Ein Projekt mit Vorbildcharakter
Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung zeichnet Fischereiverein Einbeck für Ansiedlung des Edelkrebses aus
Einbeck. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung hat die Ansiedlung des Edelkrebses durch den Fischereiverein Einbeck gleich zweifach ausgezeichnet: So hat die Stiftung das Artenschutzprojekt nicht nur mit 3.120 Euro unterstützt, sondern als »Projekt des Monats Oktober« gab es weitere 500 Euro, die der Verein für sein Bemühen um die Äsche nutzen will.
Mit einem großen Teil des Vorstands sei es gelungen, das Projekt zu starten, stellte der Vorsitzende des Fischereivereins Einbeck, Dr. Benjamin Krause, bei der Vergabe der Urkunde durch den Geschäftsführer der Bingo-Umweltstiftung, Karsten Behr, fest. Etwa 20 Vereinsmitglieder im erweiterten Vorstand hätten eng zusammengearbeitet. Die Wertschätzung, die durch den Preis deutlich werde, freue den Verein sehr.
Der Edelkrebs (Astacus astacus), der größte heimische Vertreter der Großkrebse in Mitteleuropa, sei vom Aussterben bedroht, erläuterte er. Es gebe nur noch isolierte Restvorkommen. Gefährlich für die Art seien aus Amerika angesiedelte Krebse, die den Krebspesterreger übertragen würden, ohne selbst davon befallen zu sein. Zur Arterhaltung sei deshalb eine Neubesiedlung notwendig.
Im Raum Einbeck gebe es dafür ökologisch geeignete Gewässer, die krebspestfrei seien. Mit Krebsfangkörben hat man sich zuvor versichert, dass es keine nachweisbaren Vorkommen der Arten gibt, die den Edelkrebsen gefährlich werden könnten, und auch eine DNA-Analyse zum - negativen - Nachweis des Krebspresterregers ist durchgeführt worden. Man habe deshalb einen entsprechenden Förderantrag gestellt und von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung Unterstützung erhalten.
Die Anfänge des Vorhabens seien dabei vor vier Jahren mit dem Projekt zum Erhalt der Äsche gelegt worden, erinnerte er. In diesem Zusammenhang habe Diplom-Biologe Dr. Matthias Emmrich vom Anglerverband Niedersachsen festgestellt, welche einmaligen Gewässer der Einbecker Verein habe. Insbesondere der Oberlauf des Krummen Wassers und der Kolonieteich seien strukturreich, und sie böten dem Krebs gute Rückzugsmöglichkeiten.
Das Projekt, bei dem 250 Exemplare angesiedelt werden, ist auf drei Jahre angelegt, anschließend wird es ehrenamtlich weitergeführt. Die Tiere stammen aus dem sogenannten Sollingstamm, aus der Bewer. Das Vorhaben kostet 5.226 Euro, wovon die Bingo-Umweltstiftung 3.126 Euro übernimmt. 2.100 Euro erbringt der Fischereiverein über 150 ehrenamtlich geleistete Stunden. Die ersten 130 jungen Krebs sind Ende September im Kolonieteich ausgesetzt worden.
Zugleich wurden Tonröhrensteine im Gewässer versenkt, um den vier bis sechs Zentimeter großen Tieren Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. Der Erfolg der Ansiedlung wird fortlaufend überprüft. Anlässlich der Scheckübergabe wurden gut 20 weitere Krebse eingesetzt. Fischereibiologe Dr. Matthias Emmrich sagte, er freue sich immer, wenn sich die rund 95.000 Mitglieder in den 340 Vereinen im Landesverband über die Fische hinaus engagieren würden, wie hier für den Edelkrebs.
Der sei nämlich als Rote-Liste-Art akut vom Aussterben bedroht. Nur noch in wenigen Regionen komme er vor. Kennzeichnend für die Tiere, die - gemessen ohne Scheren - bis zu 18 Zentimeter lang werden können, sind ihre rote Scherenunterseite und ihre zweigeteilte Augenleiste. Gefahr droht der Art durch Kamberkrebs. Signalkrebs und Sumpfkrebs, eingebürgerte Arten, die die Krebspest verbreiten könnten. Nach einer Infektion mit dem Parasiten verende der Edelkrebs innerhalb von wenigen Wochen, führte der Biologe aus.
Eine weitere Gefahr seien der sogenannte Klonkrebs, eine Mutation aus dem Aquaristikhandel. Er vermehre sich ungeschlechtlich, es bildeten sich nur Weibchen, die für rasante Vermehrung sorgten: Alle acht bis zwölf Wochen gebe es bis zu 200 Jungtiere, und die würden in unterschiedlichen heimischen Gewässern auftauchen. Das Projekt verfolgt das Ziel, vitale und sich selbst erhaltende Edelkrebs-Populationen zu etablieren.
Dadurch soll die für den Artenschutz wichtige genetische Ressource des Sollingstamms für das Weser-Einzugsgebiet gesichert werden. Die Paarung erfolge im Herbst, im Mai schlüpften die Jungtiere, die dann vom Zuchtbetrieb in verschiedenen Becken weitergezogen würden. Für die Arterhaltung sei viel Aufklärungsarbeit notwendig, stellte der Experte fest. Beim Fischereiverein Einbeck könne man Still- und Fließgewässer nutzen - dort allerdings mit Querbauwerken, um den Aufstieg von nicht heimischen Großkrebsen, die potenziell aus der Leine kommen, zu erschweren.
Die Bingo-Umweltstiftung sei eine Landesstiftung, die sich aus der Glücksspielabgabe finanziere, führte Geschäftsführer Karsten Behr aus. Dieses Projekt fördere man sehr gern, weil darin viel ehrenamtliches Engagement stecke. Das vor Ort zu unterstützen, sei ein Stiftungsziel. Hier komme außerdem der Artenschutz hinzu, denn Rote-Liste-Arten zu sichern, sei eine öffentliche Aufgabe. Ehrenamt, praktischer Naturschutz und Umweltbildung, das sei ein gutes Paket.
Zudem gebe es zwei Anglerverbände in Niedersachsen, von denen der westliche bisher aktiver sei; es sei gut, dass nun auch der Anglerverband Niedersachsen unterstützt werde. Die Anglervereine vor Ort seien wichtige Ansprechpartner, wenn es darum gehe, Biotope zu vernetzen.
»Das Projekt hat Vorbildcharakter für Niedersachsen«, lobte er: Ein kleiner Vereine tue etwas richtig Gutes für den Naturschutz im Land, das seien die richtigen Gründe für ein »Projekt des Monats«. Und dass die Auszeichnung nur sechsmal pro Jahr vergeben werde, erhöhe ihren Auszeichnung den Stellenwert noch.
Er dankte allen Unterstützern für das Gelingen des erfolgreichen Vorhabens. 500 Euro, die damit verbunden sind, könne der Verein für eigene Ideen nutzen. »Das geht in unser Äschen-Projekt«, kündigte Dr. Benjamin Krause an. Über die Ansiedlung des Edelkrebses in Einbeckern Gewässern wird am kommenden Sonntag, 14. Oktober, im Fernsehen berichtet: N3 zeigt zwischen 17 und 18 Uhr einen Beitrag bei »Bingo - Die Umweltlotterie«. Ein Fernsehteam war dazu bereits vor Ort.ek