Ausschuss für Kultur und Tourismus

Neue Jahresgebühren für die Stadtbibliothek empfohlen

Nutzer sind dem vorgesehenen Weg nicht gefolgt / Besucherzahlen im Museum gesteigert / Arbeit von »Einbeck Marketing«

Um einem weiteren Rückgang der Nutzerzahlen der Einbecker Stadtbibliothek entgegenzuwirken, wurden neue Gebühren entwickelt. Der Ausschuss für Kultur und Tourismus sprach sich für folgende Gebührenstruktur aus: bei Printmedien werden zwölf Euro für Kinder und 24 Euro für Erwachsene fällig, eine Flatrate, die alle Medien einschließt, gibt es für 20 beziehungsweise 40 Euro.

Einbeck. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung sollten die städtischen Mittel um knapp 40 Prozent auf einen Zuschussbetrag von 140.000 Euro reduziert werden. Deshalb wurde ein neues Gebührenmodell beschlossen. Das führte allerdings nur dazu, dass in den ersten vier Monaten des Jahres die Besucherzahlen um fast 30 Prozent und die Ausleihzahlen um 74,4 Prozent zurückgingen. Die Einnahmen sanken um 22,4 Prozent. Die neuen Gebühren sollen nun das Defizit verringern.

Melanie Schade, derzeitige Leiterin der Stadtbibliothek, legte den Jahresbericht der Stadtbibliothek vor. 1.507 aktive Leser zählte die Bücherei im vergangenen Jahr, 278 Neukunden – mehr Kinder und Jugendliche als Erwachsene – konnten gewonnen werden. Mit 92.106 sank die Zahl der Gesamtausleihen um 9,9 Prozent gegenüber 2009. 71.004 Printmedien, darunter 14.409 Sachliteratur und 21.045 Belletristik, 29.463 Kinder- und Jugendliteratur und 6.087 Zeitschriften wurden entliehen. Hinzu kamen 21.102 audio-visuelle Medien. Die Zahl der Besucher hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 Prozent verringert, die Abfragen übers Internet sind kontinuierlich gestiegen. Etwa 100 Grundschüler wurden durch die Bücherei geführt, und es wurden insgesamt 61 Veranstaltungen durchgeführt.

Angesichts der Zahlen wolle man die Notbremse ziehen, erläuterte Bürgermeister Ulrich Minkner. Für die Mehrheitsgruppe sprach sich Walter Schmalzried, CDU, für die neue Jahresgebühr von zwölf beziehungsweise 24 Euro und die Flatrate von 20 beziehungsweise 40 Euro aus. »Der Weg, den wir vorgesehen haben, wird nicht akzeptiert«, blickte er auf die derzeitige Gebührenstruktur. Sie sei allein der Haushaltskonsolidierung geschuldet gewesen. Man wolle die Bibliothek erhalten und favorisiere nun die neuen Jahresgebühren. Für die SPD machte Helmut Giesel den Vorschlag, Kinder und Jugendliche frei zu stellen und von Erwachsenen eine Jahresgebühr von 15 Euro zu erheben. Schließlich müsse man den Bildungsauftrag für Kinder ernst nehmen, unterstrich auch Margrit Cludius-Brandt, SPD, der nur erfüllt werden könne, wenn man zu den alten Gebühren zurückkehre. Dieser Vorschlag fand allerdings keine Mehrheit. Das derzeitig gültige Modell hielt Ewald Hein-Janke, Grüne, jedoch für gerechter. Wenn der Rat im Juli dem Ausschuss folgt, werden künftig zwölf und 24 Euro beziehungsweise 20 und 40 Euro Gebühr in der Stadtbibliothek erhoben.

24,5 Prozent beträgt die Beteiligung der Initiative an »Einbeck Marketing«, ebenso viel hält die Werbegemeinschaft. Die Stadt hält 51 Prozent. Tanja Michelberger, Geschäftsführerin von »Einbeck Marketing«, stellte das Unternehmen vor, das als öffentlich-private Partnerschaft angelegt ist. Der 13-köpfige Aufsichtsrat steht unter der Leitung von Steffen Heise. Durch die gezielt vernetzte Sicht- und Arbeitsweise möchte »Einbeck Marketing« die Stadt noch attraktiver und lebenswerter gestalten. Für dieses Ziel hat »Einbeck Marketing« neben dem Kulturring und der Tourist-Information auch die Bewerbung und Gestaltung des Wirtschaftsstandortes Einbeck sowie seiner städtischen Veranstaltungen übernommen. Jetzt in Planung sind beispielsweise das Hansebankett am 4. November, die erste Einbecker Ausbildungsmesse und ein Wirtschaftstag zum Thema Ausbildung im September. Neu ins Leben gerufen wurde in diesem Jahr das Hasenfest. Gearbeitet wird bei »Einbeck Marketing« zurzeit am Masterplan, der neue zusätzliche Initiativen und Investitionen wecken, die Stadtgesellschaft einbinden und wirksame, vom Konsens getragene, weithin sichtbare Impulse verwirklichen soll.

