Nachwuchs-Forscher mit Projekten am Puls der Zeit

Landeswettbewerb von »Schüler experimentieren« in Einbeck | Minister-Lob: »Genial«, Uni-Präsident »beeindruckt«

Die glücklichen Landessieger mit Lothar Meyer-Mertel und Stephan Krings von den Partnerunternehmen PS.SPEICHER und KWS, Wettbewerbsleiterin Valentina Holle, Uni-Präsident Dr. Metin Tolan und »Jugend forscht«-Stiftungsvertreter Dr. Daniel Giese.

Einbeck. Sie haben Ideen, die sich mit Problemen der Zukunft befassen, intensiv erforscht: kreativ, hartnäckig, vielseitig. Schüler ab der vierten Klasse und bis zum Alter von 14 Jahren haben sich mit mathematischem Jonglieren beschäftigt, in langen Versuchsreihen ökologische Bausteine entwickelt, die Sprache von Katzen erforscht, Strom aus Pferdemist gewonnen, mit Haaren gegen Ölverschmutzungen gearbeitet, Pflanzen automatisch bewässert, Textilien wie Wolle, Baumwolle und Fleece miteinander verglichen, vegetarische Kunstmaterialien geschaffen oder ein autonom fahrendes Krankenhausbett konstruiert: In Einbeck hat der Landesentscheid des Wettbewerbs »Jugend forscht – Schüler experimentieren« stattgefunden, und die jungen Teilnehmer haben sich zwei Tage lang einer Fachjury präsentiert, bevor ihre Arbeiten am Sonnabend unter anderem von Kultusminister Grant Hendrik Tonne und von Experten aus den verschiedenen Wettbewerbsbereichen gewürdigt und mit Preisen ausgezeichnet wurden.

Lothar Meyer-Mertel, Geschäftsführer des PS.SPEICHERs, und Stephan Krings, Unternehmensmarketing und Kommunikation bei KWS, hießen die Teilnehmer für die Partnerunternehmen des Wettbewerbs willkommen: »Ihr habt sehr großartige Ideen gezeigt, und ihr seid jetzt schon alle Gewinner, weil ihr in dieses Finale gekommen seid.« Es sei schön, dass dieser Wettbewerb nach einer Verschiebung doch noch in Präsenz stattfinden konnte und die Schüler ihre Ideen präsentieren konnten. Sie hätten Erfinder- und Forschergeist bewiesen, und der Blick auf die Projekte zeige, dass man sich keine großen Sorgen um die Zukunft machen müsse. »Behaltet das bei«, so der Appell an die jungen Wissenschaftsstars.

Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne sagte, hier würden Leistungen gewürdigt, »die richtig toll sind: Seid stolz auf euch, bleibt da dran.« Die Auszeichnungen in diesem Wettbewerb mit dem Motto »Zufällig genial?« seien kein Zufall, sondern das Ergebnis intensiver Arbeit. Es begeistere ihn, wie mit großer Neugier nach Antworten gesucht werde. Die Teilnehmer hätten gezeigt, dass Naturwissenschaften und Technik auch Spaß machen könnten. Mit ihren Themen hätten sie den Nerv der Zeit getroffen, sich mit Nachhaltigkeit und Klimawandel beschäftigt und umsetzbare Ideen für den Alltag entwickelt. Ein solcher Wettbewerb schaffe Raum für Neugier, Motivation und Talente und zum Ausprobieren: »Einfach mal machen«, einen eigenen Blickwinkel wagen, wobei es auch mal schief gehen dürfe, das sei wichtig. Zugleich seien die Schüler geduldig und beharrlich gewesen, und sie hätten Organisationsstrategien entwickelt. »Eure Projekte sind genial«, lobte der Minister. »Habt stets Bock auf was Neues, das ist das Wichtigste.« Aber neben den Beiträgen hätten auch die Begleiter der Kinder Lob verdient, und die Jury hatte einen schweren Job zu erfüllen. Er zeichnete drei Projekte mit dem Sonderpreis des Kultusministeriums aus: »Alu-Recycling: Vom Teelicht zum wertvollen Rohstoff« von Jule Hoffmann und Mayra Wilts aus Emden, »Zuckernachweis – mal ganz einfach« von Emma Führer aus Hittfeld und »Mit Datenauswertung dem Kohlenstoffdioid auf der Spur« von Julian Freund aus Buxtehude.

