Es ist »nur falsch, wenn man nichts macht«

»3.000-Schritte«-Gruppe informiet sich, wie man mit einem Defibrillator helfen kann

Wie man Erste Hilfe leistet mit dem Defibrillator, erläuterte Helga Schönfuß den Teilnehmern der »3.000 Schritte«. Wer wollte, konnte selbst Wiederbelebungsmaßnahmen an einer Puppe ausprobieren.

Einbeck. Immer wieder mittwochs: In lockerer Atmosphäre organisieren die Lions Einbecks für die ältere Bevölkerung halbstündige, begleitete Spaziergänge. Mittlerweile hat sich das Angebot etabliert, die Teilnehmer kommen gerne und reichlich. »Man findet immer neue Gesprächspartner«, sagt ein Spaziergänger, der gerne einmal in der Woche den jeweiligen Treffpunkt ansteuert.

Dieses Mal wurden keine 3.000 Schritte zurückgelegt, vielmehr hatten BBS-Schüler einen informativen Vortrag vorbereitet: Helga Schönfuß, die seit mehr als zwölf Jahren Ausbilderin beim DRK ist und seit fast 30 Jahren bei der DRK-Bereitschaft mitarbeitet, zeigte, wie man einen Defibrillator nutzt. Denn nach einem Herzinfarkt ist schnelle Hilfe das Wichtigste.

Mit »3.000 Schritte für mehr Gesundheit« leisten die Lions seit vergangenem Jahr ihren Beitrag, um nicht so bewegungsbereite, ältere Mitbürger zu aktivieren. Denn das Spazierengehen bringe einen wissenschaftlich erwiesenen positiven Effekt für den gesamten Organismus, beuge demenziellen Erkrankungen und Vereinsamung vor. Wurden in der vergangenen Woche noch mehr als 6.000 Schritte absolviert, war der Spaziergang diesmal bei Schneegestöber eher kurz, er führte in die BBS. Hier führte Helga Schönfuß vom DRK den Einsatz eines Defibrillators vor.

Defibrillation ist ein elektrischer Schock, der dem Herzen zugeführt wird, um lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen oder einen Herzkreislaufstillstand zu beenden. Der automatisierte externe Defibrillator ist ein Gerät, das automatisch den Herzrhythmus erkennen kann, bei dem ein elektrischer Schock angewandt werden muss. Standorte eines Defibrillators sind gekennzeichnet durch ein grünes Schild mit weißem Herz, grünem Blitz und weißem Kreuz.

In Einbeck gibt es diese Geräte bei den größeren Firmen, öffentlich zugänglich beispielsweise in der Sparkasse, bei der BBS oder bei Marktkauf. Wenn man eine Person sieht, die in einer medizinischen Notlage ist, sollte man keine Scheu haben, zu helfen, appellierte Schönfuß an die Zuhörer. »Man macht nur etwas falsch, wenn man nichts macht.« Zunächst sollte man überprüfen, ob die Person atmet und wie ihr Puls ist.

Die Atmung testet man, indem man den Kopf nach hinten neigt, das Kinn hebt und dann horcht. Anzeichen für Probleme mit dem Kreislauf sind schwaches oder fehlendes Bewusstsein. Danach ruft man über die Nummer 112 den Rettungsdienst. Den Oberkörper der hilflosen Person muss man freilegen und dann mit der Herzmassage beginnen: »30 mal drücken und zwei mal beatmen« - möglichst im Takt einer eingängigen Melodie wie »Hoch auf dem gelben Wagen« oder »Staying alive«.

Die Herzdruckmassage sollte bei einer Frequenz von 100 Kompressionen pro Minute liegen. Das macht man, bis der Rettungswagen kommt. Ist ein Defibrillator in der Nähe, sollte man das Gerät einsetzen. Es ist selbsterklärend und sagt einem, was zu tun ist, wie die Elektroden anzulegen sind. Um die Pads des Defibrillators zu verwenden, muss die Bekleidung im Brustbereich der betroffenen Person entfernt werden.

Behaarte Männerbrüste bedürfen der Rasur, bei Frauen muss der BH (mit Bügeln) entfernt werden. Dann legt man die Pads auf die Haut - diagonal. Der Defibrillator führt die Analyse durch und sagt an, ob man weiter wiederbeleben oder den Elektroschock auslösen soll.

Wurde der Schock ausgelöst, wird zwei Minuten weiterbelebt und dann wieder der Defibrillator eingesetzt. Acht Minuten Wiederbelebung können lang und anstrengend sein, weiß Schönfuß. Deshalb riet sie, sich in einem solchen Fall Hilfe zu holen. Und sie hatte weitere Tipps parat: Wer sich vor der Mund-zu-Mund-Beatmung scheut, kann sich eine Beatmungsmaske zulegen. Sie ist klein und findet immer Platz.

Angeregt wurde, eine weitere Veranstaltung über Beatmung zu organisieren. Vielleicht belegt der ein oder andere ja auch einen Erste-Hilfe-Kurs - schaden wird das sicher nicht. Die BBS-Schülerinnen Cindy Frauböse, Sarah-Michelle Retzer und Sandra Peters mit Fachlehrkraft Britta Grastorf hatten außerdem Balancierbalken ausgelegt, auf denen die Senioren in verschiedenen Schwierigkeitsgraden ihr Gleichgewicht trainieren konnten.

Der Lions Club hat das Projekt »3.000 Schritte« in Kooperation mit dem NTB umgesetzt, als Partner fungieren in Einbeck der ESV, die Landfrauen, der Kneipp-Verein, die Berufsbildenden Schulen Einbeck, der DRK-Kreisverband Einbeck und die Freimaurerloge Georg zu den drei Säulen. Weitere Interessierte sind bei den Spaziergängen willkommen. Die wöchentlich wechselnden Treffpunkte werden immer mittwochs in der Einbecker Morgenpost bekannt gegeben.

Verschiedene Routen werden gegangen, dabei greift man gerne Vorschläge der Teilnehmer auf, erklärt Lutz Voß von den Lions; oft geht es auch über die Wallanlagen oder durch Parks, und dabei, lernt man auch noch viel von Einbeck kennen. Wettergerechte Kleidung und ein Getränk sind ratsam. Die Bewegung zählt, keiner wird überfordert. Voß kündigte zudem für eine der nächsten Treffen eine Überraschung an. Er bedankte sich beim Organisationsteam für den gelungenen Nachmittag.sts