Der Kulturring könne auf eine erfolgreiche Spielzeit zurückblicken, stellte Dieter Linne fest. Trotz Wirtschaftskrise und der damit verbundenen Konsumzurückhaltung sei es gelungen, eine durchschnittliche Auslastung aller Veranstaltungen von 75 Prozent zu erzielen. 8.535 Karten wurden verkauft, darunter 65,4 Prozent Einzel-, 28,4 Prozent Abonnements- und 6,2 Prozent Internetverkäufe. Ziel ist es, für die kommende Spielzeit wieder 18 Veranstaltungen mit gleichbleibend hoher Qualität anzubieten.

Die Tourist-Information will sich auch in den kommenden Jahren mit großem Elan und Engagement für die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen einsetzen, um die erfolgreiche Entwicklung des wichtigen Wirtschaftsfaktors Tourismus zu gewährleisten. Die Tourismusregion Weserbergland-Südniedersachsen erlebt seit Jahren eine positive Entwicklung bei den Übernachtungszahlen, die sich auch in Einbeck widerspiegelte. Nicht so positiv entwickelten sich dagegen die Gästeführungen. Seit 2008 gab es hier erhebliche Rückgänge. Will Einbeck seine Marktanteile halten und neue dazugewinnen, muss die Destination  noch stärker professionell entwickelt und vermarktet werden. Mit dem Masterplan, der sich auch touristischen Themen widmet, dem Ausbau der touristischen Infrastruktur, und neuen touristischen Führungsangeboten sollen erste Schritte in diese Richtung getan werden. Dass der Kulturausschuss sich als Vertreter des Mehrheitsgesellschafters, der Stadt, in die Arbeit von »Einbeck Marketing« einbringen wolle, bekräftigte der Ausschussvorsitzende Alexander Kloss, SPD. So wurde dann angeregt, den Bierpfad zu überarbeiten. Hier allerdings stellte sich zunächst die Finanzierungsfrage. Die liege klar bei »Einbeck Marketing«, stellte Fachbereichsleiter Andre Reutzel fest. Ebenso soll »Einbeck Marketing« die Kulturförderung – beispielsweise bei Veranstaltungen im »Esel« in Sülbeck – übernehmen. Auch hier ist eine Finanzierungslücke aufgetreten. Die SPD drängte auf schnelle Lösung des Problems.

»Einbeck Marketing« befürwortet eine Anerkennung der Stadt als Ausflugsort. Sollte eine Anerkennung erfolgen, besteht die Möglichkeit einer Inanspruchnahme von maximal acht Sonn- und Feiertagen – bisher nur vier – im Jahr mit einer maximalen Öffnungsdauer von fünf Stunden ohne Sortimentseinschränkung. Zudem kann auch die Sonntagsöffnung vom 15. Dezember bis zum 31. Oktober mit einer maximalen Öffnungsdauer von acht Stunden und mit einer Sortimentsbeschränkung auf den Verkauf von Waren des täglichen Kleinbedarfs in Anspruch genommen werden. Der Ausschuss empfahl mehrheitlich, das Verfahren zur Anerkennung der Stadt als Ausflugsort zu betreiben – auch wenn Hein-Janke eine »Nivellierung des Sonntags« befürchtete.

Für das Museum war das Jahr 2010 ebenfalls geprägt durch die Bemühungen der Haushaltskonsolidierung. In intensiven Verhandlungen wurde Einigkeit erzielt, die Trägerschaft bei der Stadt zu belassen. Die verstärkten Werbemaßnahmen und museumspädagogischen Angebote wurden kontinuierlich fortentwickelt und haben höhere Besucherzahlen erbracht; sie stiegen von rund 5.150 in 2009 auf 6.556. Organisiert wurden mehr als 13 Veranstaltungen und sechs Sonderausstellungen. 42 Führungen und 27 weitere für Schulklassen wurden organisiert. Die Zahl der Kindergeburtstage stieg auf 27. Dass das Team um Dr. Elke Heege sehr rührig sei, stellte anerkennend Helmut Giesel, SPD, fest.

Abgelehnt wurde vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur der Forschungsförderantrag zu Heinrich Melchoir Mühlenberg. Geplant war eine gründliche Erforschung seiner Lebensumstände. Die Stadt will aber dennoch mit einer Veranstaltung an seinen Geburtstag am 6. September erinnern.

Vor der Kommunalwahl im September war dies die letzte Sitzung des Ausschusses für Kultur und Tourismus. Der Vorsitzende Alexander Kloss lobte abschließend die Diskussions- und Arbeitskultur, die Arbeit im Fachausschuss sei von Fairness, Offenheit und Verständnis geprägt gewesen, stellte er abschließend fest.sts