Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales

Schüler politisch weiter einbinden

Wunsch nach alternativen Wohnformen | Besuch des Freizeitgeländes in Rotenkirchen

Bei einem Ortstermin informierten sich die Mitglieder des Ausschusses für Jugend, Familie und Soziales über das Freizeitgelände in Rotenkirchen.

Rotenkirchen. Mit Anträgen zu einem Aktionsplan für bedarfsgerechte Krippenplätze, kostenfreier Nutzung des ÖPNV in den Ferien von Schülern oder alternativen Wohn­formen befasste sich der Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales in seiner jüngsten Sitzung. Ergebnisse des Projektes »Pimp your town« wurden präsentiert und Zuschüsse für Vereine gewährt. Renate Leuschner, Behindertenbeauftragte der Stadt Einbeck, berichtete über ihre Arbeit – wie auch die Werkstatt-Schule.

Im Vorfeld der Sitzung besuchten die Ausschussmitglieder das Freizeitgelände in Ro­tenkir­chen. Vorgestellt wurde das Areal von Christoph Wolper und Matthias Leese vom Trägerverein. Das Gelände ist ideal zum Zelten, Spielen und Grillen geeignet. In der Blockhütte können bis zu 25 Personen übernachten. Seit der Gründung des Trägervereins vor einigen Jahren hätten die Mitglieder viel bewegt, sagte Vorsitzender Christoph Wolter. Ein großes Projekt war der Umbau der Sanitäranlagen. Die Drainage wurde auch verbessert, und es wurden morsche Bäume entfernt. Nächster Schritt ist die Trockenlegung des Außengeländes.

Ideal sei das Areal für Schulklassen oder Jugendgruppen, sie könnten eine schöne Zeit in der Natur zu verbringen – zum günstigen Preis. Kindergärten könnten es für Waldtage nutzen. Wer Interesse an der Buchung hat, kann sich unter freizeitgelaende-rotenkirchen.de informieren oder unter Telefon 0175/4154997, haus.rotenkirchen@gmail.com, nachfragen.

Stadtjugendpfleger Henrik Probst lobte das Engagement der Mitglieder. Viel hätten sie geleistet. Das Areal müsste man wieder mehr ins Bewusstsein der Bürger rücken, regte Gerhard Mika, SPD, an; dem stimmten die Ausschussmitglieder und die Bürgermeisterin zu.

Bei der anschließenden Sitzung ging es unter anderem um den Bericht der Werk-statt-Schule. Seit April 2012 ist dort die vom Land geförderte Migrationsberatung angesiedelt. Die Stadt Einbeck beteiligt sich an den nicht durch Landesmittel abgedeckten Kosten mit einem Zuschuss von 3.500 Euro pro Jahr. In Einbeck fanden 125 Beratungsgespräche statt, davon 17 Erstkontakte. Die meisten Ratsuchenden kamen mehrmals. Mit Familienangehörigen werden rund 100 Personen erreicht. Beratungsgespräche gab es zu Themen wie aufenthaltsrechtliche Fragen, Familiennachzug sowie Unterstützung bei Schriftverkehr oder Arbeitssuche. Der Beratungsbedarf sei weiter hoch, hieß es. Die Komplexität der Themen mache große Unterstützung erforderlich. Die eigenständige Lebensgestaltung und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben würden gefördert. Auch 2020 soll es das Beratungsangebot in Einbeck geben.

Umfangreich waren ihre Tätigkeiten als Behindertenbeauftragte, teilte Renate Leuschner mit. Mehr als 40 Beratungen führte sie durch, sie bot Sprechstunden an, beteiligte sich an Projekten und nahm an Sitzungen des Einbecker ­Seniorenrats und des Beirats für Menschen mit Behinderungen des Landkreises Northeim teil. Das Ziel, die Position von älteren oder beeinträchtigten Menschen zu verbessern. Dabei sei man auf gutem Weg, so Leuschner, es gebe aber »noch viel Luft nach oben.«

Die SPD hatte den Antrag gestellt, dass Schüler in den Ferien den ÖPNV kostenfrei nutzen können. Entschieden wurde, den Entschließungsantrag der Grünen-Landtagsfraktion abzu­warten. Zudem habe sich Landrätin Astrid Klinkert-Kittel im aktuellen Tarifgutachten des Zweckverbands Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) für die Einführung einer Schüler-Freizeitkarte auch ohne eine verbindliche Basiskarte ausgesprochen. Zur Umsetzung der Maßnahme werden jedoch noch Beschlüsse der einzelnen Verbundmitglieder benötigt. Martin Grund, SPD, regte an, die Entscheidung des Ausschusses für Wirtschaft, Kultur, Tourismus und Verkehr und des Kreistags in diesem Monat abzuwarten samt Entscheidungen zur Tarifreform. Im Anschluss will man das Thema bei einer Sitzung noch einmal beraten.

