Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung

Politik spricht sich für Entwicklung beider Standorte aus

Investoren-Wünsche sowohl für das Globus-/Raab-Karcher-Gelände als auch für die Dresser-Gellermann-Fläche weiterverfolgen

Gleich zwei ehemalige Gewerbeflächen in der Kernstadt sind derzeit interessant für zwei Investoren: das Globus-/Raab-Karcher-Gelände an der Hullerser Landstraße als auch die Dresser-/ Gellermann-Fläche in der Grimsehlstraße. Die Wombat GmbH aus Sangerhausen beziehungsweise die part AG aus Bad Gandersheim wollen sie für Einzelhandelsnutzung aufbereiten. Obwohl die Gutachterin der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung vor erheblichen Auswirkungen auf die Innenstadt warnte (siehe eigener Artikel dazu), sprach sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung einstimmig dafür aus, beide Vorhaben weiter voran zu bringen.

Einbeck. »Wir wollen uns weiter fortentwickeln«, machte Walter Schmalzried, CDU, deutlich. Die Ansiedlungswünsche könne man als bedrohlich und als erfreulich interpretieren. Die Stadt müsse sagen, wohin sie wolle und wo es Verbesserungen gebe.

Beide Projekte seien eine Bereicherung für die Stadt, sagte Margrit Cludius-Brandt, SPD. Die Analyse zeige, dass die Probleme für das Globus-Gelände geringer einzuschätzen seien als für die Grimsehlstraße. An der Hullerser Landstraße werde nur die Kaufland-Ansiedlung als schwierig angesehen. Die Stadt habe jedoch einen Ermessensspielraum. Die SPD sehe keine gravierenden Probleme, sie werde einer Weiterentwicklung des Areals zustimmen, kurzfristig sollte ein Aufstellungsbeschluss möglich sein. Auch das Projekt an der Grimsehlstraße könnte realisiert werden, fuhr sie fort. Hier müssten Änderungen des Einzelhandelsgutachtens aufgezeigt werden. Die part AG habe bereits Planänderungen vorgenommen, die das Vorhaben voranbringen würden. »Wir wollen beide Projekte realisieren«, betonte Cludius-Brandt.

Es sei ein »unglaublicher Glücksfall«, dass es einen Investor für die Poser-Fläche gebe, freute sich Bürgermeister Ulrich Minkner. Das Problem sei eben, dass ein Investor den Kaufland-Markt »mitbringe«. Die part AG habe dagegen ihr Vorhaben schon in einzelne Schritte gegliedert:  zunächst das Dienstleistungszentrum, dann Discounter und Elektromarkt, schließlich Textil- und Drogeriemarkt. Auch er sei dafür, beide Flächen weiterzuentwickeln. Die Auswirkungsanalyse werde Einfluss finden, stellte der Fachbereichsleiter Bauen, Planen, Umwelt, Gerald Strohmeier, fest. Das Dienstleistungszentrum an der Grimsehlstraße könne per Bauantrag und ohne Bebauungsplan umgesetzt werden, für andere Bereiche sei ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufzustellen. Das Einzelhandelskonzept stehe dem allerdings entgegen. »Wir können nicht jeden Tag neue Rahmenbedingungen schaffen«, sagte er. Einbeck sei eine schrumpfende Stadt. Es sei sinnvoll, eine Gewerbebrache nachzunutzen, räumte er ein, das müsse aber verantwortungsvoll und begründbar geschehen – und die Begründung werde hier schwierig. Vom Einzelhandelskonzept vorhandener Prägung müsse man sich verabschieden, wenn man das Vorhaben an der Grimsehlstraße realisieren wolle.

Wegen der Aufarbeitung der Industriebrachen könne man erleichtert sein, so Dr. Reinhard Binder, FDP. Gerade bei Poser müsse man sich fragen, wie das Problem sonst zu lösen sei. Er sehe in beiden Fällen Entwicklungsmöglichkeiten und wünsche sich schnelle Ergebnisse. Innenstadtrelevante Sortimente stünden auf der Roten Liste, erklärte Walter Schmalzried. Eine Umverteilung sei legitim, er warne jedoch vor einem Aussaugen der Innenstadt.

Er finde es erstaunlich und erfreulich, dass Einbeck für Investoren interessant sei, sagte Dr. Ewald Hein-Janke, Grüne, das müsse man mit Wohlwollen betrachten. Lieber wäre ihm die Entwicklung ohne Kaufland, es sehe aber so aus, als wolle der Möbelmarkt nicht ohne diesen Begleiter kommen. Das Dienstleistungsgebäude für die Grimsehlstraße sei ein erster Schritt, dem weitere folgen könnten, wenn sie verträgich seien mit der Gesamtkonstruktion.

Die Frage, ob man Investoren Vorgaben machen und alle Unverträglichkeiten verträglich machen könne, stellte Rolf Hojnatzki, hinzugewähltes Mitglied im Ausschuss. Er erinnerte an die Ansiedlung des Supermarktes in der Beverstraße, mit dem man vor einigen Jahren ebenfalls die Sanierung einer Industriefläche verbinden konnte. Man müsse sich entscheiden, ob man die Innenstadt konservieren und alles andere abschreiben oder ob man sich mit den Rahmenbedingungen anpassen wolle. Er hoffe, dass bald das Baurecht geschaffen werde für Interessierte, die unter Druck stünden. Er sei dafür, die Fragen mit Hochdruck zu klären. Beide Investitionswünsche stellten die bestehende Rechtslage in Frage, so Tanja Michelberger, Geschäftsführerin von »Einbeck Marketing«. Wenn es darum gehe, das Einzelhandelskonzept zu überarbeiten, wäre »Einbeck Marketing« gern dabei.

Einstimmig sprach sich der Ausschuss dafür aus, beide Vorhaben auf den Weg zu bringen. Sowohl die Planung für die Hullerser Landstraße als auch das Vorhaben Grimsehlstraße sollen jeweils in Absprache mit den Investoren weiterentwickelt werden. ek