»’Einbecker Gespräche’ fördern Innovationen«

Minister Olaf Lies betrachtete Aspekte der Elektromobilität und ihren Beitrag zum Klimaschutz

Umweltminister Olaf Lies sprach in der PS.Halle vor antiken und modernen Beispielfahrzeugen über Elektromobilität und nachhaltigen Einsatz für Klimaschutz.

Einbeck. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien stelle einen wichtigen Schlüssel zum Erreichen der Klimaziele dar; nachhaltige Mobilitätsformen mit alternativen Antrieben wie mit Elektrizität oder Wasserstoff seien dringend notwendig, erklärte Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Im PS.SPEICHER sprach er über »Elektromobilität als Teil nachhaltiger Mobilität und Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz«.

Angelehnt an die Exposition «Unter Strom - 130 Jahre Elektromobilität auf Rädern« war es die letzte Veranstaltung der Vortragsreihe »Elektromobilität«, die in Kooperation mit den Förderfreunden durchgeführt wurden. Die Einbecker Erlebnisausstellung sei für den Minister nicht neu; erklärte Lothar Meyer-Mertel, Geschäftsführer vom PS.SPEICHER, bereits als Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Landes Niedersachsen war er öfter vor Ort und begeistert vom Engagement des Stifters Karl-Heinz Rehkopf.

Zudem sei er Mitglied im Kuratorium, das die Arbeit des PS.SPEICHERs begleitete, habe die Erstellung der Autobahnschilder, die auf Mobilitätsexposition hinweisen, unterstützt, und werde mit seinem Gesicht auf Flyern für den Besuch des besonderen Einbecker Leuchtturmprojektes. Der Minister freute sich, wieder vor Ort zu sein. Die Vergangenheit habe mit PS.SPEICHER und Stadtentwicklung gezeigt, dass »’Einbecker Gespräche’ dazu führen, Innovationen voranzutreiben«, darauf hofft er auch bei Umwelt- und Klimaschutz sowie Elektromobilität.

Sie sei nichts Neues, vor mehr als 100 Jahren waren schon Elektromobile mit durchaus passablen Reichweiten auf den Straßen unterwegs. Zu Beginn schienen sie sich gegen die Verbrennungsmotoren durchzusetzen, um 1920 gab es einen regelrechten Hype. Dieser ließ aber sukzessive nach, 70 Jahre gab es fast Stillstand; die Verbrenner verbreiteten sich dank des aufkommenden Tankstellennetzwerkes immer mehr.

Man sollte auf die Erfahrungen der Vergangenheit blicken und von ihnen für die Zukunft profitieren, appellierte er. In der Ausstellung »Unter Strom« in der PS.Halle sei dies gut zu sehen - unter anderem stehen sich historischer Detroit Electric von 1915 und moderner Hyundai IX35 Fuell Cell gegenüber.

Mobilität sei auch ein besonderes Thema im Personennahverkehr. Als Verkehrsminister setzte er sich für die Reaktivierung von Bahnstrecken ein. Ihn freue es, dass man ab dem 9. Dezember von Einbeck wieder direkt bis nach Göttingen fahren könne, mit nur einmal umsteigen auch bis nach Hannover.

Eine direkte Verbindung gebe es bis Hotel, Genusswerkstatt und PS.SPEICHER. Besucher können sich direkt bis zur Erlebnisausstellung im Zug »treiben lassen« - mit einer guten ökologischen Bilanz. Wer könne schon Vergleichbares bieten, hinterfragte er. Die Mobilität sei ein schönes Thema und fasziniere in schon lange. Er fahre gern Motorrad und Auto, sein erstes Fahrzeug war ein Volkswagen 1600 TL, von dem Schmuckstück schwärme er noch immer. Während es früher darum ging, sicher von A nach B zu kommen, verändere sich die Mobilität.

Digitalisierung halte immer mehr Einzug, alternative Nutzungsmöglichkeiten wie »Car-sharing« kommen auf. Einige Erwachsene hätten inzwischen weder Auto noch Führerschein. In Großstädten sei dies durch gute Personennahverkehrsversorgung kein Problem, reduziere sogar die Anzahl von Fahrzeugen; in ländlichen Gegenden werde jedoch eine große individuelle Mobilität weiter benötigt.

