Neue Regionalstrategie für Niedersachsens Süden

Positive Bilanz nach fünf Jahren Südniedersachsenprogramm | Weg der Stärkung weiter gehen

Göttingens Landrat Bernhard Reuter (links) und der Unternehmer Professor Hans Georg Näder aus Duderstadt (rechts) überreichten die neue Regionalstrategie anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Südniedersachsenprogramms an Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil (Zweiter von links) und Regionalministerin Birgit Honé (Zweite von rechts).

Einbeck. Rückschau auf fünf erfolgreiche Jahre und die Perspektive für die Weiterentwicklung: Auf die bisherigen Leistungen des Südniedersachsenprogramms haben Ministerpräsident Stephan Weil, Regionalministerin Birgit Honé, Göttingens Landrat Bernhard Reuter und Unternehmer Professor Hans Georg Näder geblickt. Und die Politiker aus Hannover konnten etwas aus Südniedersachsen mitnehmen: die »Regionalstrategie 2020 - 2025« der SüdniedersachsenStiftung als Weiterentwicklung des Programms.

Man wolle auf den Fortschritt und die Entwicklung einer Region gucken, sagte Jan Fragel, der Moderator des Treffens in der PS.Halle in Einbeck – mit Gästen, die die Veranstaltung virtuell verfolgten. Mit dem Südniedersachsenprogramm, im Februar 2015 an gleicher Stelle – und vor etwa 200 Teilnehmern – präsentiert, habe es einen »kleinen Schubser« gegeben. Ziel sei es gewesen, die wirtschaftliche Struktur zu stärken und daraus einen Selbstläufer zu machen. Das sei gelungen. Ministerpräsident Weil zog, wie auch Ministerin Honé, Landrat Reuter und Unternehmer Näder, eine positive Bilanz für die Landkreise Northeim, Goslar, Holzminden und Göttingen sowie die Stadt Göttingen: »Das Engagement der Region trägt Früchte«. Man werde die Erfolgsgeschichte jetzt weiterschreiben. Die Region sei spürbar zusammengewachsen, von starken Impulsen sprach Landrätin Astrid Klinkert-Kittel in einer Würdigung: »Über das Südniedersachsenprogramm mit seinen vielfältigen Handlungsfeldern konnten bisher zahlreiche Projekte für die Weiterentwicklung unserer lebens- und liebenswerten Region zielführend umgesetzt werden.« Über das Südniedersachsenprogramm sind bisher fast 40 Projekte mit zusammen knapp 110 Millionen Euro gefördert worden.

Sei er früher nach Südniedersachsen gekommen, habe er als Grundstimmung »Blues« gespürt, erinnerte sich der Ministerpräsident, der die Landschaft hier immer wieder als »Toskana des Nordens« lobt. Das Denken sei nicht zukunftsorientiert gewesen, und das ließ sich mit Zahlen untermauern. Die Region sei aber viel zu wichtig, als dass man das laufen lassen konnte. Es sei gelungen, aus einem Gegen- ein Miteinander zu machen, einen neuen Anfang mit deutlich anderer Stimmung: Man spüre Zuversicht. Neben Geld habe man auch neuen Spirit mobilisiert.

Es sei kein einfacher Weg gewesen, Gemeinsamkeiten zu betonen, erinnerte Landrat Reuter, aber man habe das gelernt. Die Erfolge hätten einen Kreislauf positiver Erfahrungen in Gang gesetzt. Fünf Jahre konstruktiver Zusammenarbeit hätten sich gelohnt, man werde weitermachen. Immerhin sei man eine von zwölf Aufstiegsregionen in Deutschland, das sei eine klare Botschaft. Der Impuls durch das Südniedersachsenprogramm sei wichtig gewesen.

Es sei eine Reihe von Ich-AGs unterwegs gewesen, ergänzte Ministerin Honé: Man habe gelernt, miteinander zu sprechen, Vertrauen zu fassen, gemeinsame Interessen zu erkennen, und man habe die Weichen für den Aufbruch gestellt. Viel Potenzial in der Region sei gehoben worden, jetzt gehe es mit Volldampf weiter. Dazu müsse man auch, und das sei ihr immer wichtig gewesen, Mittel hebeln, um weitere Prozesse in Gang zu bringen.

