Musik schlägt eine Brücke zwischen Himmel und Erde

Generalvikar Dr. Werner Schreer weiht neue Orgel in St. Josef / Digitale Version dicht am Klang einer Pfeifenorgel

Die Gottesdienstbesucher, die sie gehört haben, konnten staunen: Mit besonderem Klang überzeugt die neue Orgel in der katholischen Kirche St. Josef in Einbeck. Das Instrument, sagte der Generalvikar des Bistums Hildesheim, Dr. Werner Schreer, der die Weihe vornahm, sei geeignet, über die Musik eine Brücke von den Menschen zu Gott zu schlagen, sie zeige etwas von der Zuwendung und Nähe Gottes.

Einbeck. »Unser Traum hat sich erfüllt«, stellte Pfarrer Ewald Marschler fest, der den Gottesdienst gemeinsam  mit Generalvikar Dr. Werner Schreer und Dechant Franz Kurth feierte. Im Januar 2009 habe man den Gedanken gefasst, eine neue Orgel zu beschaffen.

»Wenn einer träumt, bleibt es ein Traum, wenn viele gemeinsam träumen, ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit« zitierte Marschler ein brasilianisches Sprichwort. Er dankte allen, die durch teilweise hochherzige Spenden dazu beigetragen hätten, dass die Digitalorgel beschafft werden konnte. Dank sage er aber auch für jeden einzelnen Euro, der für diesen Zweck gespendet wurde, ebenso dem Orgelausschuss. »Unsere drei Organisten brennen nun darauf, die Orgel zu Gehör zu bringen.«

Eine Orgel werde nicht einfach in Betrieb genommen, sondern sie werde festlich geweiht, stellte der Generalvikar fest. Ihre Bestimmung gehe über die Technik hinaus. Die Orgel unterstütze den Gesang der Gemeinde, sie wirke mit, das Lob Gottes vor den Herrn zu tragen. Sie sei die Brücke zwischen Himmel und Erde.

Als lange Liste von Geboten erscheine der Kolosserbrief des Apostels Paulus: »Wenn’s zur Sache geht, kommen die Gebote: So sollt ihr leben«, sagte Dr. Werner Schreer in seiner Predigt. Die zehn Gebote seien nicht allein zehn Ausrufungszeichen, bei denen man sich eher unwohl fühlen müsse, sondern sie sagten auch etwas aus darüber, was Gott über die Menschen denke: »Ich bin dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat.« Es sei eben nicht »typisch Kirche«, ermahnt zu werden, sondern Gott zeige seine Liebe als das Band, das alles zusammenhalte. Dass Gott zunächst die Gebote erlasse und deshalb nicht so sympathisch sei, wäre eine falsche Interpretation: Vielmehr sei die Botschaft: »Ihr seid von Gott geliebt.« Eine Serie von Geboten könne die Menschen kleiner machen. Fühlten sie sich dagegen von Gott geliebt, erhielten sie Hoffnung, könnten Sinn und Wert des Lebens erfahren. Konkret bedeute dass, auf die Liebe Gottes fest vertrauen zu können. Aus der Liebe wiederum lasse sich Kraft schöpfen, um als liebevoller Mensch zu leben. »Dann geht es einem leichter von der Hand gut zu sein.« Wenn man sich nicht geliebt fühle, werde man sich eher einigeln oder die Krallen ausfahren. Aus dem Zuspruch erwachse der Anspruch, dass man die Liebe Gottes spiegeln könne: »Gott liebt uns, deshalb können wir uns an die Gebote halten.«

Wer sich von Gott geliebt fühle, der wolle Psalmen, Hymnen und Lieder singen: Geliebt zu sein, äußere sich in Freude und Musik. Die neue Orgel, schlug der Generalvikar den Bogen zu St. Josef, mache es möglich, Hymnen und Lieder schöner zu begleiten, und wer so ergriffen sei, spüre die Nähe Gottes. Dieser Effekt funktioniere auch andersherum. Das Leben sei mehr als Alltag, und so gehöre auch Musik dazu. Die Orgel erinnere an die Reihenfolge des Glaubens: Gesang bewege die Menschen und vermittele ihnen die stärkende Erfahrung, Gottes geliebte Kinder zu sein. Sie vermittele etwas von der Zuwendung und Nähe Gottes.

In seiner Weihe wünschte der Generalvikar, dass der Klang der Orgel in der Gemeinde die Freude wecken möge, dass die Menschen Kinder Gottes seien. Die Orgel sollte daran erinnern, dass Gottes Wort eine frohe Botschaft sei, und sie sollte die Hoffnung stärken auf unvergängliche Freude.

Bei der neuen Digitalorgel sind die Pfeifentöne einzeln aufgenommen worden. Das Modell enthält die Töne zweier Silbermann- und der Eichstätter Domorgeln. Die digitalisierte Version kommt dem Klang einer Pfeifenorgel sehr nahe.ek