»Nabucco« zog das Einbecker Publikum in den Bann

Aufführung des Meisterwerks von Giuseppe Verdi auf dem Marktplatz | imposante Inszenierung

Angetan waren die mehr als 1.000 Zuschauer auf dem Einbecker Marktplatz von der Präsentation des Meisterwerks von Giuseppe Verdi und der gekonnten Inszenierung.

Einbeck. Es war ein außergewöhnliches und imposantes Erlebnis: Stimmgewaltig und mit großem schauspielerischen Können ertönte Giuseppe Verdis Meisterwerk »Nabucco« auf dem Einbecker Marktplatz. Mehr als 1.000 Zuhörer waren angetan von der berühmte Oper, viel Beifall gab es für die Akteure. Etwas Besonderes war die Aufführung für Petra Reemts und Bozena Indorf, sie waren als Statisten Teil des Chores der gefangenen Hebräer.

Grundlage des Opernklassikers ist das Libretto des Italieners Temistocle Solera (1816 bis 1878). Die Handlung speist sich aus Legenden um den biblischen Herrscher Nabucco (Nebukadnezar II.), König Babylons von 605 bis 562 vor Christus. Hintergrund sind die Eroberung Jerusalems 587 vor Christus und die Wegführung des jüdischen Volkes in babylonische Gefangenschaft 586 vor Christus. »Nabucco« war der erste große Erfolg Verdis auf der Opernbühne.

32 Chorsänger und Solisten der Festspieloper Prag sowie 28 Musiker des Orchesters unter Leitung von Martin Doubravsk präsentierten das Meisterwerk auf dem Einbecker Marktplatz. Vor Beginn freute sich Florian Geldmacher, Geschäftsführer von Einbeck Marketing, so viele Gäste zum besonderen Open-Air-Erlebnis auf dem Marktplatz begrüßen zu können. Im außergewöhnlichen Fachwerkambiente der Innenstadt wünschte er allen einen genussvollen Abend mit »Nabucco«. Auf- und abgebaut wurde das Festspielgelände samt Bühne, Orchester- und Kostümzelt sowie Absperrungen innerhalb eines Tages.

Nach der Ouvertüre, sanft beginnend und dann voluminöser werdend, belagerte im ersten Akt Nabucco (gespielt von Martin Bárta) Jerusalem. Die Einwohner beten unter dem Hohepriester Zacharias (Jurij Kruglov) um Gottes Schutz mit »Sperate, o figli« («Habt Mut Kinder Judas«). Der Hohepriester teilt den Hebräern mit, dass ihnen Fenena (Šárka Hrbácková ), die Tochter Nabuccos, als Geisel dienen soll. Dem Neffen des Königs von Jerusalem, Ismael (Dušan Ružicka), übergibt er sie. Doch beide lieben einander, seit Fenena einst Ismael aus dessen babylonischer Gefangennahme befreite und mit ihm nach Jerusalem kam. Dazu passend wurde das Lied vorgetragen »Fenena! O mia diletta« (»Fenena! Oh mein Geliebte«). Doch auch Abigail (Liana Sass), vermeintliche Erstgeborene Nabuccos, verliebt sich in Ismael. Es gelingt ihr, das liebende Paar im Tempel gefangen zu nehmen.

Sie ist bereit, ihn freizulassen, wenn er sie liebt und Fenena verlässt. Doch Ismael weist sie zurück; er will das Schicksal seines Volkes teilen. Nabucco erobert Jerusalem, und es ertönt »Viva Nabucco«. Zacharias offenbart ihm, dass Fenena Geisel der Hebräer ist. Als Nabucco, um seine Tochter zu retten, daraufhin die Stadt nicht mehr plündern will, entlässt Ismael Fenena in die Freiheit. Da verbrennen die Babylonier den Tempel, und die Hebräer verfluchen Ismael.

Zu Beginn des zweiten Aktes erfährt Abigail durch einen Brief (»Ben io t’invenni, o fatal scritto«; »Ein Glück dich zu finden, tödliches Schriftstück«), dass sie eigentlich eine Sklavin ist, Fenena hingegen die echte Königstochter und Thronfolgerin. Die Verbitterte lässt sich vom babylonischen Hohepriester Gran Sacerdote (Oldrich Kríž) in Nabuccos Abwesenheit die Macht übertragen und will Fenena beseitigen. Da erscheint der schon Totgeglaubte Nabucco. Voller Zorn ruft er sich selber zum Gott aus, es ertönt vom Chor »Deh fratelli, perdonate« (»Brüder, verzeiht ihm«). Ein Blitzstrahl Jahwes schlägt den König von Babylon mit Wahnsinn. Abigail nimmt seine Stelle ein.

Am Anfang des dritten Aktes hat sie den umnachteten Nabucco in ihrer Hand. Sie bringt ihn dazu, den Befehl zur Hinrichtung der Hebräer auszustellen. Das würde auch Fenenas Ende bedeuten, denn sie ist inzwischen zum Judentum übergetreten. Abigail vernichtet in der Folge den Beweis ihrer niederen Herkunft. Die gefangenen Hebräer beklagen am Ufer des Euphrats ihr Schicksal »Va, pensiero, sull’ali dorate« (»Flieg, Gedanke auf goldenen Schwingen«). Beim Gefangenenchor wirkten auch mit großer Freude und in passenden Verkleidungen Petra Reemts und Bozena Indorf mit, die bei der Verlosung von der Einbecker Morgenpost und vom Veranstaltungsbüro Paulis aus Braunschweig Statistenrollen gewannen. Es war für sie etwas Besonderes vor mehr als 1.000 Zuschauern mit auf der Bühne auf dem Einbecker Marktplatz zu stehen.

Zum Ende des Parts prophezeit Hohepriester Zacharia das bevorstehende Ende Babylons mit »Del futuro nel buio discerno (»Ich kann die Zukunft sehen«). Im Anschluss, zu Beginn des vierten Aktes, wird Fenena zur Hinrichtung geführt. Als Nabucco dies sieht, unterwirft er sich Jahwe, dem Gott der Hebräer, und bittet ihn um Beistand mit »Dio di Giuda« (Gott, der Juden«). Sofort fällt die Umnachtung von ihm ab.

Mit seinem Getreuen Abdallo (Jakob Turek) befreit er im letzten Augenblick seine Tochter Fenena und alle Hebräer. Abigail sieht, dass alles verloren ist, vergiftet sich und fleht um Verzeihung. Nun offenbart sich auch Gottes Macht und der Sieg über den babylonischen Gott Baal. Der Chor singt »Immenso Jehova« («Großer Gott Jehova«), danach stürzt das Götzenbild machtlos zu Boden.

Für die imposante Darbietung Giuseppe Verdis Werk »Nabucco« erhielten Darsteller und Musiker viel Beifall. Außer-gewöhnlich war die Inszenierung auf der Bühne neben dem Rathaus, in die Dunkelheit hinein spielend, zog das illuminierte Geschehen viele von Beginn an in den Bann. Als Zugabe ertönte zum Abschluss noch einmal der berühmte Gefangenenchor, bei dem zahlreiche Personen mitschunkelten. Angetan waren die mehr als 1.000 Zuschauer von dem Erlebten, im besonderen Ambiente des Einbecker Marktplatzes das Meisterwerk »Nabucco« zu genießen.