Ehrlichkeit, Vertrauen und Optimal-Qualität

Regionaler Erzeugerverband Südniedersachsen überreicht weitere Glaubwürdigkeitsurkunden

Der Leiter des Qualitätsausschusses, Jürgen Hoffmeister (Vierter von links), der Vorsitzende des Regionalen Erzeugerverbandes Südniedersachsen, Siegfried Kappey (rechts), und Mitarbeiterin Marie-Luise Kisters (Zweite von rechts) haben Glaubwürdigkeitsurkunden überreicht an (von links) Manfred Breitzke, Jörg Brinckmann, Alexander Pohl, Ulf Ahrens, Stefan Kappey, Winfried de Klein und Hendrik Wolper. Ihre Betriebe dürfen künftig das Qualitätssiegel »Kostbares Südniedersachsen« führen.

Einbeck. Sie möchten regionale Vermarktungsstrukturen erhalten und stärken, den Verbrauchern ehrliche, glaubwürdige, hochwertige und zertifizierte Produkte anbieten, vertrauenswürdige Beziehungen zwischen Konsumenten und Produzenten wiederherstellen und die Wertschöpfung in der Region halten.

Wer sich diesen Anforderungen des Regionalen Erzeugerverbandes Südniedersachsen erfolgreich stellt, bekommt eine Glaubwürdigkeitsurkunde, die das nach außen hin dokumentiert. Sieben weitere Unternehmen aus der Region sind jetzt ausgezeichnet worden. Jürgen Hoffmeister, Leiter des Qualitätsausschusses, Siegfried Kappey, Vorsitzender des Erzeugerverbandes, und Projektmitarbeiterin Marie-Luise Kisters haben die Urkunden übergeben.

Die ausgezeichneten Betriebe dürfen damit das Qualitätssiegel »Kostbares Südniedersachsen« führen. Und das sind die Unternehmen beziehungsweise Unternehmer: Alexander Pohl hat im vergangenen Jahr die Einbecker Kaffeerösterei eröffnet, mit Café und Verkauf. Darüber hinaus bietet er Schulungen zum Thema an. Seit Juni hat der Kaffee-Quereinsteiger sechs Tonnen Kaffee geröstet, zehn Tonnen pro Jahr hat er sich vorgenommen.

Im Einkaufsverbund mit Andreas Berndt aus Hannover kann er besondere Sorten verarbeiten - in einer Technik, die sich deutlich von einer Industrieröstung unterscheidet. Auch wenn der Rohstoff hier nicht aus der Region kommt: Nachhaltige Produktion ist ihm wichtig. Vor einem Jahr hat Hendrik Wolper in Salzderhelden mit Legehennenhaltung in Mobilställen begonnen, zunächst mit 350 Tieren.

Bereits im September hat er auf knapp 800 Tiere erweitert, weitere Mobilställe sind geplant. 95 Prozent der Produktion werden über den eigenen Hofladen verkauft. Die Tiere haben ausreichend Auslauf, ein Kriterium, das, so Hendrik Wolper, auch für die Verbraucher wichtig sei. Das Futter bezieht er so regional wie möglich, Eigenanbau ist geplant. Nudeln werden im Westerwald mit Salzderheldener Eiern produziert.

Wie andere Betrieben auch, öffnet der Hof gern seine Türen für Interessierte. Vor 13 Jahren haben Ulf Ahrens und Ursula Schwerin den Einbecker Blaudruck übernommen. Das Traditionsunternehmen ist inzwischen 380 Jahre alt und damit der älteste Betrieb in Europa, in dem durchgehend gedruckt wird.

Tischwäsche im Lohndruck nach Kundenwunsch, aber auch viele weitere Textilien, nicht nur in Blau: Im Einbecker Blaudruck wird ein historisches Handwerk gepflegt, das auf die immaterielle Kulturerbe-Liste der Unesco aufgenommen wurde. Besucher können es kennenlernen oder sogar ausprobieren: Führungen werden unter anderem in Zusammenarbeit mit der Tourist-Information angeboten.

