Netzbetreiber Tennet: Bau der 380-kV-Masten beginnt kommende Woche

Tennet-Pressesprecher Markus Lieberknecht (rechts) zeigt ein Musterstück des Erdseils, das, am höchsten Mastpunkt befestigt, die darunter hängenden Leiterseile gegen Blitzeinschläge schützt. Tennet-Bürgerreferent Reemt Bernert hält ein Stück Leiterseil. Darin wird der Strom in den Freileitungen transportiert.

Einbeck. In der kommenden Woche wird Netzbetreiber Tennet mit dem Bau der 380-kV-Höchstspannungsleitung beginnen: Dann werden die Arbeiten für das Fundament für den ersten Masten anlaufen. Das haben Tennet-Pressesprecher Markus Lieberknecht und Tennet-Bürgerreferent Reemt Bernert jetzt angekündigt.

Am Dienstag, 27. März, starten die Arbeiten mit dem ersten Baulos. Nach dem im Dezember ergangenen Beschluss zum Planfeststellungsverfahren kann der Bau der Masten beginnen. Im ersten Abschnitt sind es zwischen der Biogasanlage am Stadtrand von Einbeck und dem Böllenberg bei Hollenstedt 42 Abspann- und Tragmasten mit einer Höhe von 55 bis 60 Metern. Die Abstände zwischen den Masten betragen 350 Meter. Auf einem Mast kann eine Zugkraft von 50 bis 70 Tonnen liegen.

Baugrundvoruntersuchungen sind bereits erfolgt. Inzwischen sind die vorgesehenen Flächen mit Pfosten und Flatterband bestückt. »Dabei handelt es sich um Vergrämungsmaßnahmen«, führt Markus Lieberknecht aus. Vor Baubeginn soll damit verhindert werden, dass sich hier Tiere ansiedeln, die weitere Maßnahmen be- oder sogar verhindern könnten. Mit den betroffenen Eigentümern oder Pächtern sei man sich fast einig. Hilfreich, so Reemt Bernert und Markus Lieberknecht, sei in diesem Zusammenhang die Vereinbarung mit dem Landvolk gewesen – da sei man zu einem guten Vertragswerk gekommen.

Die Platten für die Masten haben eine Grundfläche von zwölf mal zwölf Metern, bei Abspannmasten können es auch 16 mal 16 Meter sein. Abhängig von der Bodenbeschaffenheit werden für die Platten verschiedene Fundamentarten genutzt: Ramm- oder Bohrpfahlfundamente, Stufen- oder Plattenfundament.
Die Zugänge zu den Baustellen werden möglichst bodenschonend angelegt, beispielsweise mit Holzbrettern oder Stahlplatten. In Einbeck soll im kommenden Monat ein Baubüro mit Lagerplatz für Material eingerichtet werden.

Auf der künftigen 380-kV-Leitung wird die bisherige 220-kV-Hochspannungsleitung mitgenommen. Sie stammt aus dem Jahr 1929 und führt im westlichen Stadtgebiet direkt über Einbecker Bebauung. Diese Leitung kann dann anschließend zurückgebaut werden.

Die Planungen seien sehr zeitintensiv gewesen, blickte Markus Lieberknecht zurück. Aber auf diese Weise habe man, auch in Zusammenarbeit mit den Bürgerinitiativen, noch einige Hinweise zum jetzt vorgesehenen Streckenverlauf einarbeiten können. So habe man einen Mindestabstand von 400 Metern zur Bebauung eingehalten und am Beispiel Naensen auch ausreichend Raum zum Sportplatz gelassen – ein Anliegen, das die örtliche Bürgerinitiative intensiv vertreten hat. Aus diesem Grund verläuft die Trasse nicht schnurgerade, wie etwa die alten 220-kV-Leitung, sondern es mussten einige Verschwenkungen beziehungsweise Knicke eingeplant werden, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Gegen den gültigen Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt zwischen Lamspringe und dem Umspannwerk Hardegsen wurden vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig vier Klagen eingereicht, darunter eine von der Stadt Einbeck und eine vom Kraftwerksbetreiber Statkraft in Erzhausen. Das Unternehmen klagt unter anderem deswegen, weil der Anschluss des Pumpspeicherkraftwerks per Erdkabel vollzogen werden soll – zu hohen Kosten.

Die bisherige 220-kV-Anschlussmöglichkeit wird dabei entfallen. Die Gesetzeslage sieht allerdings vor, dass die Betriebe für die Kosten aufkommen müssen.
Die Klagen haben keine aufschiebende Wirkung. Tennet erfülle den gesetzlichen Auftrag, die Leitung zu bauen, betonte der Pressesprecher. Der Abschnitt zwischen Lamspringe und Hardegsen ist 55 Kilometer lang. An diese Strecke schließt sich der Abschnitt bis zur Landesgrenze zu Hessen an; im Göttinger Stadtgebiet ist dabei auch ein Abschnitt vorgesehen, der erdverkabelt wird. Für den weiteren Abschnitt ab der hessischen Landesgrenze bis nach Mecklar liegt seit Jahresbeginn ein Planfeststellungsbeschluss vor.

Tennet rechnet damit, dass die Trasse Ende 2021 in Betrieb genommen wird.ek