Nicht nur über Salzderhelden ist »Neowise« zu sehen

Salzderhelden. Ein besonders Foto ist Markus Nischik in der Nacht von Sonntag auf Montag gelungen: Er ist gerade bei Freunden in Salzderhelden zu Besuch, konnte nicht einschlafen und ist deshalb zu einem kleinen nächtlichen Spaziergang aufgebrochen. Am Nordhimmel hat er dann das Objekt entdeckt, das wie ein Komet aussah.

»Das Foto ist um 1.39 Uhr früh auf dem Deich Nähe der Knickstraße in Salzderhelden entstanden« berichtet er. Anschließend hat er dazu weiter recherchiert: Der Komet heißt Neowise (C/2020 F3). Am 3. Juli passierte er den sonnennächsten Punkt, er wird am 23. Juli am nächsten an der Erde vorbeifliegen. »Er ist also noch ein paar Tage zu sehen«, so Markus Nischik. Experten, etwa vom Planetarium Hamburg, sprechen ebenfalls von einem besonderen Ereignis am Nachthimmel: »Zurzeit bietet ein eisiger Besucher, der aus den entferntesten Bezirken unseres Sonnensystems kommt, allen aufmerksamen Beobachtern des nächtlichen Firmaments einen großartigen Auftritt«, heißt es dazu.

Der Komet C/2020 F3 »Neowise« wurde erst am 27. März im Rahmen des Projekts »Neowise« durch das NASA-Weltraumteleskop WISE entdeckt wurde. Planetariumsdirektor und Astrophysiker Professor Thomas W. Kraupe erläutert, was den Kometen ausmacht und wann das Himmelsspektakel am besten zu beobachten ist. Am 3. Juli zog der Komet innerhalb der Merkurbahn an der Sonne vorbei. Bei dieser Passage erhitzten sich die äußeren Schichten des gefrorenen Brockens, wodurch staubreiches Eis verdampft.

Enorme Mengen winziger Staubpartikel bilden einen viele Millionen Kilometer langen Staubschweif, der das Sonnenlicht streut und schwach gelblich leuchtet. Beobachter auf der ganzen Welt genießen den Anblick dieses Schweif- oder Haarsterns (altgriechisch: »kometes«). Auch die Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS können den Kometen gut erkennen. Je weiter nördlich sich interessierte Himmelsbeobachter in Deutschland befinden, desto mehr Möglichkeiten haben sie, den Kometen zu sehen, denn er befindet sich immer in dem Teil des Himmels nahe dem Polarstern, der während einer Erddrehung niemals unter den Horizont sinkt.

»Neowise« bleibt somit die ganze Nacht sichtbar, wenn auch derzeit recht horizontnah. Sobald es gegen 23 Uhr dunkel genug ist, können Interessierte in Richtung des Nordwesthorizonts Ausschau halten. Am schönsten ist der Anblick abseits der Stadt, an einem dunklen Ort ohne störende Lichtquellen. Wenn er die Erde am 22./23. Juli in der »nächsten» Distanz von etwa 103 Millionen Kilometern passiert hat, wird er für tausende von Jahren wieder in die finsteren und eisigen Tiefen des äußeren Sonnensystems verschwinden.oh