Auf Schweinehaltung auf Stroh hat der landwirtschaftliche Betrieb von Jörg Brinckmann aus Naensen umgestellt. Ziel des Unternehmers ist es, mehr Tiere in der Region zu halten - und ein Viertel der in Kalefeld geschlachteten Tiere geht an heimische Verwerter. Die Haltung ermögliche den Schweinen viel Bewegung, wie Manfred Breitzke, einer der Abnehmer, bestätigen konnte.

Das sorge für qualitativ hochwertiges, festes Fleisch. 700 Duroc-Schweine hält Jörg Brinckmann, die Ferkel werden zugekauft, unter anderem auf dem Versuchsgut in Relliehausen. Auch beim Futter setzt er zum großen Teil auf eigene Produktion. Fleischermeister Manfred Breitzke ist jemand, der für sein Metier brennt. Auch er hat sich mit Fleischerei und Partyservice den Anforderungen des Erzeugerverbandes gestellt.

Die Produktion von Jörg Brinckmann, versichert er, habe ihn überzeugt: Das Fleisch habe Substanz, die Wurst sei besser, und diese Qualität wüssten die Kunden auch zu schätzen, wenngleich man durchaus noch stärker informieren könnte, was denn da Gutes auf den Teller komme. 50 Bienenvölker hat die Imkerei von Winfried und Petra de Klein aus Greene. Bienenhaltung verlangt große Umsicht, damit die Völker gesund bleiben.

Zu einer guten Produktion zählt unter anderem, dass es Absprachen mit den Landwirten gibt, um Beeinträchtigungen durch Spritzmaßnahmen zu vermeiden. Raps- und Lindenblütenhonig stellen die fleißigen Helferlein in der Region her, Akazienhonig gewinnt die Imkerei de Klein in der Mark Brandenburg. Das Unternehmen wird seit Jahrzehnten von der Familie geführt, und Winfried de Klein ist Schulungsreferent für Imker.

Die Vermarktung erfolgt über Wochen- und Supermärkte. Als junges Unternehmen wurde das Einbecker Mostwerk von Stefan Kappey ausgezeichnet, gegründet im April 2017. Angefangen hat es mit fünf Apfelbäumen, aus deren Ertrag Saft selbstgemacht wurde. Aus kleinen Anfängen ist ein mobiles Mostwerk entwickelt worden, und obwohl 2017 kein gutes Apfeljahr war, hatte es einen erfolgreichen Start.

Zum einen können Verbraucher hier aus ihren eigenen Äpfeln Most machen lassen, zum anderen bietet das Mostwerk eigene Säfte an, wobei Sortenreinheit nicht sein muss - Hauptsache, der gesunde Mix schmeckt: »Wir füllen das ein, was die Natur uns liefert«, betonte Stefan Kappey - ergänzende Ideen zu Apfel-Birne und Apfel-Möhre gibt es bereits. Noch sei das Projekt ein Hobby, »aber es macht glücklich.«

Die Leidenschaft für gute Qualität, die bei allen Betrieben deutlich werde, wolle der Erzeugerverband mittragen, betonte Siegfried Kappey. Ehrlichkeit und Vertrauen seien das Fundament, dazu der Anspruch auf Optimal-Qualität. Verbraucher, die sich dafür entscheiden würden, setzten weniger auf den Preis, sondern auf Qualität. Nicht jeder sei da dabei, räumte er ein, aber viele seien eben doch bereit, mehr auszugeben und so auch ihre Wertschätzung für Regionalität auszudrücken.

Selbst bei Fleisch und Wurst werde nun eine regionale Kette möglich. Die Verbandsmitglieder produzierten für einen qualitätsorientierten Nischenmarkt, und für den Mehrpreis gebe es einen Mehrwert, auch wenn in vielen Fällen, und das konnten die Betriebe bestätigen, dieser Weg noch nicht belohnt werde.ek