Mit Günter Dietzeks Abschied endet eine Ära an den BBS

Viel Anerkennung für den langjährigen Schulleiter / »Wir verlieren ein Schwergewicht« / Engagiert, humorvoll, ein Vorbild

Die Schulbehörde hat sich nicht vertan: Ende des Schuljahres wird der Schulleiter der Berufsbildenden Schulen Einbeck, Oberstudien-direktor Günter Dietzek, tatsächlich in den Ruhestand gehen. Im offiziellen Rahmen ist er jetzt mit vielen guten Wünschen, Spaß und höchster Anerkennung verabschiedet worden.

Einbeck. Nach acht Amtsjahren hatten die Schüler und das Kollegium sowie langjährige Begleiter eine bunte Abschiedsreise für Günter Dietzek vorbereitet, um ihn von allen Seiten zu beleuchten und zu verzaubern, zum Lachen zu bringen, mit ihm zu spielen und ihn beruflich zu würdigen, wie es der stellvertretende Schulleiter Renatus Döring und Abteilungsleiterin Dörte Kirst-Bode ankündigten.

Von einem besonderen Tag sprach Hans-Günther Holzmann, Leitender Dezernent der Landesschulbehörde, Abteilung Braunschweig. Mit Günter Dietzek verliere man ein Schwergewicht. Ein herzliches Dankeschön spreche er aus für den Dienst, den er hervorragend geleistet habe. Wenn Dietzek jetzt mit 62 Jahren gehe, verzichte er auf weitere drei Jahre an der Schule - und mit ihm sterbe diese Art des Schulleiters aus. Holzmann skizzierte den beruflichen Werdegang Dietzeks, der 1965 in Hann. Münden seinen Realschulabschluss ablegte. Nach einer Lehre als Industriekaufmann folgten ein Betriebswirtschaftsstudium in Kassel und die Tätigkeit bei einem Steuerberater. Über eine Zusatzqualifizierung wurde er 1978 Lehrer an den Berufsbildenden Schulen in Einbeck. Die sei zwar eine ungewöhnliche Hinführung zum Beruf gewesen, aber die Praxisjahre bildeten eine solide Basis. In der Schule habe er sämtliche Stufen durchlaufen. Sein Interesse galt stets den Schülern, und als gute Führungskraft habe er auch ein glückliches Händchen gehabt, etwa mit der ProReKo-Schule, für die Dietzek Antriebsmotor gewesen sein. Dass die BBS Einbeck positiv wahrgenommen werde, sei sein Verdienst, und er sei sicher, so Holzmann, dass das auf hohem Niveau weitergehen werde, mit einem geschmeidigen Übergang in die nächsten Jahre.

Die gute, verlässliche Zusammenarbeit und das persönliche Verstehen hob Landrat Michael Wickmann hervor. Dietzeks berufliche Erfahrung sei spürbar, er kenne das Feld, das er leite, durch und durch. Immer habe er verantwortlich und beharrlich gehandelt, etwa beim Bau des Forums, das deutlich seine Handschrift trage. Auch ProReKo habe als neue Erfahrung der Schule gut getan. Eine lebendige Schule mit einer gesicherten Zukunft habe er mit dem richtigen Team geschaffen. Dabei sei der Alltag hier nicht immer glücklich und heiter, zuweilen wehe ein rauher Wind, bei dem Geduld und Toleranz notwendig seien. Wenn der Tages- und Jahresablauf jetzt entspannter werde, sollte ein Gefühl von Zufriedenheit nicht fehlen.

Den Besuch an diesem wichtigen Tag hatte sich Tadeusz Zimny nicht nehmen lassen, Leiter der Agro-Business-Schule im Partnerlandkreis Schlochau in Polen. Zimny hob die gute Zusammenarbeit mit der BBS hervor, und er überreichte an Günter Dietzek den Orden »Freunde der Agro-Schule in Czluchow«.

Für den Schulbeirat beleuchtete Dr. Henning von der Ohe Günter Dietzek zunächst als Schulleiter. Die Schule habe sich unter seiner Leitung erkennbar herausgeputzt, er habe viel erreicht, auch für die Stärkung des Schulstandorts Einbeck. Dass die Schule im Wettbewerb bestehen könne, habe sie auch ihrem Schulleiter zu verdanken. Mit ProReKo habe er sie richtig in Schwung gebracht. Dem Schulbeirat habe Dietzek deutlich gemacht, dass man sich nicht auf Erreichtem ausruhen dürfe. Und privat gebe es seit langem viele Gemeinsamkeiten, etwa in der Stiftung St. Alexandri, aber auch in einer Spielerunde. Hier habe er immer wieder gezeigt, was ihn auch im Beruf auszeichne: den richtigen Platz zu finden.

