Rat Einbeck

Rathaus-Umbau nicht wie geplant

Bürgermeisterin zur Archäologie im Rathauskeller und zu Vertraulichkeit

Zu den archäologischen Arbeiten und den kommenden Planungen für das Alte Rathaus hat Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek in ihrem Bericht in der jüngsten Ratssitzung Stellung genommen.

Einbeck. Die archäologischen Grabungen im Gewölbekeller mit den digitalen Aufmessungen stünden unmittelbar vor dem Abschluss, erläuterte sie. Stadtarchäologe Markus Wehmer und das Archäologie-Unternehmen Goldschmidt, Düren/Hellental, konnten mit einigen bedeutenden und durchaus überraschenden Funden und neuen Erkenntnissen aufwarten (»EM« berichtete).

Aufsehen erregte dabei der Fund eines wahrscheinlich aus dem späten 14. Jahrhundert stammenden Prägestempels für Einbecker Hohlpfennige. Klarheit konnte man auch über die Baugeschichte des Kellers im Alten Rathaus und die Ausmalung des Gewölbes gewinnen. Die historischen Farbbefunde des Gewölbes werde eine Restauratorin im Januar näher untersuchen, kündigte sie an.

Neue Erkenntnisse zum Rathauskeller

Weiter wurden aber auch eine sehr flache Gründung des Rathauskellers, ein wassergesättigter Lößlehmuntergrund, Salzausblühungen an den Sandsteinsäulen und ein großflächiges Abfallen des Putzes vom Gewölbe entdeckt. Diese neuen Erkenntnisse müssten nun zusammengestellt, sachkundig bewertet und mit der Politik diskutiert werden. Es sei aber bereits jetzt absehbar, dass der im März einstimmig beschlossene Umbau des Alten Rathauses mit einem durchgängigen Fahrstuhl vom Keller bis ins Obergeschoss und mit einer multifunktionalen Nutzung des Kellers für Veranstaltungen oder auch Trauungen nicht mehr wie geplant umsetzbar sein werde, stellte sie fest. Deshalb werde auch der vorgesehene Baubeginn verschoben.

Führung für Geschichtsvereins-Vorstand

An dieser Stelle müsse sie nun ausdrücklich ihr Missfallen aussprechen, fuhr sie fort: Im November habe der Stadtarchäologe für den ehemaligen und neuen Vorstand des Einbecker Geschichtsvereins eine exklusive Führung durch den Rathauskeller angeboten und einige seiner Befunde vorgestellt. Markus Wehmer habe ausdrücklich darum gebeten, diese Informationen ausschließlich für die Arbeit des Geschichtsvereins zu verwenden – und nicht politisch.

Kein Verständnis für »Aktionistische Plakataktion«

Umso mehr sei sie erstaunt gewesen, als sie vor wenigen Tagen in sozialen Netzwerken einen Eintrag des Ratsherrn Alexander Kloss gelesen habe, der seine Meinung über den Umbau des Alten Rathauses und insbesondere des Kellers kundgetan habe, bevor Verwaltung und Politik über die Befunde informiert waren.

»Von der aktionistischen Plakataktion weiterer Mitglieder des Geschichtsvereins möchte ich gar nicht sprechen«, sagte sie weiter. Sie habe kein Verständnis dafür, dass einige in dieser Stadt Bitten um Vertraulichkeit nicht einhalten könnten oder wollten.

Kloss: »Planungen überdenken«

Unter dem Motto »Zeigen wir Rückgrat fürs Kreuzgrat« hatte Kloss unter anderem geschrieben, für ihn sei »der Zeitpunkt erreicht, die Planungen, die vor etwa vier Jahren erstellt wurden, komplett zu überdenken.« Die eigentlich verworfenen Planungen für einen Aufzug auf der Südseite des Alten Rathauses müssten wieder auf den Tisch und in Ruhe diskutiert werden, bevor irreparable Eingriffe am wichtigsten historischen Wahrzeichen vorgenommen würden.

Widerspruch

Der so kritisierte Alexander Kloss stellte fest, dass seine Äußerung zuvor mit Markus Wehmer abgestimmt wurde, inhaltlich und zeitlich, ebenso das Bildmaterial. Am Tag der Veröffentlichung sei zudem ein Pressetermin im Keller gewesen, wobei die Inhalte kommuniziert wurden, die ihm auch vorgelegen hätten. Erst danach habe er beim Archäologen angefragt, ob er selbst ebenfalls darüber berichten dürfe. Er widerspreche ganz deutlich der »mehr als deutlichen Unterstellung der Bürgermeisterin«, er würde damit vertrauliche Informationen auf reißerische Weise in sozialen Netzwerken verbreiten. »So etwas habe ich nie getan und werde es auch niemals tun«, so Kloss’ Einwand während der Sitzung. Die Verschwiegenheitspflicht werde von ihm jederzeit und uneingeschränkt eingehalten.ek/oh