Rund 100 Teilnehmer gedenken der Opfer von Hanau

Einbeck. »Sprecht nicht von Fremdenhass, denn diese Menschen waren keine Fremden. Es war Rassismus, der sie getötet hat.« Unter dem Eindruck des rassistischen Anschlags in Hanau hatte das Bündnis »Einbeck ist bunt« am Freitagabend zu einer Mahnwache auf dem Einbecker Marktplatz aufgerufen, unterstützt von der Seebrücke und OATE, dem offenen antifaschistischen Treffen Einbeck. Rund 100 Teilnehmer versammelten sich vor dem Alten Rathaus, um der Opfer zu gedenken, die von einem 43-Jährigen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Hessen erschossen worden waren.

Der Mann hatte in zwei Lokalen neun Menschen getötet, anschließend seine Mutter und sich selbst. Traurig und wütend sei man über diesen Anschlag, hieß es, und zugleich bei den Opfern. Auch wenn der Täter psychisch krank gewesen sei, nehme das der Tat nicht ihren politischen Hintergrund. Schlimm sei es, wenn beispielsweise die AfD das nicht beachte und sich in der Bewertung des Verbrechens in der »Merkel muss weg«-Forderung überschlage. Hier seien die geistigen Brandstifter zu sehen. Wenn man gegen Ausgrenzung und Gewalt vorgehen wolle, dürfe Aufklärung kein Lippenbekenntnis bleiben. Dazu gehöre etwa, die NSU-Akten freizugeben.

Dazu gehöre auch, sich gegen rassistische Tendenzen zu wehren und gegen die Hufeisen-Theorie: Die Fakten sprächen eine andere Sprache, denn während sich die Linke für die Abschaffung des Kapitalismus ausspreche, kämpfe die Rechte für die Abschaffung der Demokratie. Rechter Terror habe deutlich mehr Opfer verursacht. »Rassismus tötet, überall auf der Welt«, damit wurde vor einer Schweigeminute an die weltweiten Terroranschläge von rechts erinnert, in Hanau und Halle ebenso wie in Christchurch.

Es sei nicht der Tag für markige Worte, sagte »Einbeck ist bunt«-Sprecher Pater Zarske, sondern man sollte in Gedanken bei denen sein, die bei einem rassistischen Angriff feige umgebracht wurden und deren Namen er verlas. Weiter erklang »Bella Ciao«, das antifaschistische italienische Kampflied. Ein kurdisches Frauenbündnis betonte, diese hasserfüllten Morde seien zwar von einem Individuum begangen worden, aber kein Einzelfall. Rassismus und Hass, so die Mahnung, dürften nicht zur Normalität werden. Viele Passanten erkundigten sich bei den anwesenden Polizeibeamten nach dem Grund der Versammlung und schlossen sich dann, so Polizeichef Peter Volkmar, spontan der Mahnwache an. Kerzen und Rosen wurden im Anschluss an der Rathausecke abgelegt, direkt unter der Gedenk- und Namenstafel für die Einbecker Juden, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.ek