von der Errichtung eines zweiten Hundeauslaufplatzes Abstand zu nehmen.

Über »Kunst an Kästen« berichteten Hans-Jürgen Kettler und Manfred Thiele vom Vorstand der Bürgerinitiative »Sch(l)aufenster«. Angestoßen wurde das Projekt im April 2016. Seitdem habe sich viel getan, so Kettler. Im vergangenen Jahr wurde der 50. Kasten in Erinnerung an die Synagoge verschönert. Viele positive Rückmeldungen existieren, Interessenten können gern die BI ansprechen.

Vorbereitende Arbeiten übernahm lange Peter Zieseniß, jetzt nimmt dies Jörg Hinkelmann wahr. Für die Beklebung seien wechselnd Fachfirmen der Region zuständig. Gute Zusammenarbeit gebe es mit den meisten Eigentümern der grauen Kästen, einige zieren sich ein bisschen, sagte Thiele. Mit Kunst Einbeck zu verschönern, das komme bei Bürgern und Touristen gut an. Oft stehen Menschen vor den historischen Bildmotiven mit Bezug zu dem jeweiligen Standort und erfreuen sich daran.

Schön sei, dass »Kunst an Kästen« mit seiner besonderen Verschönerung respektiert werde, sagte Thiele, bis auf einmal gab es noch keine Beschmierungen. Besondere Exemplare entstanden dieses Jahr schon am Ostertor sowie der farblich gestaltete Kasten von Patricia Keil und Kathi Enders im Rahmen des Cestnik-Jahres. Weitere folgen, kündigte er an, auch auf den Dörfern. Bisher existieren welche zum Beispiel in Kreiensen, Sülbeck, Hullersen, Odagsen, Kuventhal oder Salzderhelden. »Mit einer schönen Stadt kann man kokettieren«, sagte Thiele, dafür setze sich die BI gern ein. Allein in der Kernstadt existieren mehr als 700 graue Kästen, es gebe noch einiges zu tun. Er dankte allen Sponsoren und Förderern, die das schöne Projekt unterstützen.

Immer wieder sei es spannend, was man auf den ehemals grauen Verteilerkästen entdecken könnte, so Hojnatzki. Angeregt von der CDU vor einigen Jahren habe das Projekt richtig Fahrt aufgenommen, so Dörge, die Erfolgsgeschichte schwappe auch schon auf andere Städte über. Viel Lob gab es von den Ausschussmitgliedern, die sich auf weitere Verschönerungen freuen.mru