Narren übernehmen die Regentschaft

Stadtwappen auf Orden | Bürgermeisterin: Mit Herz und Verstand regieren

Die Schlüsselübergabe verfolgten die Einbecker vom Marktplatz aus.
Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek hatte gar keine andere Wahl und übergab den großen Rathausschlüssel und somit die Macht über das Rathaus in der Karnevalszeit an die Narren in Einbeck.
Im Anschluss an den bunten Umzug durch die Stadt stürmten die Narren das Rathaus.

Einbeck. In Einbeck haben wieder die Narren die Regentschaft übernommen. Mit einem großen Umzug, lautem »Einbeck Helaaf« und der Schlüsselübergabe feierte die Gesellschaft der Karnevalsfreunde Einbeck (GdKE) die fünfte Jahreszeit. Besonders erfreulich für die Bürgermeisterin war dabei der neue Orden der niedersächsischen Karnevalisten – er zeigt das Stadtwappen von Einbeck.

Zu überhören waren die Karnevalisten, die durch die Innenstadt zum Rathaus zogen, nicht. Das Einbecker Prinzenpaar Michel I. und Sabrina I. wurde begleitet von befreundeten Vereinen, von Kinderprinzessin Madita I. und von Spielmannszügen, die auf dem Marktplatz für ein Platzkonzert sorgten. Den Einbecker Bierbrunnen hatte die Narrenschar auch dabei, so dass wieder Freibier floss.

Henry Peter, Präsident der GdKE, stellte fest, dass bis Aschermittwoch Spaß und Geselligkeit herrschen sollen. Kinderprinzessin Madita I. freute sich, dass es Kinder in Einbeck gut haben – mit Jugendkirche, Haus der Jugend und bald auch der Multifunktionshalle. Das Prinzenpaar Michel I. und Sabrina I. standen bereit, den Schlüssel in Empfang zu nehmen. Beruflich als Taxifahrer unterwegs, wünschte sich Michel I. ein System grüner Ampeln. Sogleich aber ließ er ernste Themen ruhen, damit der Spaß Einzug halten konnte.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek nahm den Rathaussturm gelassen und begrüßte die Karnevalisten mit Reimen: »Wie stets im Januar wir auf der Treppe steh’n, und fröhlich auf dem Marktplatz seh’n, wie die Narren sich versammeln aus fern und nah, zu entern das Rathaus – das ist mir klar. Doch davon könnt ihr lange träumen, ich werde meinen Platz nicht räumen«. Sie wollte das Rathaus schützen vor »Krach und Tumult«. Denn gerade in Wahlkampfzeiten werde nicht der kleinste Fehler toleriert. Und so bekräftigte das Stadtoberhaupt: »Ihr kommt hier nicht rein, das Rathaus bleibt immer mein.« Bevor also die Narren den »Schlüssel der Macht« kapern konnten, mussten sie der Bürgermeisterin lauschen, die feststellte, wie gut sich Einbeck in den vergangenen Jahren entwickelt habe. Da wurde ein Kindergarten gebaut, Häuser saniert. Doch es könnte auch manches besser sein, gab sie zu und nannte Breitband, Kirchplatz und Bürgerhaus. Sicher war sie sich, dass man in Einbeck viel erreichen kann, wenn man auf Parteigrenzen pfeife: »Wenn wir achten die Ideen und Worte der anderen Fraktion und uns nicht vergreifen im Ton, wenn nicht Misstrauen und Streit walten im Rat, sondern bei uns Herz und Verstand regieren anstatt.«

Michalek freute sich, dass die Narren sich sozial engagieren und in jeder Session sammeln – diesmal für Projekte in Musikschulen. An die Zuschauer appellierte sie, kräftig zu spenden. Und am Ende konnte sich die Bürgermeisterin doch nicht wehren und gab den Rathausschlüssel in Narrenhand – verbunden allerdings mit der Bitte, das Rathausschiff sicher zu lenken bis zum Aschermittwoch.sts