Pointierte Dialoge und eine Menge Humor

Komödie »Denn sie wissen nicht, was sie erben« begeistert das Einbecker Publikum

Mit Applaus sparte das Einbecker Publikum nicht: Auf dem Spielplan des Kulturrings Einbeck stand am vergangenen Wochenende die Komödie »Denn sie wissen nicht, was sie erben« mit Kalle Pohl. Charmant und witzig setzte die Komödie Düsseldorf das Thema um. Die durchweg amüsante Farce unter der Regie von Dominik Paetzholdt bescherte den Zuschauern fast zwei vergnügliche Stunden und den Darstellern viel Applaus.

Einbeck. Erben will gelernt sein: Bei Edith und Dietrich Buschmeier (Kerstin Gähte und Kalle Pohl) läuft dabei allerdings von Anfang an alles schief: Steueranwalt Dietrich Buschmeier bräuchte dringend Schlaf, denn er muss in wenigen Stunden den Klienten Zumwinkel vor der Steuerfahndung retten. Als jedoch die 90-jährige Tante seiner Gattin mitten in der Nacht von einer Leiter gefallen ist und vom Notarzt ins Krankenhaus transportiert wurde, entdecken er und seine Gattin Edith in einem Tonkrug Withas letzten Willen und sehen sich enterbt. Weil sie ins Heim soll, hat die Tante alles ihrem Neffen Eugen vermacht. Nun ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Kaum haben Dietrich und Edith das Testament diskret korrigiert und ihrerseits Vetter Eugen enterbt, erscheint dieser: Die Tante habe in besagtem Krug etwas für ihn hinterlegt …

Bis zum Ende kommt es zu zahlreichen Verwicklungen und Verwechslungen, wobei sämtliche Register des Boulevardtheaters gezogen werden: Da bleibt eine Hand in einer Urne stecken, statt der Asche von Nachbar Olaf werden 200 Gramm Weinbrandbohnen beigesetzt, und eine lebenslustige Witwe wirft sich dem vermeintlichen Alleinerben Eugen an den Hals. Absurd wird es, als auch noch eine gestrenge Ordensschwester vom Seniorenstift »Waldfrieden« zur Überprüfung der Verhältnisse im Hause Buschmeier anrückt. Da wird bis zum Ende kein Witz links liegen gelassen.

Kalle Pohl ist der Star des Stücks, dem es von Erich Virch auf den Leib geschrieben wurde. Pohl  sorgt für ein flottes Tempo, die meisten der Witze gehen allerdings auf seine eigenen Kosten. Er klagt die geriatrische Dauerberieselung an und verweist auf Treppenlift-Prospekte und Werbung für Haftcreme oder fürs Nicht-mehr-Müssen-müssen. Er kann aber auch anders, philosophiert über das Älterwerden und die Frauen - wobei er aber auch spontan aufs Publikum eingehen kann. Ein Mann  sollte allerdings seine Aktivität im Haushalt auf ein hilfloses Gesicht beschränken, kontert Edith, gespielt von Kerstin Gähte, die besonders durch ihre ausgeprägte Mimik glänzte.

Momme Mommsen, der den etwas minderbemittelten Vetter Eugen spielt, sorgt ebenfalls für viele Lacher im Publikum. Er reimte Kalendergedichte und stellte seinen genialen »Eugenizer« vor - in der scheinbar einfachsten Pointe steckte noch Substanz. Die Rolle des trotteligen Künstlers füllte er perfekt aus.

Starrsinnig setzte Silvana Sansoni die betagte Witha in Szene, die zwar alles hört, aber nichts mehr versteht - weil sie nicht will. Ruth Willems verkörperte die einfältige Witwe samt Sprachfehler gekonnt, und Michaela Klarwein sorgte als Schwester Severitas für pointierte Lacher - die vom Winde verwehte Asche von Olaf ging in Ordnung, schließlich war er ja immer gerne um die Häuser gezogen.

Das Ensemble führte das Publikum durch einen witzig-chaotischen Abend, der zum Lachen herausforderte. Haarsträubende Verwicklungen, gewürzte Pointen und bissige Dialoge begeisterten das Einbecker Publikum. Am Ende ging das Erbe an den Einbecker Wellensittichverein - und nicht nur dafür gab es verdienten Applaus.

sts