Papstbesuch sorgt für geteiltes Echo

Oberhaupt der katholischen Kirche feiert Messe im 80 Kilometer entfernten Eichsfeld

Zusammen mit tausenden Katholiken wird Papst Benedikt XVI. am morgigen Freitag, 23. September, eine marianische Vesper in der zwischen Duderstadt und Heiligenstadt gelegenen Wallfahrtskapelle in Etzelsbach feiern. Rund um die Kapelle ist Platz für mehr als 50.000 Besucher eingerichtet worden – zwei Bühnen werden zudem aufgebaut. Die kurze Distanz – 80 Kilometer – wird vermutlich auch viele Gläubige aus der Einbecker Region ins Eichsfeld locken. Die »EM« wollte in einer Umfrage wissen, ob die Einbecker Bürger zum Papst fahren und was die örtlichen Kirchenmitglieder von seiner Kirchenpolitik halten. Dabei sind auch kritische Töne zu hören.

Einbeck. Bereits mehrfach war der katholische Pfarrer Ewald Marschler in Rom zur Papstaudienz. Erstmals hat er Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Köln kennengelernt, anschließend hat er mit der Weltjugendtagslotterie Rom besucht und dabei den Papst persönlich kennengelernt, und seither hatte er immer wieder Gelegenheit, in der riesigen Audienzhalle des Vatikans den Heiligen Vater persönlich kennenzulernen und mit ihm einige Worte zu wechseln sowie Grüße und Geschenke aus Einbeck zu überbringen. »So dicht kommt der Papst wohl nie wieder in unsere Nähe«, ist Pfarrer Marschler angesichts des bevorstehenden Besuchs im Eichsfeld und in Thüringen sicher, und so ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass er mit Mitgliedern der Gemeinde sowohl in Etzelsbach als auch in Erfurt dabei ist.

Gemeinsam mit dem Hildesheimer Bischof Trelle findet am morgigen Freitag eine Fußwallfahrt von Duderstadt ins rund neun Kilometer entfernte Etzelsbach statt, wo Papst Benedikt am späten Nachmittag eine marianische Vesper feiern wird. Beim Gottesdienst in Erfurt am Sonnabend werden ebenfalls Messdiener aus Einbeck dabei sein: 20 Ministranten sowie drei Begleitpersonen feiern die Papstmesse in Thüringen aktiv mit.

Die Anreise erfolgt bereits am Freitagabend, denn schon am Sonnabend um 6 Uhr müssen die Jugendlichen im Dom sein. Die Vorfreude ist bei allen Beteiligten riesig. Einige der Teilnehmer waren vor kurzem auch beim Weltjugendtag in Madrid, um mit dem Oberhaupt der katho-lischen Kirche Gottesdienst zu feiern – ein beeindruckendes Erlebnis, das sich möglicherweise durch das Mitwirken in Erfurt noch steigern lässt.  »Dieser Papst spricht Dinge an, die nicht alltäglich sind, das schätze ich an ihm«, so Marschler. Sicher würden diese Aussagen nicht von jedem angenommen. Es sei aber wichtig, dass jemand sage, dass es Wesentlicheres als das gebe, was die Gesellschaft allgemein als »Werte« verkaufe. Er lege zudem den Finger darauf, was in der Entwicklung der Kirche mitunter falsch laufe, und er schaue auf die Elemente, die die Kirche im Wesentlichen ausmachten.

Als einen der mächtigsten Menschen der Welt bezeichnet der Kirchenvorsteher der Münstergemeinde, Thomas Borchert, den Papst. Mit ihm müsse die Bundesrepublik im Dialog stehen. Daher mache der Papstbesuch Sinn. Dass Papst Benedikt XVI. ein Deutscher ist und sein Heimatland besucht, mache für viele Bürger wohl die besondere Faszination aus. Kritisch wahrgenommen hat Borchert die Stellung des Papstes zur Ökumene und den Protestanten sowie zum Umgang mit der Pius-Bruderschaft (Holocaust-Leugner). Schön sei es allerdings, dass Ökumene an der Basis – wie beispielsweise bei der »Einbecker Tafel« oder bei gemeinsamen Rom-Reisen – trotzdem sehr gut funktioniere. Die persönliche Kritik Borcherts richtet sich nicht gegen die Person, sondern eher gegen die Institution: Wie zeitgemäß sind der »Heilige Stuhl« und seine Stellung zu Zölibat, Frauen-Priesterschaft oder Pille? Als Fazit bleibt für Borchert: »Ich bin gern evangelisch!«

Auf geringes Interesse stößt der Besuch bei den Schülerinnen Sandra Szews aus Bad Gandersheim und Marie-Theres Lachstädter aus Hilwartshausen. »Ich bin nicht katholisch, von daher ist mein Interesse für den Papst von vornherein gering«, erklärt Marie-Therese. Ihre Freundin Sandra ist zwar katholisch, fand den Vorgänger Benedikts aber besser: »Der hatte ein anderes Auftreten und wirkte menschlicher auf mich.« Ein Besuch käme für sie eher nicht infrage, allerdings wenn sie jemand mitnehmen würde, »dann würde ich es mir überlegen«, sagt die Gandersheimerin.Auch der Kuventhaler Herbert Hoppe würde nicht zum Papstbesuch fahren. »Ich bin zwar gläubig, habe aber mit der Kirche nicht viel zu tun«, sagt er. Auch die Person des Papstes an sich interessiere ihn nicht. Zudem passe die Einstellung Benedikts nicht ins 21. Jahrhundert.red