Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau

Mountainbike-Angebot mit einer Strecke starten

Unerwartet hohe Auflagen und Kosten, aber Politik lässt sich vom Sinn eines Downhill-Trails im Stadtwald überzeugen

Solche von den Mountainbikern selbst angelegte Strecken gibt es bereits im Einbecker Stadtwald. Der Fachausschuss hat sich jetzt dafür ausgesprochen, Trails mit entsprechender Sicherung zu schaffen, zunächst eine Strecke – eine Ausweitung ist möglich.

Einbeck. Die mögliche Dimension hat die Politiker dann vermutlich doch etwas verschreckt, aber die bisherigen Planungen sollen berücksichtigt werden: Der Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau hat sich bei seiner jüngsten Sitzung für die Anlegung von Mountainbike- und Downhillstrecken im Einbecker Stadtwald ausgesprochen. Damit folgte der Ausschuss einem Antrag der SPD-Fraktion vom vergangenen November. Wie so etwas aussehen könnte, dazu haben Jonas Fürchtenicht, der als Förster in Moringen die Stadtforst Einbeck mit betreut, und Jugendpfleger Henrik Probst Erläuterungen gegeben.

Der Antrag wurde im Dezember im Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales positiv diskutiert, und zum Jahresanfang hat eine Suche nach geeigneten Strecken begonnen. Gefahren wird auch jetzt - allerdings nicht legal. Schilder weisen dabei darauf hin, dass das Fahren verboten ist. Im Lauf des Jahres haben Gespräche zwischen der Jugendpflege Einbeck und dem Forstamt Moringen stattgefunden, es wurden mögliche Strecken besichtigt, und bis zum Sommer ist eine Vorauswahl der Streckenführung abgeschlossen worden. Von den Vorschlägen wären elf Abteilungen im Stadtwald mit insgesamt 46 Hektar Fläche betroffen. Ausgewählt wurden vier Routen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die zwischen den »Teichen, dem »Sonnenberg« in Negenborn, dem Kaiser-Friedrich-Turm und dem Waldrand liegen.

Das gesamte Paket habe finanzielle Auswirkungen, so der Förster: Der Verlust von etwa 46 Hektar Wirtschaftsfläche bedeute bis 2028 eine nicht nutzbare Holzmasse in der Größenordnung von 4.131 Festmetern beziehungsweise Einnahmeverluste aus dem Holzverkauf von rund 115.000 Euro. Ähnlich hohe beziehungsweise steigende Verluste seien in den künftigen Forsteinrichtungsperioden zu erwarten. Außerdem vermindere sich die Einnahme der Jagdpacht. Hinzu komme eine erhöhte Verkehrssicherungspflicht auf doppelter Baumlänge zu beiden Seiten der Strecke. Mindestens zweimal jährlich müssten Baumkontrollen – im belaubten und im unbelaubten Zustand – erfolgen. Es müssten eventuell notwendige Verkehrssicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. Die Strecken wären wöchentlich zu kontrollieren und, wenn erforderlich, zu reparieren. Versicherungskosten fallen an, außerdem Kosten für Bau und Instandhaltung von Trails und baulichen Anlagen wie Rampen, Abfahrpodesten oder Steilkurven. Für die personellen Anforderungen, das machte Fürchtenicht klar, habe das Forstamt Moringen die Kapazitäten nicht.

Unter diesen Bedingungen würde man aus dem Beförsterungsvertrag aussteigen - da müsste man sich mit der Bewirtschaftung sehr strecken. Es würden sich mehrere Konfliktfelder eröffnen: zu anderen Erholungsuchenden, zur Forstwirtschaft, durch erhöhten Pkw-Verkehr im Wald, zumal bei überregionaler Vermarktung. Wild und Jagd würden gestört und eventuell Flora, Fauna und Biotope beeinträchtigt. Auch andere Waldbesitzer - in der Nähe liegt ein Privatwald - könnten negative Auswirkungen spüren. Ein Mountainbike-Areal im Stadtwald bereichere sicher das sportliche Angebot, so Fürchtenicht in seinem Fazit. Gleichzeitig führe es aber zu massiven Mindereinnahmen in der Forstwirtschaft und schaffe Konfliktfelder. Langfristige Kosten und Nutzen seien vorab zu kalkulieren, und es sollte eine Bedarfs- und Nutzungsanalyse durchgeführt werden, damit nichts geschaffen werde, was nicht oder nur kurzfristig genutzt werde.

Die Vorlage der Verwaltung sah vor, möglichst noch in diesem Jahr mit einem zentralen Streckenbereich zu beginnen. Im ersten Nachtragshaushalt 2021 ist bereits Geld dafür zur Verfügung gestellt worden. Eine Bauleitplanung ist nicht erforderlich. Es soll eine weitgehend naturbelassene Strecke erstellt werden. Für den weiteren Ausbau müssen dann Baugenehmigungen für einzelne Elemente geprüft werden, die Erfahrungen aus der ersten Strecke wird man dafür nutzen. Träger soll zunächst die Stadt Einbeck sein, die auch in der Verkehrssicherungspflicht bleibt. Ein noch zu gründender Förderverein sollte dann Pflege und Betreuung der Strecke sowie die Verantwortung übernehmen, aber auch hier könnten sich aus der Erfahrung andere Lösungen ergeben.
Dieter Scholz, hinzugewähltes Mitglied im Ausschuss, stellte fest, dass die Ansprüche da seien, es werde jedoch schwer, den Verkehr auf solchen Abschnitten zu regulieren. Er unterstützte die Idee, mit einer Strecke zu starten und die Ergebnisse zu beobachten.

