»Salam aleikum - Friede sei mit Dir«

Sternsinger wurden im Alten Rathaus empfangen | »Frieden im Libanon und weltweit«

Im Alten Rathaus hießen Ratsmitglieder und Gäste die Einbecker Sternsinger willkommen. Im Mittelpunkt steht diesmal der Einsatz für Frieden im Libanon und weltweit. Mit Liedern umrahmten die Sternsinger den Empfang.

Kurz nach Weihnachten haben die Stern­singer traditionell in Einbeck mit ihrer neuen Aktion begonnen. Bis zum 6. Januar sind sie unterwegs, um Spenden zu sammeln für Schulbesuche im Libanon. »Frieden im Libanon und weltweit«, lautet das Motto der 62. Aktion des Dreikönigssingens. Die Jungen und Mädchen möchten nicht nur Unterricht für Flüchtlingskinder ermög­lichen, sondern auch Frieden und Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion fördern.

Einbeck. Den ersten Segen schrieben die Sternsinger beim Aussendungs­gottesdienst an die Kirchentür von St. Josef, weitere an Häusern folgten, sowie einen an die Tür des Sitzungssaals im Alten Rathaus, wo sie von Ratsmitgliedern empfangen wurden.
»Wir kommen daher aus dem Morgenland«, lautete das erste Lied, das die Jungen und Mädchen vortrugen. Gemäß des Songs »Sternsinger sind Glücksbringer« brachte Pfarrer Ewald Marschler den Segen an und wünschte alles Gute für 2020. Bei der 62. Dreikönigsaktion setzen sich alle Beteiligten für den Frieden in Libanon und weltweit ein. Passend dazu erklang »Salam aleikum – Friede sei mit dir«.

In den Nachrichten sehe man immer wieder, so Marschler, dass nicht überall auf der Welt Frieden herrsche. Jeder müsse sich dafür einsetzen, forderte er auf. Schon im Kleinen fange der Einsatz für den Frieden an. Nicht immer müssten alle Personen einer Meinung sein – auch nicht im Stadtrat –, doch dürfe man Gegensätze nicht unter den Teppich kehren. Ein respektvolles Mitein­ander sollte im Kleinen wie im Großen herrschen. Er wünschte den Rats­mitgliedern, zum Wohl der Stadt friedlich und konstruktiv zu agieren sowie immer gute Entscheidungen zu treffen.

Nach dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 gelang in dem kleinen Land im Nahen Osten ein weitgehend demokratisches und friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen. Doch der Friede steht vor großen Herausforderungen, denn das Miteinander ist von Ressentiments geprägt.

Zudem hat der Libanon seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Nachbarland Syrien 2011 rund 1,2 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Diese bilden inzwischen etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Die Bildungs- und Gesundheitsstrukturen des Landes reichen nicht aus, um den Bedürfnissen der geflüchteten Menschen gerecht zu werden. Die Hilfsbereitschaft der Libanesen ist teilweise in Ablehnung umgeschlagen. Auch unter Kindern und Jugendlichen kommt es zu Spannungen und Ausgrenzungen.

Die Projektpartner der Sternsinger arbeiten vor dem Hintergrund mit einheimischen Kindern und mit welchen aus Flüchtlingsfamilien. Ein wichtiges Ziel ist, Frieden und Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion im Libanon zu fördern.

Die Adyan-Stiftung, die 2006 von Christen und Muslimen gegründet wurde, setzt auf Bildung und Dialog. Mithilfe der Sternsinger entstand ein Bildungsprogramm für Schulen, das Kindern und Lehrern die gemeinsamen Werte der Weltreligionen sowie Wissen über die ­eigene Religion und Geschichte vermittelt. Die ­Organisation bietet auch Kurse in gewaltfreier Kommunikation und respektvollem Umgang an.

Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst, ein langjähriger Sternsinger-Partner, leistet Hilfe bei der schulischen Integration und der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge. Organisiert wird von Caritas Libanon unter anderem ein Hausaufgaben- und Freizeitprogramm für Kinder unterschiedlicher Herkunft und Religion in der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Die Aktion Dreikönigssingen 2020 zeigt den Sternsingern, wie wichtig es ist, friedlich und unvoreingenommen miteinander umzugehen. Verdeutlicht wird, dass Kinder und Jugendliche selber aktiv zu einem friedlichen Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion beitragen können. So lernen die Sternsinger, dass sie mehr verbindet, als sie trennt und dass es sich lohnt, offen und respektvoll aufeinander zuzugehen.

Gleichzeitig würdigt die Aktion Dreikönigssingen den Einsatz der rund 300.000 Stern­singer, die als Friedensbotschafter den Segen zu den Menschen bringen und Spenden für hilfsbedürftige Kinder weltweit sammeln.

»Frieden! Im Libanon und weltweit«, lautet das Motto der Aktion. Der bib­lische Leittext ist Jesaja 2,2-5: »Wenn die Menschen auf den Wegen des gerechten Gottes gehen, werden sie aus Schwertern Pflugscharen machen, und die Kriege zwischen den Völkern finden ein Ende.«

Nachdem Pfarrer Ewald Marschler den Segen, »20*C+M+B*20«, »Christus segne dieses Haus im Jahre des Herrn 2020«, an die Tür des histo­rischen Sitzungssaales im Alten Rathaus geschrieben hatte, dankte Eunice Schenitzki im Namen ihrer Ratskollegen dafür. Da weder Bürgermeisterin noch Stellvertreter beim Empfang waren, hieß sie die Sternsinger willkommen. Seit vielen Jahren verfolgt sie die Sternsingeraktionen mit großem Interesse, ihre Tochter nahm früher auch mehrfach daran teil. Immer wieder setzen die Sternsinger Zeichen und Akzente, das sei lobenswert und vorbildlich. Vor vielen Jahren unterstützten sie ihr Heimatland Brasilien, Großartiges entstand dort. Auf großen Erfolg freute sie sich bei der Unterstützung für den Libanon. Jedes Jahr bringe das Drei­königssingen nicht nur den Segen in die Häuser, sondern helfe vielen Kindern. Es sei großartig, dass die Jungen und Mädchen sich in ihrer Freizeit für bedürftige Kinder einsetzen und einen aktiven Beitrag dafür leisten, dass es anderen besser geht, die es nicht so gut haben.

Pfarrer Ewald Marschler sagte, dass man dem Motto »Segen bringen, Segen sein« immer gern nachkomme. Auch im kommenden Jahr: Die 63. Aktion des Dreikönigssingens Ende Dezember/Anfang Januar wird wohl seine letzte vor der Pensionierung sein. Als ­besonderen Höhepunkt will er in diesem Jahr unter anderem noch mit Firmlingen zu einer Papst-Audienz nach Rom reisen.

Am Montag, 6. Januar, werden die Sternsinger im Dankgottesdienst ab 18 Uhr wieder in der katholischen Kirche St. Josef empfangen, und es wird bekannt gegeben, wie hoch das Sammelergebnis ist.mru