Das Planspiel zur Kommunalpolitik, »Pimp your town«, fand im November in Einbeck statt. 65 Schüler der Goetheschule, der Löns-Realschule und der IGS Einbeck beteiligten sich. Unterstützung erhielten die Schüler von Rats­mitgliedern. Höhepunkt war die simulierte Ratssitzung. Insgesamt brachten die Schüler 45 Anträge ein. 18 schafften es durch die Ausschusssitzungen in die Ratssitzung, zwölf erhielten eine Mehrheit.

Damit das Projekt Nachhaltigkeit bekomme, so Probst, würden die zwölf Mehrheitsanträge den politischen Ausschüssen zugeordnet und dort behandelt. Den Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales betreffen die Eingaben Aufstockung von Kita- und Krippenplätzen, Erhöhung der Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und Verbesserung der Spielplätze. An der IGS werde in einer achten Klasse gerade ein Jugendparlament gebildet, berichtete er weiter. Um Jugendliche an politischen Prozessen zu beteiligen, wäre es wünschenswert, das Parlament auf alle Schulen auszuweiten.

Heidrun Hoffmann-Taufall, CDU, erinnerte, dass ihre Fraktion schon 2012 die Jugendlichen und ihre Meinung mehr einbinden wollte. Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, das geweckte Interesse zu nutzen. Ähnlich sahen es Gitta Kunzi, SPD, und Beatrix Tappe-Rostalski, CDU.

Durch die künftige Multifunktionshalle könne man weitere Bewegungs- und Freizeitmöglichkeiten anbieten, kündigte Probst an. Gewünschte Trampoline wie in einem Jump-House oder Lasertag seien vorstellbar. Die Halle sei variabel nutzbar, das Spektrum reiche vom normalen täglichen Gebrauch über vielfältige Veran­staltungen oder Konzerte bis hin zu Schulabschlüssen. Zusammen mit dem Haus der Jugend könne man neben den Bewegungsaspekten auch die Ernährung angehen.

Gewünscht wurde von den Jugendlichen eine Verbesserung der Spielplatzsituation. Mehrmals im Jahr finden Inspektionen statt, anhand derer eine Handlungsermittlung aufgestellt werde, so Probst. Sukzessive erfolgen Erneuerungen, das langfristige Aufwertungskonzept arbeite man ab. Martin Grund und Tappe-Rostalski wünschten sich auch bei den Spielplätzen die Einbindung von Kindern. Angeregt wurden Eingabemöglichkeiten über das Jugendportal der Stadt.

Die SPD beantragte einen Aktionsplan für bedarfsgerechte Krippenplätze in Einbeck. Von der Verwaltung wurde keine Notwendigkeit für ein Konzept gesehen. Jörg Mönnig teilte mit, dass mit der Einführung des Kita-Portals sich das Mysterium auflöste, dass keine Kita-Plätze vorhanden seien. Maureen Knaak, Leiterin des ­Kindergartens Vogelbeck, bestätigte das. Bis August laufe das Einschreibungsverfahren – genügend Plätze seien noch vorhanden. Bei den Krippen werden momentan 150 Plätze vorgehalten. In Iber kommen in diesem Jahr 15 hinzu. Mittelfristig gebe es eine Steigerung auf 180 Plätze.

Der Forderung von Grund, für alle Kinder Krippenplätze vorzuhalten, widersprachen Tappe-Rostalski und Hoffmann-Taufall. Immer mehr Eltern bevorzugten Tagesmütter, zudem sinke leider die Anzahl der Kinder. Im Gegensatz zu 2017 gab es 40 Geburten im Jahr weniger. Knaak sagte, dass die endgültigen Zahlen bei Kita- und Krippen-Plätzen erst am 1. August vorliegen würden. Der Ausschuss beschloss, sich in der September-Sitzung erneut mit dem Antrag zu beschäftigen.

Die CDU wünschte den Aufbau von alterna­tiven Wohnformen wie einer Alters-WG mit generationsübergreifenden Angeboten. Die Zahl der Menschen, die auf Unterstützung angewiesen seien, steige kontinuierlich. Durch Kinderlosigkeit, Ein-Kind-Familien und weite Entfernungen zu Angehörigen müssten mehr Leistungen von Institutionen erbracht werden. Alter­nativen seien notwendig, um dem Wunsch, möglichst lange in den eigenen Wänden zu leben, zu entsprechen. Prüfen will man, ob Fördermittel möglich seien. Herauszufiltern sei, wo Bedarf bestehe, dort könnten auch Ehrenamt­liche als Quartiersmanager agieren.

Zuschüsse gewährt wurden für Bläsergemeinschaft Kuventhal-Einbeck, Jugendrotkreuz Einbeck, VfR Salzderhelden und SC »Hellas« Einbeck.mru