Als verlässlich, besonnen und von integrativer Kraft schilderte Superintendent Heinz Behrends den Schulleiter. Er dankte für gute Dienste und persönliche Beziehungen, und er erinnerte an Projekte wie »Weihnachten bewegt«. Zwischen Kirche und BBS seien die Beziehungen gut. Dietzek habe seinen persönlichen Glauben immer gelebt und das Haus bestellt.

»In vielen Töpfen gerührt« habe ihr langjähriger Kollege, blickte Gisela Grimme von der Elisabeth-Selbert-Schule Hameln auf gemeinsame Jahre. Sie beeindruckte nicht nur Günter Dietzek mit einem gezauberten Kuchen, einem brennenden BBS-Handbuch und einer Tücherkette aus guten Wünschen.

Es sei tatsächlich eine Ära, die jetzt zu Ende gehe, stellte der stellvertretende Schulleiter der BBS, Renatus Döring fest. Dietzek habe die Schule maßgeblich mitgeprägt in mehr als drei Jahrzehnten an »seiner« BBS. Seine acht Jahre als Schulleiter, parallel zu ProReKo, seien ein ausgesprochener Glücksfall. Man sei dankbar, dass bereits Vorgänger Rudolf Schudrowitz das Projekt an den Haken genommen habe und dass Dietzek die Mission, die Schule zu entwickeln, weiterverfolgen konnte. Dabei habe er eine hohe Schlagzahl vorgegeben und viele Arbeitspakete geschnürt. Gute pädagogische Lösungen seien ihm immer eine Herzensangelegenheit gewesen, ebenso Qualitätsmanagement. Bei allen Unterschieden sei das Leitungsteam stets als Einheit aufgetreten. Günter Dietzek sei in vieler Hinsicht das Gesicht der BBS gewesen. Er werde ihn, so Döring, vermissen, seinen Humor ebenso wie seine legendäre Abneigung gegen Papierkugeln, sagte er augenzwinkernd.

Die Weiterentwicklung der Schule sei dem Schulleiter stets wichtig gewesen, er wollte Ideen und Vorstellungen umsetzen, so der Personalratsvorsitzende Harald Meyer. Wenn auch die Zusammenarbeit nicht frei von Spannungen gewesen sei, so war sie doch immer von der Sache geprägt.

Für die Schüler dankten Natascha Burzinski und Holger Andres dafür, dass der Schulleiter immer versucht habe, der jungen Generation Grundwerte zu vermitteln. Er habe sich als Ratgeber und Beschützer Zeit genommen und Vertrauen genossen, die richtigen Worte gefunden und zur Selbstkritik angeregt. Sein Enthusiasmus rund um die BBS habe viele Projekte unterstützt. Für die Schüler sei er das Ideal eines Schulleiters, betonten sie, ein Vorbild, das man vermissen werde. Jetzt werde die Familie mehr Platz bekommen, und zum Abschied machten sie ihn fit für Geocaching - mit dem entsprechenden Geschenkpaket.

Wenn nur ein Viertel von dem stimme, womit er gelobt wurde, gehe er beschwingt in die nächste Lebensphase, versicherte Günter Dietzek in seinen Abschiedsworten. Niemand könne eine Sinfonie flöten, dazu brauche es ein Orchester. Die BBS seien ein solches Orchester, sie leben von kreativer Vielfalt. Aus individueller Vielfalt sei eine erstklassige Einheit geworden, und dafür sprach er allen, die in verschiedenen Funktionen in diesem Orchester tätig waren, Dank aus. Struktur und Umfeld müssten dabei ebenso stimmen wie die Arbeit in den verschiedenen Abteilungen. Und alle müssten mit dem Dirigenten zusammenarbeiten, Visionen und Tempo abstimmen, Vertrauen gewinnen. Routine sei Stillstand, warnte er, und Kontinuität brauche permanenten Wandel. Mit gegenseitigem Respekt und dem Gefühl für Gemeinsinn habe man hier zum Motto gefunden: Aufeinander hören, miteinander handeln.

Umrahmt wurden die Wortbeiträge von Musik und pointierter Unterhaltung. So sang Louisa Mose auf eindrucksvolle Weise Leonard Cohens »Hallelujah«, Fachschüler amüsierten Günter Dietzek mit einer Zeitreise in seine Pensionärs-Zukunft sowie mit einer filmischen Rückschau auf seine Tätigkeit. Das Kollegium präsentierte »Neues aus der Anstalt«, einen Kurzabriss von 33 Jahren BBS in Reimform, es gab ein kreatives Freizeitbuch »nur für Günter«, Marco Fischer und Tobias Möhle sorgten mit Gesang für harmonische Töne und die Schulband hatte ein Lied für ihn komponiert. Beim Leitungsteam musste er er eine Abschiedsprüfung absolvieren, die er mit Bravour bestand.ek