Nachruf: Martin Wehner †

Einbeck. Am Gründonnerstag ist der langjährige Einbecker Bürgermeister Martin Wehner im Alter von 79 Jahren verstorben. Der Nachfahre des Einbecker Geschichtsschreibers Heinrich Ludolph Harland engagierte sich schon früh in der evangelischen Jugendarbeit. 1966 übernahm der gebürtige Einbecker die Leitung der Evangelischen Jungenschaft BK Einbeck. Dabei etablierte er in den 60er-Jahren mehrwöchige Zeltlagerfreizeiten für Kinder und Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Schichten, beginnend 1967 mit einem Sommer-Zeltlager im dänischen Humlum am Limfjord. Solche Angebote waren in den ersten beiden Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkrieges nur selten vorhanden.

Schon im gleichen Jahr konnte Martin Wehner den Grundstein der noch heute bestehenden Partnerschaft der Evangelischen Jungenschaft mit der christlichen dänischen Pfadfindergruppe KFUM-Spejderne Resen-Humlum legen. Dänemark war im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht besetzt war, deshalb war dies ein Beitrag zur Völkerverständigung, der aufgrund der christlichen Wurzeln beider Jugendgruppen gelang.

Völkerverständigung war auch sein Anliegen in seiner 15-jährigen Amtszeit als Bürgermeister seiner Heimatstadt Einbeck. In diesen Jahren kam es zur Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mit der polnischen Stadt Paczkow sowie mit der Stadt Keene an der Ostküste der USA. Auch die Pflege und ständige Intensivierung der Partnerschaft mit der französischen Stadt Thiais waren ihm ein wichtiges Anliegen. Die Stadt Thiais hat ihm im Jahr 2006 die Goldene Ehrennadel verliehen.

Martin Wehner setzte in seiner Zeit als Bürgermeister wichtige Akzente zum Erhalt Einbecker Institutionen und damit den Fortbestand von Dienstleistungsangeboten und der Stärkung der Funktion der Stadt als Mittelzentrum. So verhinderte er den Verkauf der Einbecker Wohnungsbaugesellschaft.

Die Sicherung des Fortbestandes des hiesigen Verkehrsunternehmens Ilmebahn GmbH in kommunaler Trägerschaft und der Erhalt des Schienenweges von Salzderhelden nach Einbeck Mitte standen ebenso erfolgreich auf seiner Agenda. Dadurch ist der heutige Schienengebundene Personennahverkehr auf dieser Strecke möglich geworden, außerdem konnte das Angebot des ÖPNV weiter durch das heimische Verkehrsunternehmen für die Menschen in der Region aufrechterhalten werden.

In seine Amtszeit fällt auch die Gründung der Stiftung Eickesches Haus und damit der Erhalt des 1612 erbauten und reich mit Holzschnitzereien versehenen Hauses in der Marktstraße.

1996 wurde die Sanierung des ehemaligen Heidemann-Geländes in der Einbecker Kernstadt zu einem modernen Verwaltungszentrum vollendet, in das auch die Stadtverwaltung eingezogen ist und wo seither alle Dienststellen unter einem Dach zentral erreichbar sind, ein weiteres Kernanliegen von Martin Wehner.

Mit 18 Jahren trat Martin Wehner 1963 in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ein, in der er auf mehreren Ebenen Verantwortung übernahm. In Einbeck war er von 1973 bis 1994 Vorsitzender seiner Partei, im Landkreis Northeim mehrere Jahre stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister, einige Jahre gehörte er auch dem Vorstand des SPD-Bezirks Hannover an.

Vier Jahre vertrat er den Wahlkreis Einbeck im Niedersächsischen Landtag. Zwölf Jahre war er Mitglied des Kreistags des Landkreises Northeim, davon zehn Jahre Vorsitzender der SPD-Fraktion. Bereits in den 80er Jahren leitete er zehn Jahre die SPD-Fraktion im Einbecker Stadtrat, dem er insgesamt 35 Jahre angehörte.

Gefragt waren das Mitwirken und der Rat von Martin Wehner in Einbeck auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Kommunalpolitik 2016. Bereits in den 70er Jahren gehörte er dem Kirchenvorstand der damaligen Kirchengemeinde St. Alexandri an, später erfolgte 2006 seine Berufung als Patronatsvertreter der Stadt Einbeck in den Vorstand der Kirchengemeinde St. Jacobi und später bis 2022 in den Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde Einbeck. Außerdem war er über 50 Jahre als Lektor tätig.

Von 2002 bis 2020 war der Verstorbene Mitglied des Aufsichtsrats der Deinerlinde Einbeck Senioren- und Pflegezentrum gemeinnützige GmbH, seit 2017 dessen Vorsitzender.

Seit 2008 bis zu seinem Tod war Martin Wehner außerdem Mitglied des Vorstands des Einbecker Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt, in dem er zuletzt als stellvertretender Vorsitzender tätig war.

Herausragend ist seine lange Tätigkeit im Verwaltungsrat der Sparkasse Einbeck, deren Selbstständigkeit für ihn zeitlebens oberstes Gebot war. Bereits seit 1973 gehörte er diesem wichtigen Aufsichtsgremium an, und er erhielt vor zwei Jahren für seine 50-jährige Mitgliedschaft eine bis dahin einmalige Ehrung des Niedersächsischen Sparkassenverbandes.

Ebenso wurde sein Wirken für die Menschen in Einbeck und darüber hinaus mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt.

Mit dem Tod von Martin Wehner verliert die Einbecker Stadtgesellschaft einen Mitbürger, dessen Streben und Initiativen stets dem Wohl seiner Heimatstadt galten. Einige verlieren einen guten Freund.

Viele Weggefährten und Freunde haben durch ihre Teilnahme an der Trauerfeier in der Marktkirche ihrem langjährigen Begleiter und Mitstreiter ihren persönlichen Respekt gezollt und seine Familie auf dem letzten Weg von Martin Wehner begleitet.oh