Keine Erfindung sei Zufall, sondern hinter allen Projekten stecke »ganz schön harte Arbeit«, stellte Wettbewerbsleiterin Valentina Holle fest. Die Schüler hätten sich in acht Regionalwettbewerben im Februar online für diese Landesausscheidung qualifiziert, bei der sie ihre Projekte persönlich vorstellen mussten. Jeweils zweimal zehn Minuten wurde jedes Projekt besucht. Vergeben wurden Landessiege sowie zweite und dritte und Sonderpreise. Sich selbst eine Aufgabe zu stellen, sei ein besonderes Merkmal dieses Wettbewerbs, der zugleich die Botschaft sende: »Forschen lohnt sich, und du kannst das auch.«

»Wissenschaft ist wichtig«, betonte Professor Dr. Metin Tolan. Der Physiker ist Präsident der Georg-August-Universität Göttingen. Man lebe derzeit in einem Krieg, in einer Pandemie, im Klimawandel – in einer Zeit, die Hoffnungen für die Zukunft brauche. Eine Säule könne der Glaube sein, eine andere Wissenschaft und Forschung: »Sie führen uns da raus«, war er zuversichtlich, und die Schüler seien die Hoffnung dafür, denn sie hätten Projekte erarbeitet, die das Leben verbessern könnten. »Ich bin wirklich beeindruckt von der Qualität«, versicherte er. »Was ich gesehen habe, hat mich tief beeindruckt«, gratulierte er zu den Leistungen. Die Schüler hätten großen Forscherdrang an den Tag gelegt, und sie hätten dafür motiviert ihre Freizeit hergegeben. Es sei wichtig, ihnen dafür den richtigen Rahmen zur Verfügung zu stellen. »Macht weiter auf diesem Weg. Wir würden uns freuen, euch später an einer Universität zu unterstützen – gern in Göttingen.«

Der Landessieg ging im Fachgebiet Arbeitswelt an das Projekt »Autonom fahrendes Krankenhausbett« von Oscar Pongratz und Jonah Samuel Weißgräber aus Wolfsburg. Sie haben es aus Lego gebaut, aber ein echtes Modell ist schon im Gespräch.
»Warum ist ein Knochen so stabil?« hat Biologie-Landessiegerin Nela Reese aus Laatzen untersucht. Der Schlüssel lautet Calcium, und somit ist Milch also doch gesund.

In Chemie hat das Zuckernachweis-Projekt von Emma Führer gewonnen – ein Verfahren, das beispielsweise für Diabetiker lebensrettend sein kann.
Bei den Geo- und Raumwissenschaften siegte ein Sternatlas des Sternbilds Orion, den Julius Zimmermann aus Hildesheim erstellt hat, zugleich erhielt er einen Sonderpreis von Bajohr OPTECmed.

Im Fachgebiet Mathematik/Informatik ging der erste Preis an Thore Schüttemeyer aus Syke für »Mathematisches Jonglieren«. Er hat damit einen Weg gefunden, das Jonglieren in Kurven exakt zu beschreiben und sich mit anderen auszutauschen.

In Physik hat »Strom aus Mist« von Samuel Topaly aus Osnabrück gewonnen, dafür gab es auch einen Sonderpreis Klimaschutz. Im Fachgebiet Technik freuten sich Dua Ramadani, Lena Ramadani und Isabelle Walther aus Bad Nenndorf für »Fettige Haare – auch nicht schlecht« über den Landessieg. Haare können genutzt werden, um Ölkatastrophen einzudämmen.

Für das beste interdisziplinäre Projekt ist Hinrich Schlobohm aus Schöningen mit »TheVideoTrain«, einer schulinternen Lernvideoplattform, geehrt worden.
Für die Stiftung »Jugend forscht« des »stern« bedankte sich Dr. Daniel Giese bei den Projektpartnern KWS und PS.SPEICHER: »Die Premiere ist toll geworden, wir begrüßen Sie in der Jugend-forscht-Familie.« Beide Unternehmen erhielten eine Plakette, die sie als Partnerunternehmen ausweist. »Wir machen’s nochmal«, kündigte Lothar Meyer-Mertel angesichts der Begeisterung an, die man hier erleben konnte.

Am Sonnabend hat Einbeck Marketing ein begleitendes Forscher- und Entdecker-Programm in der Innenstadt angeboten, um auch hier mit Spiel und Spaß Neugier auf Wissenschaft, Forschung und Technik zu wecken, unterhaltsam verpackt: mit Experimenten im EinKiFaBü, Innovations-Ausstellungen in der Sparkassenpassage, »Kultur trifft digital« im Haus der Jugend, einer Stukenbrok-Schatzsuche, Einblicken in die Senfherstellung und Musik auf dem Marktplatz.ek