Bereits 2004 hat Professor Näder mit der Gründung der SüdniedersachsenStiftung auf die Stärken der Region gesetzt. Er freue sich, dass diese Pflanze nun gewachsen sei, Stiftung und Programm seien Hand in Hand gelaufen.

Auf besondere Merkmale wiesen Weil und Näder hin, etwa den SüdniedersachsenInnovationsCampus (SNIC). Man habe ein einmaliges Wissenschaftszentrum hier; SNIC sei ein Verdichter, der auf die einmalige Hochschullandschaft und Weltmarktführer bei Life Science setzen könne: Das sei ein Pfund. Es komme darauf an, attraktiv zu sein für Talente. Wichtig für unternehmerischen Erfolg sei, dass die Region Fachkräfte anziehen und halten könne. Alles zusammen ergebe einen bunten Blumenstrauß.

Wurde vieles zuvor nicht genutzt, könne man inzwischen systematisch Forschungsergebnisse in die Wissenschaft transportieren und umgekehrt. Die gelebte Praxis verstärke das gegenseitig, führte Reuter aus. Dabei sei auch das Welcome Center in Göttingen von Bedeutung, denn man werde für die klugen Köpfe dieser Welt attraktiver. Sich im Wettbewerb um Fachkräfte bestmöglich zu platzieren, das sei wichtig, betonte Honé. Entsprechend müsse man international sichtbarer werden, sich noch besser darstellen. Dazu gehörten nicht nur bestmögliche Jobs, sondern auch Faktoren wie schöne Landschaft oder vernünftige Daseinsvorsorge und Kultur. Sie sehe neben der Digitalisierung große Chancen für eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft, sagte sie: Der Green Deal der EU habe klare Schwerpunkte gelegt. Südniedersachsen biete mit seinen Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie einer breit aufgestellten Unternehmenslandschaft beste Voraussetzungen, »Modellregion für Kreislaufwirtschaft zu werden.«

Die Bedeutung der Wirtschaft hob auch Professor Näder hervor: »In Südniedersachsen leisten die Unternehmen durch ihr Engagement einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung aktueller gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen, die etwa aus Globalisierung, Digitalisierung und demographischem Wandel erwachsen.«

Das Land werde Südniedersachsen weiter begleiten, sagte der Ministerpräsident zu. Aber die Region plane und entwickele nun für sich selbst. Das Regionalbüro in Göttingen bleibe erhalten. Unter der Führung der SüdniedersachsenStiftung werde man sich gemeinsam für die Heimat engagieren. Darüber sei man glücklich in Hannover. »Gemeinsam ist man eindeutig stärker«, diese Lehre hätten alle Beteiligten gezogen, und sie hätten ihre Potenziale kennengelernt. Nun werde man zusammen schauen, dass es weitergehe. Die Unterstützung sei weiter gegeben, unter anderem durch die Milliarden-Investition des Landes für die Uni-Medizin Göttingen.

Auf die guten Erfahrungen, die die Landesregierung mit dem Programm gemacht habe, verwies Ministerin Honé: Man habe einen Instrumentenkoffer erarbeitet, den man auch anderen Regionen anbieten könne. Dazu zähle etwa, dass man sich auf zukunftsweisende Projekte konzentrieren müsse, dass eine Regionale Entwicklungsagentur dabei sei und dass man ein Budget zur Verfügung stelle. Der Erfolg dieses Vorgehens habe sich herumgesprochen

Für die Fortsetzung stellte Reuter fest, man sei bestens vorbereitet. Südniedersachsen befinde sich noch im Prozess des Aufholens, im Aufzug, aber eben noch nicht oben. Den Konsens in der Region werde man nicht wieder verlassen, die gesamte Region stehe hinter der Regionalstrategie, alle sagten: »Da wollen wir hin«. Viele hätten sich an der Entwicklung beteiligt. »Grün, smart, vielfältig, fair, kooperativ«, das seien die Eckpunkte der Strategie, wobei man aus den vergangenen fünf Jahren gelernt und neue Themen aufgegriffen habe.

»Bleiben Sie kooperativ, suchen Sie nach Gründen für Gemeinsamkeiten statt Distanz«, so der Wunsch des Ministerpräsidenten - und er gab das Versprechen: »Wir sehen uns in Südniedersachsen.«ek/oh