Nicht grimmig: Die Bremer Stadtmusikanten

Regisseur John Deppe verkündet Rückzug | Vorstellungen am Dienstag und an Wochenenden

In einer frischen Inszenierung bringt das Münstheater diesmal ein Märchen auf die Bühne und transportiert dabei eine besondere Botschaft.

Einbeck. Mit einer frischen Inszenierung bringt das Münstheater jetzt das Grimmsche Märchen »Die Bremer Stadtmusikanten« auf die Bühne in der Neustädter Kirche St. Marien. In märchenhafter Kulisse agieren die Schauspieler voller Spielfreude und transportieren mit bemerkenswerter Darstellungskunst und Wortwitz eine klare Botschaft: Sie geraten nicht auf den vor ihn liegenden Holzweg, sondern finden einen Ausweg. Thematisiert wird in der Inszenierung des langjährigen Leiters des Münstheaters, John Deppe, das Altern.

Zunächst agieren die Tiere effektiv: Das ist der Hahn, unter dessen Federführung die Eierproduktion steigt, der sich abrackernde Esel, die Mäuse haschende Katze mit ihrem lauten »Mau« und der treu-nachdenkliche Hund. Fremdbestimmt ist ihr Leben, von Arbeit und Last geprägt. Die jahrelange Schufterei macht sie schlapp: der Esel, aus dessen IA schon ein I-Ah geworden ist, fürchtet als Salami zu enden, Katze und Hahn sollen ersäuft oder in der Suppe enden und der Hund erschossen werden. Sie brechen aus, denn »was Besseres als den Tod findet man überall«.

Sie tuen sich zusammen und werden frohen Mutes - auch wenn sie dement, zu esoterisch angehaucht, jammernd und nervend, weil immer nur Witze erzählend, daherkommen. Gemeinsam sind sie stark, können sogar die Räuber Beatrixe, Lupus und Ali Baba vertreiben. Eindrücklich werden die den Tieren zugeschrieben Eigenschaften herausgearbeitet - da ist der beharrliche Esel, der treue Hund, die egoistische Katze und der wache Hahn. Die Räuber agieren als komische Gestalten, einer von ihnen endet gar im gottesfürchtigen Leben im Kloster.

Alle Akteure spielen präzise, sorgen für lebendiges, pointiertes Theaterspiel. Märchen sind immer eine Fundgrube für Weisheiten, für Lebenshilfen. Sie zeigen, dass es immer Wege aus ausweglosen Situationen gibt. Mit starker Ausdruckskraft verdeutlichen die Akteure des Münstheaters, dass das Lebensglück im eigenen Denken entsteht und von der persönlichen Einstellung abhängt. So gelingt ein märchenhaftes Leben.

Unter der Regie des Theaterpädagogen John Deppe ist ein unterhaltsames Stück für alle Generationen entstanden. Das lebendige Zusammenspiel, die Spielfreude der Akteure, Wortwitz und eine frische Inszenierung - die »Bremer Stadtmusikanten in Einbeck sind keineswegs »grimmig« wie der Name der Verfasser vermuten lässt, sondern einen Besuch wert - zumal Regisseur John Deppe seinen Rückzug verkündete. Nach elf Jahren und zehn Theaterproduktionen fällt ihm der Abschied schwer, durch das »enge Miteinander« im Theater und die »wunderbaren künstlerischen Prozesse« sei die Arbeit für ihn immer ein voller Genuss gewesen.

In den Jahren sei aus dem anfänglichem Projektcharakter immer aufwändigere Theaterproduktionen entstanden. Parallel dazu seien Ansprüche und Kosten gewachsen. Rahmenbedingungen und auch eigene Ansprüche haben sich bei Deppe verändert. Am Ende ist er dankbar für die vielen Erfahrungen von Generationstheater über Inszenierungen von Klassikern bis hin zu Theater in Fremdsprachen, die er mit den Freunden des Theaters umsetzen konnte.

Einen tiefen Eindruck hinterließ die großartige Drehbühne (Ekkyklema) im letzten Jahr bei ihm, aber auch die vielen kleinen »goldenen Momente« bei der schauspielerischen Arbeit auf den Probebühnen, neben den langanhaltenden Applaus für jede einzelne Aufführung. Die vielen Ehrenamtlichen auf der Bühne im Ensemble und Helfer neben und hinter den Kulissen hätten ihn die ganzen Jahre so sehr beeindruckt, dass er einfach nur stolz und dankbar sein könne auf diese »Wucht an Kraft der Menschen aus seiner Heimatstadt«, die das Münstheater zu dem gemacht hätten, was es nun sei: Kulturkirche, Begegnung zwischen Menschen auf und vor der Bühne - bei langen zeitlosen Abenden vor, während und nach der Spielzeit. »Kunst ist schön, macht aber auch viel Arbeit.«

Wohin der Weg führt, weiß Deppe noch nicht, aber ganz wie im Märchen der »Bremer Stadtmusikanten« macht er sich auf den Weg. Zuvor genießt er aber noch seine Abschiedstour. Es spielen Christian Lodder, Christine Rörig, Wolfgang Erbach, Hadi Aljazaeri, Gudrun Schieberlein-Arndt, Barbara Sattler-Müller und Ute Räbiger. Um die Technik kümmern sich Marvin Rose und Tim Rosenberg. Mit Gitarrenmusik und Gesang stimmt Dorothea Lodder die Zuschauer auf das Stück ein. Premiere ist heute ab 20 Uhr in der Kirche St. Marien am Sülbecksweg. Weitere Vorstellungen folgen am Dienstag, 29. Januar, ab 19 Uhr, am Sonntag, 3. Februar, ab 16 Uhr und am Sonnabend, 9. Februar, ab 20 Uhr.sts