Schnell, bissig und richtig komisch
Horst Schroth begeistert mit »Grün vor Neid« Publikum im Einbecker Bendow-Theater
Einbeck. Die Niederungen des Gemüts nahm Schroth gekonnt aufs Korn: den Neid und seine Geschwister Schadenfreude, Eifersucht und Hass. Diese intensiven Gefühle wurden an einem Erbstreit aufgefädelt, der ja einem »Bürgerkrieg« gleichen kann.
Als Requisiten genügten dem Vollblut-Kabarettisten drei Stühle und ein Tisch. Schroth gelang es, sein Publikum bestens zu unterhalten. Mit einer skurrilen Geschichte und treffenden Betrachtungen sorgte er für viele Lacher. Da wurde nicht nur gemeckert, sondern auch gleich eine Lösung mitgeliefert: Denn Neid ist schließlich immer da, und so wären Neid-Faktor-Hinweisschilder eine gute Sache. Auf dem Einbecker Ortsschild sollte dann auch eine Zehn prangen, war sich das Publikum einig.
Selbst Kindergeburtstage müssen heute ein Event sein, da ist Delfin-Schwimmen nur eine Möglichkeit. Mit Sackhüpfen und Eierlaufen können die Eltern nicht mehr punkten. Auf dem Heiratsmarkt hat es nicht jeder leicht, schon gar nicht, wenn er aussieht wie der Hustinetten-Bär. Selbst eine Frau mit dem Verstand einer Zimmerpflanze wollte den betreffenden Herrn nicht zum Traualtar führen. Weichgespülte Männer, die aus Solidarität mit ihren Frauen sogar Slipeinlagen tragen, die Weltreligionen oder auch Snobisten bekamen ihr Fett ab.
Heutzutage versteht derjenige, der kein Englisch kann, kein Deutsch: Der Dress-code ist mittlerweile ja casual. Und auch das Wort Pumps ist ein »schönes deutsches Wort«. Der Schlankheitswahn treibt ebenfalls seine Blüten: Bei dünnen Mädchen, die ein Glas Tomatensaft trinken, denkt man gleich an ein Thermometer.
Steuerhinterzieher und auch Steuerverschwender nahm Schroth gekonnt aufs Korn. Die Pendler-Pauschale ist eine ebenfalls deutsche Erfindung, und wenn man sie einem Ausländer erklären will, stößt man schnell an die intellektuellen Grenzen.
Neid sei immer da. Die Neidleiter kenne kein Ende, steige bis ins Unermessliche. Neid habe aber auch einen guten Kern, war sich Schroth am Ende sicher, er könne Ansporn sein.
Horst Schroth erhielt während seiner Kabarettkarriere in den Jahren 1990 und 1999 den wohl bedeutendsten Preis dieses Genres, den »Deutschen Kleinkunstpreis«. Damit ist er einer der wenigen Kabarettisten, die diesen Preis gleich zwei Mal entgegennehmen durften. Andere wichtige Preise sind der »Leipziger Löwenzahn« und der »Stern des Jahres«. Außerdem ist er anlässlich seines 25-jährigen Kabarettjubiläums mit dem Ehrenpreis »Tegtmeier 2007« ausgezeichnet worden. Aktuell ist er mit seinem sechsten Soloprogramm »Das Beste aus 10 Jahren« auf Tournee, parallel dazu zeigt er »Grün vor Neid«. Horst Schroth lebt in der Nähe von Hamburg.sts