Was da geplant sei, sei nichts für normale Fahrradfahrer, räumte Armin Hinkelmann, GfE, ein. Er befürwortete eine Strecke, aber eigentlich nicht im Stadtwald. Man habe sich seiner Meinung nach zu wenig Mühe gegeben, um Strecken zu finden. In den Dörfern müsste es auch geeignete Flächen dafür geben, ohne dass der Wald so stark in Mitleidenschaft gezogen werde.

Kritisch äußerte sich auch Dietmar Bartels, Grüne. Er sei durchaus für ein solches Angebot, aber er hätte nie gedacht, welcher Aufwand dafür erforderlich sei. So könne er nicht zustimmen.

Der Wald werde von immer mehr Interessensgruppen beansprucht, stellte Klaus-Reiner Schütte, SPD, fest. Hier müsse es gelingen, alle unter einen Hut zu bekommen und die Nutzung in geordnete Bahnen zu steuern. Das Vorhaben solle das Freizeitangebot für die Jugend verbessern. Man schaffe Möglichkeiten, die »in« seien, abseits der Wege, die von Fußgängern und »normalen« Radfahrern genutzt würden. Er sehe den Vorschlag positiv, die Ausarbeitung sei gut, und man sollte mit der Versuchsstrecke starten.

Dass sich die Jugendpflege mit den weiteren Beteiligten viele Gedanken um junge Leute gemacht habe, lobte auch Eunice Schenitzki, SPD. Die Ortschaften hielt sie für eine solche Anlage für nicht geeignet, das sei zu kurz gedacht. Das Gefahrenpotenzial sollte man ansprechen, aber Radfahren sei auch Erholung.
Für eine grundsätzlich gute Sache hielt Albert Eggers, CDU, die Vorschläge. Aber mit Blick auf die von Förster Fürchtenicht erläuterten Rahmenbedingungen müsste man die Strecken noch einmal überprüfen beziehungsweise überarbeiten. Zudem sei die finanzielle Auswirkung mit den Einnahmeverlusten gravierend. Bei der Abschaffung der Straßenausbaubeiträge habe man entschieden, dass man sparen müsse - jetzt sollte man nicht solche Kosten ansetzen beziehungsweise auf Einnahmen verzichten. Diese Fragen müssten erst geklärt werden.

Worum es für die Jugendlichen gehe, machte Jugendpfleger Probst deutlich: Vor dem Hintergrund, dass es im Stadtwald schon Wildwuchs in Form verschiedener ungesicherter Strecken gebe, habe man sich entschlossen, die Wünsche zu kanalisieren und das Fahren sicherer zu machen, denn man könne nicht hinnehmen, wie es jetzt sei. Aus der Not wolle man eine Tugend machen. Ausgesucht habe man Bereiche, in denen es nicht so »weh« tue, wenn man sie nicht mehr nutze. In der Ausarbeitung stecke viel Arbeit; der Vorwurf, man habe sich keine Mühe gegeben, sei unfair. Eine Arbeitsgruppe mit Jugendlichen, Experten und Jagdpächtern habe sich auf dieses Gebiet unterhalb der »Teichen« geeinigt. Es seien dabei alle versammelt gewesen, die dort fahren wollten. Bewusst wolle man mit einer naturbelassenen Strecke begonnen. Für die Jugendlichen sei dies ein wichtiges und attraktives Sportangebot, und wenn man sie wegbringen wolle von den Konsolen, dann könne man das damit schaffen. Das Vorhaben werde begleitet, viele Erwachsene würden dahinter stehen, und einen Förderverein habe man auch angedacht. Ein solches Angebot koste etwas, aber er sei positiv gestimmt, dass man die Gefährdung eingrenzen könne, wenn man sie lenke. Man wolle da kein Wolkenkuckucksheim bauen, bei dem dann doch nichts passiere, sondern anfangen mit einem Angebot. Er halte es für fair, wenn es die Möglichkeit gebe, das Vorhaben mit der ersten Strecke zu starten.

Er sei zwar enttäuscht, dass der Stadtwald ausgesucht wurde, aber wenn dies das ideale Gebiet sei, sollte man das Vorhaben nicht auf die lange Bank schieben, räumte Armin Hinkelmann seine anfänglichen Bedenken beseitige. Für einen wichtigen Vorschlag hielt auch Dietlind Ostermann, für den Seniorenrat im Ausschuss, das Vorhaben. Man dürfe das jetzt nicht auf den St. Nimmerleinstag verschieben, so dürfe man mit der Jugend nicht umgehen.

Mit Blick darauf, mit einer kleinen Strecke zu starten und aufgrund der gesammelten Erfahrungen fortzufahren, sprach sich der Ausschuss einstimmig für den Bau einer ersten weitgehend naturbelassenen Strecke aus unter der Voraussetzung, dass die Untere Naturschutzbehörde und der Stadtarchäologe ihre Zustimmungen erteilen.ek