Vielleicht fragen sich die nächsten Generationen, warum man mit seinen Autos zu Tankstellen fuhr und sie nicht zu Hause einfach auflud. Voraussetzung dafür: Ausbau der Ladeinfrastruktur, des Verteilnetzes und des Wasserstoff-Tankstellen-Netzes. Zahlreiche neue »Tankstationen« existieren - es müssen noch mehr werden. Um den Treibhausgasausstoß weiter zu senken und Stickstoffdioxid zu reduzieren, sei der Ausbau nachhaltiger Mobilitätsformen mit alternativen Antrieben wie der Elektro- der Wasserstoff-Mobilität unumgänglich.

Konsequent müsse man diesen Weg gehen und immer wieder für Neues offen sein. Das Thema Klimaschutz dulde keinen Aufschub. Der Klimawandel verstärke sich und werde auch in Niedersachsen immer deutlicher spürbar wie beim nassen 2017 und trockenen 2018. Ziel bis 2050, die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen um 85 Prozent.

»Vorgestern waren die Menschen gegen Kernenergie, gestern gegen Abholzung des Hambacher Forstes und momentan gegen Windenergie vor Ort«, so Lies. Vieles wollen die Bürger, aber nicht vor der eigenen Haustür. Geplant sei daher in Niedersachsen ein Umwelt- und Klimaschutzprogramm im Dialog mit den betroffenen Kreisen - auch mit Einbeziehung der Menschen. Schön sei, die Energiewende voranzutreiben und ehrgeizige Ziele zu setzen.

Gleichzeitig müsse man dafür sorgen, dass die zahlreichen, energieintensiven Unternehmen in Niedersachsen international wettbewerbsfähig bleiben. Man möchte eine angemessene Strompreiskompensation sowie unbürokratische Regelungen für emissionshandelspflichtige Kleinanlagen. Allein in Niedersachsen gebe es unzählige veraltete Heizungsanlagen. Nur über eine intelligente Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität könne es gelingen, den Bedarf kostengünstig mit Erneuerbaren Energiee zu decken.

Bislang scheitere dies besonders an der Ausgestaltung der Umlagen, Abgaben und Steuern im Energiebereich. So könne der Umstieg auf Elektromobilität und innovative Wärmekonzepte nicht gelingen. Wie Mode oder Tapeten kommen viele Dinge wieder in die Mode - auch die Elektromobilität.

Niedersachsen lebe von der Autoindustrie, ein immenser Einschnitt stehe bevor. IN Emden stellt Volkswagen von Diesel- auf Elektroantrieb um, in Hannover will man Elektrobullies bauen. Die sei eine »brachiale Entscheidung für die Elektromobilität«, so Lies. Im Rahmen der Energiewende seien immer wieder neue Antworten zu finden, Deutschland müsse als große Industrienation Vorreiter sein, um für Schwellenländer ein gutes Beispiel zu sein, wie es ohne Braunkohle gehe. Nur einen manifestierten Weg gebe es nicht bei der Energiegewinnung.

Niedersachsen will zum Beispiel ehemalige Kraftwerksstandorte als Pilotprojekte für Energiespeicher etablieren. Bei einem hohen Anteil an Erneuerbaren Energien werden sie für die Überbrückung von Dunkelflauten benötigt.

Mehr kohlendioxidfreie Erzeugung von Wind-, Wasser- und Sonnenenergie sei gefragt. Schon 1870 habe Jules Verne geschrieben »Wasser ist die Kohle der Zukunft«, ein Blick in die Vergangenheit lohne sich immer, so Lies, um die Zukunft nachhaltig zu gestalten. Emissionsfreie Mobilität sei kontinuierlich voranzutreiben - im urbanen, aber auch im ländlichen Raum - wie auch alternative Wertschöpfungsmöglichkeiten und Innovationen, um die Klimaziele umzusetzen und die Lebensgrundlagen der folgenden Generationen zu sichern.

Dem interessanten Vortrag zu nachhaltiger Energie als Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz schloss sich eine rege Diskussionsrunde an, bevor Geschäftsführer Lothar Meyer-Mörtel Minister Olaf Lies mit einem Präsent für den erneuten Besuch im PS.SPEICHER dankte.mru