Nichts für Feingeister

Viel Applaus für Ingo Appelt und sein Programm

Ingo Appelt gastierte mit seinem Programm »Der Staatstrainer« auf Einladung des Kulturrings im Bendow-Theater.

Einbeck. Ein Mann auf der Bühne – mehr braucht es nicht für einen vergnüglichen Abend – jedenfalls dann, wenn der Kabarettist Ingo Appelt sein Programm abzieht. Mit mehr als zwei Stunden Schimpfe und Wahrheiten begeisterte der Comedian das Einbecker Publikum. Dabei sparte er auch nicht mit Sticheleien gegen die Zuhörer in diesem »Drecksnest«.

Es heißt immer, die Auftritte von Ingo Appelt seien nichts für Feingeister. Denn er sagt auch mal »Ficken« – wie gewagt. In seinem Programm »Der Staatstrainer« fegt Appelt durch die Republik samt der Befindlichkeiten der Menschen. Denn die deutsche Depression ist seiner Meinung nach groß.

Und so wird gejammert, was das Zeug hält. Jeder führt gegen jeden Krieg. Appelt beispielsweise schämt sich für das Benehmen seiner Artgenossen, die gerne furzen. Er ist sicher: »Jungs, euch braucht keiner.« Der rasante Auftritt liefert aber auch ein Rezept für Männer: Dienstleister sein für die Frau. Auch beim Thema Geld – denn das Geld, das er für seine Show bekommt, ist nicht weg, sondern nur woanders – bei seiner Frau.

Als Beispiel für einen Überflüssigen führt er den amerikanischen Präsidenten an, den »Muschi-Grapscher«. In Beobachtung des Merkelschen Besuchs im Weißen Haus, als Donald der Angie den zweiten Handschlag verwehrte, weiß Appelt: »Trump war sauer, dass Adolf Hitler immer nur seine hässliche Sekretärin schickt.«

Der Comedian weiß, woher das männliche Verhalten rührt – die Männer sind mit den Bonobo-Affen verwandt und »untervögelt«. Auch bei den Affen haben die Damen das Sagen – wie sonst könnte man sich erklären, dass Männer in Dessous-Läden in Warteposition stehen mit der glitzernden Handtasche in der Hand.

Appelt fegt durchs Programm, rechnet mit Nazis ab, stempelt die Ostdeutschen als arbeitsscheu ab, und weiß, dass pubertierende Jugendliche nur im Netz abhängen. Ihre Umwelt nehmen sie nicht wahr, wie können sie da Klimaschützer sein, fragt er provozierend.

Appelt ist sehr flexibel, streut aktuelle Ereignisse in die Show ein. So geht er auf den jüngsten Besucher, einen Säugling, genauso ein wie auf Zwischenrufe – nämlich als es um Homosexualität geht und sich Appelt zu der These hinreißen lässt, dass die – beispielsweise bei Fußballern und Trainern – schon an der Namensendung -i- zu erkennen sei.

Nicht nur die spontane Interaktion zwischen Künstler und Zuhörern begeisterte das Publikum. Viel zu lachen gab es auch beim unterschiedlichen Kommunikationsverhalten von Mann und Frau: Männer, weiß Appelt, sind sprachlich benachteiligt: »Wenn wir Luft holen, haben die schon 30 Sätze hinter sich.« Frauen, war er sicher, wollen eine Kombination aus Machos und Weicheiern. Und so forderte er die Männer im Bendow-Theater auf mitzumachen und »Ich bin ein Mat(s)ch-Ei« zu skandieren.

Absurd große Autos, regionale Eigenarten, Flüchtlinge, die SPD, bei der er Mitglied ist – Appelt lässt nichts aus. Seine Parodien von Löw, Merkel, Lindenberg und Grönemeyer sorgten für beste Unterhaltung – auch wenn, wie ein Besucher feststellt, es »ganz schön deftig war, was Appelt serviert. Nach mehr als zwei Stunden »Gesabbel« und einem Lied am Klavier erntete der 52-jährige gelernte Maschinenschlosser, der seit 1993 hauptberuflich Komiker ist, großen Applaus.sts