Schlüter: »Die Krise schon abzuhaken, wäre fatal«

Vertreterversammlung der Volksbank Einbeck / Zufriedenstellendes Ergebnis / Kreditgeschäft wurde weiter ausgebaut

Zufriedenheit herrschte bei der jüngsten Vertreterversammlung der Volksbank Einbeck. Trotz Finanzkrise und Regulierungszwängen konnte der Vorstandsvorsitzende Helmut Schlüter einen Bilanzgewinn vermelden. Es wurde der Ausschüttung einer Dividende von sechs Prozent zugestimmt.

Einbeck. »Wir freuen uns, dass Sie ihr Mandat ernst nehmen«, begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende der Volksbank Einbeck, Siegfried Sander, die insgesamt 127 Vertreter im BBS-Forum. Diese Gemeinschaft zeichne den genossenschaftlichen Gedanken und die Struktur aus. »Sie ist fest in der Gesellschaft integriert«, stellte er fest.

In Hinblick auf die Finanzkrise wies der Aufsichtsratsvorssitzende darauf hin, dass Volksbanken »der Fels in der Brandung der niederreißenden Schuldenflut« seien. Für den Aufsichtrat seien durch neue Bestimmungen auch die Anforderungsprofile gestiegen. »Das ist knallharte Arbeit«, stellte er fest, und er fügte an: »Die Zeit des zigarrerauchenden Aufsichtratsmitglieds ist vorbei, wenn es sie überhaupt gegeben hat.«

Von einem »Boom-Jahr 2010« für Deutschland sprach der Vorsitzende der Volksbank Einbeck, Helmut Schlüter. Dabei hätten unter anderem der Außenhandel sowie die privaten Konsumausgaben zugelegt, auch die Arbeitsmarktlage habe sich gebessert. Auf der anderen Seite sei die Finanzmarktentwicklung von den Krisen in Griechenland, Portugal, Spanien und Irland gezeichnet gewesen. »Diese Krise aber schon abzuhaken, wäre fatal«, mahnte Schlüter.Dass die Kreditgenossenschaft während der Krise zur Stabilisierung Deutschlands beigetragen habe, werde von allen Seiten bescheinigt. »Eine Kreditklemme hat es in unserer Organisation nicht gegeben«, stellte er fest, und er fügte an: »Die Volksbank Einbeck hat ihr Kreditgeschäft auch in der Krise ausgebaut.«

Mit den staatlichen Regulierungen, besonders in Bezug auf die Bankenabgabe, zeigte sich Schlüter nicht einverstanden. So treffe es hierbei auch die Einrichtungen, die bisher solide gewirtschaftet haben. »Die Regulierungswut im Bankenbereich hat zugenommen. Sicherlich muss hier verändert werden, muss Aufsicht geübt werden. Aber bitte insbesondere bei Bankengruppen, die Probleme gemacht haben«, forderte der Vorsitzende. Dass die Menschen trotz einer Vertrauenskrise gerade genossenschaftliche Werte schätzten, freue ihn. Dennoch habe das Vertrauen in die Einrichtungen gelitten, dafür seien zum Teil die Groß- und Investmentbanken verantwortlich gewesen, die »mit ihrer Zockerei den Ruf einer ganzen Branche in Misskredit gebracht haben.«

Im Geschäftsbericht 2010 konnte Schlüter Positives vermelden. So sei das Kreditengagement um 1,2 Prozent ausgeweitet worden, besonders bei mittelständischen Unternehmen aus der Umgebung liege der höchste Ausleihwert seit Jahren vor. »Der Mittelstand hat wieder Mut gefasst. Wir hoffen, das hat Bestand«, wünschte er sich. Dieser müsse weiter gefördert und übermäßige Belastungen für ihn reduziert werden. »Wir können nicht einerseits den Mittelstand als Herz der deutschen Wirtschaft bezeichnen und andererseits einen Betablocker nach dem anderen verabreichen«, erklärte Schlüter.

Die Kundeneinlagen konnten im vergangenen Jahr um zwei Millionen Euro auf 243 Millionen gesteigert werden. Der Rückgang der Bilanzsumme sei wider Erwarten geringer ausgefallen, »wir sind sehr zufrieden«, konstatierte er. Auch die Ergebnissituation sei erfreulich: Es wurde ein Zinsüberschuss von 500.000 Euro erwirtschaftet. Das Kundengesamtvolumen bewege sich weiterhin »auf einem guten Niveau«, derzeit würden 660 Millionen Euro betreut. Der Bilanzgewinn für das vergangenen Geschäftsjahr ist mit 441.902,76 Euro ausgewiesen worden. Dabei sei zu berücksichtigen, dass Vorstand und Aufsichtsrat eine Vorwegzuweisung von zwei Millionen Euro in den »Fonds für allgemeine Bankrisiken« vorgenommen haben.

Im weiterem Verlauf der Versammlung wurden Vorstand und Aufsichtsrat von den Vertretern einstimmig entlastet. Auch die Feststellung des Jahresabschlusses sowie die Beschlussfassung über die Verwendung des Bilanzgewinns erfolgte einstimmig. Insgesamt fünf Aufsichtsratsposten standen turnusmäßig zur Disposition: Gerd Huchthausen, Helga Beyer-Ahrens, Jürgen Herbst und Wilhelm Meyer wurden von der Versammlung einstimmig wiedergewählt. Der Posten von Horst Meyer, der altersbedingt aus dem Aufsichtsrat ausscheidet, wird nicht neu besetzt.

Im Zuge der Versammlung stellte sich der designierte stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Andreas Wobst, vor. Wobst wird ab dem 1. Juli das Amt von Erhard Schrader übernehmen, der im September in den Ruhestand gehen wird.thp