Morgen wird Fronleichnam gefeiert

Ab 19 Uhr Festgottesdienst in der Münsterkirche, anschließend Prozession

Am morgigen Donnerstag, 23. Juni, feiert die katholische Kirche Fronleichnam, das Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi, so der offizielle Name. In der Münsterkirche St. Alexandri beginnt um 19 Uhr der Festgottesdienst. Dazu lädt die St. Josefs-Gemeinde, Einbeck und Dassel, sowie die portugiesische Gemeinde ein. Der Gottesdienst und die anschließende Prozession wird vom Bläsergemeinschaft Kuventhal-Einbeck gestaltet.

Einbeck. Die anschließende Prozession führt von der Münsterkirche über Stiftplatz, Hohe Münsterstraße, Neuer Markt, Ostertor und Stiftsgarten zu Sankt Josef. Die Anwohner werden gebeten ihre Häuser zu schmücken. Nach der Prozession werden Grillgut und Getränke zur Stärkung angeboten.

Die Nonne Juliana von Lüttich hatte im 13. Jahrhundert eine Vision: Ein wunderbar strahlender Mond, dessen Rand einen weißen Fleck aufwies. Erst 20 Jahre nach dieser Vision vertraute Juliana dieses Gesicht samt der Deutung einer Freundin an, der Kaiserin Eva, einer frommen Frau. »Dem Kirchenjahr fehlte ein Fest zu Ehren der heiligen Eucharistie.« Über 20 Jahre hatte Juliana geschwiegen und ihre Erfahrungen in Demut als Privatoffenbarung akzeptiert, als eine persönliche Gebetserfahrung betrachtet. Erzdiakon Jacques Pantaleon in Lüttich hörte von dieser seltsamen Vision und es gelang ihm die abwehrende Haltung des Lütticher Bischofs Robert de Torete zu widerlegen. Dieser ordnete im Jahr 1246 für seine Diözese ein Fest zur Verehrung der Eucharistie an. Im Jahre 1261 wurde   Pantaleon zum Papst gewählt. Als Papst Urban IV. führte er im Jahr 1264 das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche ein. Als Termin dafür wurde der Donnertag nach dem Dreifaltigkeitssonntag bestimmt. Das Fronleichnamsfest nimmt noch einmal nach dem Ende der Osterzeit das Thema des Gründonnerstags auf. Was im Abendmahlssaal im engsten Kreis der Jünger geschah, soll in Freude und Dankbarkeit kundgetan werden. Das Wort selbst stammt aus den althochdeutschen Wörtern: fron = Herr, heilig, lichnam = lebendiger Leib.

Als das Fronleichnamsfest vor über 750 Jahren entstand und die Prozession sich in der Kirche ausbreitete, war die Welt in den europäischen Ländern christlich geprägt. Heute ist das anders. In der Gesellschaft wird der Glauben und das Religiöse überhaupt aus der Öffentlichkeit verdrängt.

Wenn die Eucharistie in der Monstranz durch die Straßen getragen wird, ist dies nicht mit einer Demonstration zu verwechseln, vielmehr soll es die Menschen daran erinnern, dass Gott  auch in der Alltäglichkeit des Lebens zu finden ist.

Der Naturwissenschaften und spätere Bischof Niels Stensen schrieb in Florenz nach der Fronleichnamsprozession im Jahre 1666 in sein Tagebuch: »Als ich die Hostie mit großer Pracht durch die Straßen getragen sah, regte sich in mir der Gedanke: Entweder ist jene Hostie nur ein einfaches Stück Brot und seine Verehrer sind Toren, oder hier ist der wahre Leib Christi, und  weshalb erweise ich ihm nicht die Ehre?« Diese Alternative stellt das Fronleichnamsfest. Die Frage wird durch die Straßen getragen, ob der Mensch des 20. Jahrhunderts sich noch vorstellen kann, das Jesus Christus auch heute gegenwärtig ist. Wo solche Fragen noch gestellt werden, kann der Mensch auch Christus entdecken.

Als ein besonderes Zeichen der Oekumene wertet Pfarrer Ewald Marschler es, dass die Münstergemeinde für den Festgottesdienst ihr Gotteshaus zu Verfügung stellt. »Heute habe das Fronleichnamsfest eher den Charakter eines gemeinsamen Glaubenszeugnisses aller Christen des werbenden Zeugnisses«, so der Seelsorger. Ihrerseits wollen die Katholiken an diesem Tag die Kollekte für das Brot für die Welt-Projekt und für die »Einbecker Tafel« halten.sts