Notgruppe ist nicht möglich

Eltern demonstrieren vor Rathaus | Lüthorst und Sievershausen Dienstag geschlossen

Seit zwei Wochen läuft ­bundesweit der Streik in den Kindertagesstätten – in Dassel haben die Kindergärten Lüthorst und Sie­vers­hausen bisher fünf Tage geschlossen. Betreut werden die Kindergarten-Kinder zurzeit nur im Lauenberger Kindergarten und in den kirchlichen Kinder­tagesstätten Markoldendorf und Dassel. Für Eltern und Kinder bringen die geschlossenen Einrichtungen Probleme mit sich – und deshalb gingen Eltern jetzt auf die Straße.

Dassel. Aus dem Kita-Streik ergeben sich auf Seiten der Eltern zum Teil unzumutbare organisatorische Herausforderungen. Ein Kind kurzfristig länger am Stück zu betreuen, wenn nicht gerade Freunde und Großeltern einspringen, ist bei berufstätigen Paaren quasi unmöglich. Eine Notbetreuung wird nicht flächendeckend angeboten.

Die Gewerkschaften Verdi und die GEW fordern eine bessere Eingruppierung. Hauptziel ist mehr Gehalt für bundesweit etwa 240.000 Angestellte, dabei geht es um eine Einkommensverbesserung von rund zehn Prozent. Verhandlungspartner der Gewerkschaften ist die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). Die wiederum rechnet, dass die Forderungen teilweise auf Einkommenssteigerungen von bis zu 21 Prozent hinausliefen. Im Streikrecht gibt es das Gebot der Verhältnismäßigkeit. Demnach muss ein Streik zur Erreichung eines rechtmäßigen Arbeitskampfziels geeignet und erforderlich sein und bezogen auf das Ziel angemessen eingesetzt werden.

In Dassel hat Jennifer Keller über eine Gruppe in einem Internet-Dienst spontan zur Demonstration der Eltern aufgerufen. Und so zogen gestern betroffene Eltern samt Kindern und Erzieherinnen zum Dasseler Rathaus. Mit Trommeln, Trillerpfeifen und Transparenten machten sie ihrem Unmut über die derzeitige Situation Luft. Die Kinder, so Keller, würden gerne in die Kindergärten gehen, und deshalb fragte sie den Bürgermeister, wie es mit der Betreuung weitergehe. Denn »die Eltern stehen auf dem Schlauch.«

Eine Notfallgruppe könne man leider nicht einrichten, erklärte Bürgermeister Gerhard Melching. Es fehle schlichtweg das Personal. Wenn sich Eltern fänden, die die Betreuung übernehmen, würde man aber einen Raum dafür finden. Melching betonte, dass die Stadt tarifgebunden sei, sah natürlich aber keine Möglichkeit, den Streik zu beenden. Die Eltern forderten ihn auf, positiv darauf einzuwirken, dass die Betreuung wieder sicher gestellt werde und dass auch die Erzieherinnen angemessen bezahlt würden.

Rund 900.000 Euro kostet die Stadt der Kindergartenbereich jedes Jahr. 50 Prozent davon zahle der Steuerzahler, elf Prozent betragen die Elternbeiträge, rechnete Bürgermeister Melching. Die Eltern haben die Gebühren für die Betreuung entrichtet, können aber nicht mit einer Erstattung rechnen. Das sei in der Satzung nicht vorgesehen.

Am Dienstag, 26. Mai, bleiben der Sievershäuser und der Lüthorster Kindergarten komplett geschlossen. Gearbeitet wird noch in der dritten städtischen Einrichtung, dem Kindergarten Lauenberg, und in den kirchlichen Kitas Dassel und Markoldendorf.sts