Rätselhafter Bienentod

Pflanzenschutzmittel mögliche Ursache | Bieneninstitut Celle eingeschaltet

Der Imker ist fassungslos: Die Bienen liegen tot vor dem Bienenkasten, er kann sie mit dem Handfeger zusammenkehren. Nachdem es im vergangenen Jahr bereits in Einbecker Ortschaften zu einem rätselhaften Bienentod gekommen ist, sind bei den jüngsten Fällen sowohl der Einbecker Imkerverein als auch der Kreisverband sowie die Polizei eingeschaltet, um die Ursache zu finden. In Betracht kommt der Einsatz sogenannter bienengefährlicher Spritzmittel.

Einbeck. Da liegt fast ein ganzes Volk vor dem Bienenkasten, die Insekten sind tot oder kurz davor. Seit einigen Tagen hat der Imker diese Entwicklung beobachtet, nun hat er sich Hilfe geholt, denn auch ein zweites Volk ist mittlerweile betroffen. Auch diese Bienen agieren nicht mehr so, wie man es von ihnen gewohnt ist. Ein Blick in die Kästen zeigt: Die Brutnester sehen anders aus, als sie sollten. Sie sind löchrig, es fehlt der Futterkranz. Weil die Flugbienen nicht mehr im Einsatz sind, kommt kein Futter mehr in den Bienenstock. Der Einsatz von Futterwaben wäre eine Möglichkeit zur Sofortrettung – der Imker muss sehen, welchen Tieren er damit noch helfen kann.

Der Vorsitzende des Imkervereins Einbeck, Günter Kleinhans, und der Vorsitzende des Kreisver­bandes, Klaus Meinshausen, sind vor Ort und ­schauen sich den Schaden an: Zur Ursache können sie – noch – nichts sagen, dazu wird unter anderem das Bieneninstitut in Celle mit eingeschaltet. Von dort kommt die Anweisung, lebende Bienen einzufangen, denen Pollen anhaftet, und sie zur genauen Untersuchung der Ursache einzuschicken.Es könnte sich, vermuten Kleinhans und Meinshausen, um Spritzmitteleinsatz handeln. Sogenannte B4-Mittel sind als bienenfreundlich klassifiziert, sie können bedenkenlos genutzt werden. Werden sie jedoch mit anderen Mitteln gemischt oder wird unsauber gearbeitet, ist B4 nicht mehr gegeben. Die Bienen haben möglicherweise einen für sie attrak­tiven, aber ungesunden Futterplatz angeflogen. In diesem Fall wartet auf den Imker ein größerer Arbeitseinsatz, um die Schäden zu beseitigen, verbunden mit finanziellen Einbußen. So müssen die Holzrähmchen verbrannt werden, sie sind nicht zu retten. Die Bienenkästen müssen ausgekocht werden. Pflanzenschutzmittel, das giftig für die Bienen ist, lagert sich im Wachs an, so dass es ebenfalls nicht mehr genutzt werden kann. Und schließlich gibt es auch keinen Honig.

»Nach imkerlicher Praxis hat der Kollege alles richtig gemacht«, versichert Günter Kleinhans. Da­für spricht auch, dass nicht alle Standorte des Imkers betroffen sind. Er hat seine Bienenkästen an drei verschiedenen Plätzen in der Region stehen, und während zwei vom Bienentod betroffen sind, gibt es am dritten Standort noch keine Ausfälle.

Ein zweiter Imker aus der Region, berichtet Günter Kleinhans, habe inzwischen ebenfalls ähnliche Ausfälle gemeldet – ein erfahrener Mann, der beim Umgang mit seinen Völkern sicher keinen Fehler gemacht habe. Sollte das Bienensterben weiter um sich greifen, werde das Pflanzenschutzamt für weitere Untersuchungen eingeschaltet. Auch der schon geschleuderte Honig aus der Frühtracht wird untersucht mit Blick darauf, ob es Einlagerungen gibt.

An die Landwirte richten die Imker den grundsätzlichen Appell, Pflanzenschutz nur nach B4 anzuwenden und auch nicht tagsüber zu spritzen, sondern erst in den Abendstunden, wenn die Bienen nicht mehr fliegen.ek