Oftmals kein finanzieller Spielraum

Steigende Energiepreise können zu finanzieller Schieflage führen | Spindler: Anträge stellen

Kirchenkreissozialarbeiter sieht bei einkommensschwachen Haushalten angesichts der steigenen Energiepreise Unterstützungsbedarf.

Einbeck. Jeder vierte Haushalt in Deutschland gibt mehr als zehn Prozent seines Einkommens für Energie aus. Das geht aus einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft hervor. Die Zahl der Betroffenen ist stark gestiegen. Wer arbeitslos ist, in die Rente eintritt oder alleinerziehend ist, hat es derzeit besonders schwer. Die Preise für Verbraucher klettern unermüdlich in die Höhe. Haushalte können aufgrund von enorm gestiegenen Energiepreisen in eine finanzielle Schieflage rutschen.

Für Haushalte mit geringen Einkommen entfällt ein besonders hoher Anteil der Ausgaben auf Güter, deren Preise zuletzt stark gestiegen sind. Neben Energie zählen hierzu auch Nahrungsmittel. Zum anderen haben Menschen mit geringem Einkommen oft keinen finanziellen Spielraum, um die zusätz-
lichen Kosten aufzufangen. Wenn das Haushaltsbudget sowieso schon auf Kante genäht ist, können Preissteigerungen beim Grundbedarf schnell zu finanziellen Problemen führen.

Die Diakonie, der soziale Dienst der evangelischen Kirchen, setzt sich ein für Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind. Und Kirchenkreissozialarbeiter Marco Spindler fürchtet, dass seine »Kundenzahl« steigen wird, denn für den Gasbezug müssen Haushalte ab Oktober ihre Abschlagszahlungen verdreifachen. Er rät allen, mit dem Versorger Kontakt aufzunehmen und die Abschläge entsprechend anzupassen, damit nicht das böse Erwachen im Februar mit der Jahresabrechnung kommt. In diesem Zusammenhang lobt Spindler auch die gute Kooperation mit den Stadtwerken Einbeck. Das Jobcenter, berichtet er, werde bei der Leistungserteilung den neuen Betrag in voller Höhe berücksichtigen.

Problematisch aber könne es für diejenigen werden, die in den unteren Lohngruppen arbeiten und bisher keine Sozialleistungen bezogen. Ihnen rät er, beim Jobcenter oder der Grundsicherungsstelle des Landkreises prüfen zu lassen, ob sie nun – mit den gestiegenen Energiekosten – Anspruch auf ergänzende Leistungen haben.

Die Diakonie überlege zudem, wie man für weitere Entlastung sorgen könne. Problem sei die »hochkomplizierte Leistungslandschaft« samt Abgrenzung der einzelnen Leistungskreise. Auch auf Landkreisebene, regt Spindler an, müsse geschaut werden, wie weitere Unterstützung möglich gemacht werden kann.
Auf jeden Fall sollen Informationen zusammengestellt werden zu den Themen Energie und Sozialleistungen. Denn sicher ist: Die Menschen müssen sparen. Das sei aber nicht für alle möglich. In einkommensschwachen Haushalten stünden oftmals alte Geräte, die viel Strom verbrauchen – auch das wird ein Problem angesichts drohender Strompreiserhöhung.

Nahezu verdoppeln werden sich die Abschläge pro Kilowattstunde. Falle ein Gerät aus, werde es lediglich durch ein gebrauchtes ersetzt – neue energieeffiziente Geräte kann sich nicht jeder erlauben. Haushalte energetisch besser aufzustellen, müsse ein Ziel sein. »Die Leute werden sparen müssen – irgendwie«, weiß Spindler. Man muss sich mit den eigenen Verbräuchen auseinandersetzen. Die Inanspruchnahme einer Energieberatung sei durchaus sinnvoll.sts