Persönliche Ziele definieren und daran wie am Stein arbeiten

Neujahrsempfang der Einbecker Freimaurerloge »Georg zu den drei Säulen« / Rückbesinnung, Ausblick und hervorragendes Konzert

Rückschau, Ausblick und – schon traditionell – ein besonderes Konzert: Zu einem vielseitigen Neujahrsempfang hatte die Einbecker Freimaurerloge »Georg zu den drei Säulen« jetzt eingeladen. Erstmals stand dabei Rainer Koch als neuer Meister vom Stuhl am Rednerpult.

Einbeck. »Nach Wahrheit forschen, Schönheit lieben, Gutes wollen, das Beste tun«, das sei nach Moses Mendelssohn die Bestimmung des Menschen, sagte der Vorsitzende der Einbecker Freimaurerloge, Rainer Koch, in seiner Begrüßung. Nachdem Dr. Harald Schütz acht Jahre lang Meister vom Stuhl war, war es nun an ihm, erstmals durch die gut besuchte Feierstunde zu führen.

Der Jahreswechsel, überlegte Koch, biete traditionell Tage des Besinnens und der Rückschau: Wie war das Jahr persönlich und in der Welt? An welche Eindrücke wird man sich länger erinnern? Was hat sich verändert? Die schlechten Schlagzeilen seien dabei meist besonders laut, sie könnten unterschiedliche Reaktionen auslösen: Mitleid ebenso wie Häme oder Gleichgültigkeit. Schlaglichtartig, in Stichpunkten und ohne Wertung blickte er auf einige Ereignisse zurück, die 2010 geprägt haben: das Erdbeben in Haiti, der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche, der Käßmann-Rücktritt, die Ölpest im Golf von Mexiko, die Schuldenkrise, der Köhler-Rücktritt, Stuttgart 21, Sarrazin, Überschwemmungen, die Krisenherde Iran und Irak, Konflikte um Gorleben und die Asse.

Hinzu kämen noch unmittelbare persönliche Erfahrungen mit Krankheit, Tod, Neid, Missgunst, Intrigen und Gegnerschaft. Aber auch Freudiges und Ermutigendes habe es gegeben, hob er Positives hervor: Lenas Grand-Prix-Sieg, das erfrischende Spiel der deutschen Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft, die Rettung der chilenischen Bergarbeiter, der Friedensnobelpreis für den chinesischen Bürgerrechtler Liu Xiaobo auch gegen massive Widerstände, gute Nachrichten aus der Wirtschaft. Es sei allerdings schwer, jeder schlechten Meldung eine gute Nachricht entgegen zu setzen, räumte Koch ein. Zu einer Jahresrückschau, betonte er weiter, gehörten immer auch persönliche Siege und persönliches Glück sowie berufliche Erfolge.

Ein Ausblick auf das neue Jahr zeige, welche großen Aufgaben noch zu stemmen seien: Die Senkung der Arbeitslosigkeit zähle ebenso dazu wie die Bewältigung von Finanzkrise und demografischem Wandels, die Lösung von Zuwanderungs- und Ausbildungsfragen oder für die Verlängerung der Lebensarbeitszeit.

Es gelte, persönliche Ziele zu definieren und daran zu arbeiten. Die Arbeit an sich selbst, am rauhen Stein, das sei es, was auch die Freimaurer kennzeichnet. Vorausschauendes Handeln sei ebenso wichtig wie das Genießen des Hier und Jetzt, das Suchen des Erfolgs. Dabei dürfe mannicht nur hinter sich blicken, sondern sollte vielmehr die Orientierung nach vorn nicht aus den Augen verlieren.

Seit 1797 werden in Einbeck die freimaurerischen Rituale gepflegt. Noch nicht ganz so lange gibt es die Tradition des Neujahresfestes, und hier ist das Singen der Nationalhymne ein fester Bestandteil, begleitet von Hans Huchthausen am Flügel. Ebenfalls traditionell gibt es eine niedersächsische Kartoffelsuppe als gemeinsames Mittagessen, und immer wieder hörenswert sind die Künstler, die für diese Veranstaltung gewonnen werden können.

Rainer Kochs Wunsch nach »hohem Kunstgenuss« wurde zweifelsohne erfüllt von Lavinia Dames, Sopran, Patricia Sohre Buzari, Klavier, und Johannes Schultz, Klarinette, die ein außergewöhnliches Programm zusammengestellt hatten. Als Solisten, in unterschiedlichen Duetten und schließlich in der Trio-Besetzung begeisterten sie die Zuhörer mit Kompositionen von Franz Lachner, Louis Spohr, Richard Strauss, Hugo Wolf, Johannes Brahms, Mátyás Seiber, Leonard Bernstein, Modest Mussorgsky oder Franz Schubert.

Lavinia Dames studierte unter anderem am Institut für Frühförderung musikalisch Hochbegabter der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Zurzeit studiert sie Sologesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Die 20-Jährige ist mehrfache Preisträgerin namhafter Wettbewerbe und verfügt über vielfältige Konzerterfahrung. Patricia Sohre Buzari studiert an der Hochschule für Musik und Theater und Medien in Hannover; alle Examina legte sie mit Auszeichnung an, ein Gesangsstudium beendete sie ebenfalls mit Bestnote.

Johannes Schultz hat seine Wurzeln ebenfalls am Institut zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter. Derzeit studiert er an der Hochschule für Musik Weimar. Der 20-Jährige ist mehrfacher Wettbewerbspreisträger, zudem war er Mitglied im Bundesjugendorchester, mit dem er in großen Konzertsälen gespielt und an CD-Produktionen mitgewirkt hat. Die er-frischende Musikauswahl mit klassischen, aber auch mit humorvollen, ungewöhnlichen Werken fand großen Beifall – und zu einer Zugabe mussten die Musiker nicht lange überredet werden.ek