»Seebrücke« übt Kritik an Flüchtlingssituation

Einbeck. Ein Zeichen setzen gegen Ignoranz und politisches Kalkül, standhaft bleiben für die, die es selber nicht können: Die »Seebrücke« Einbeck hat am Freitag mit einer Kundgebungsreihe auf dem Marktplatz begonnen, die in den folgenden Wochen fortgesetzt werden soll. Auch angesichts vieler anderer Probleme dürfe man die Bilder aus den Flüchtlingslagern nicht vergessen und schon gar nicht akzeptieren, mahnten die Teilnehmer.

Deutschland habe die Möglichkeit, einen Großteil dieser Menschen aufzunehmen und ihnen einen sicheren Hafen zu geben, hieß es: »Wir haben Platz.« Am »Black Friday« werde der Rubel wieder rollen. Andererseits sei die Rede vom »härtesten Weihnachtsfest der Nachkriegszeit«. Abgesagte Weihnachtsmärkte, Kontaktverbote, Maske tragen: »Wir sind schon echt arm dran«, so ein Sprecher ironisch.

Da hätten sich Werte stark verschoben, und davor dürfe man die Augen nicht verschließen. Vieles werde ausgeblendet, speziell die Lage der Flüchtlinge in Lagern wie Moria. Aber daran wolle man erinnern, in Einbeck wie in vielen anderen Städten. Während man sich hier bemitleide, werde etwa in Moria gehungert und gestorben. Schon anhand weniger Beispiele könne man erkennen, wie schrecklich die Lage dort sei: kaum Strom und fließendes Wasser, keine ausreichende ärztliche Versorgung, eine unsichere Lebensmittelversorgung, das Lager im Lockdown. Europa, prangerte ein »Seebrücke«-Sprecher an, töte und lasse schutzlose Menschen auf dem Mittelmeer ertrinken, es hindere Rettungsorganisationen an der Arbeit.

Menschenleben würden mutwillig aufs Spiel gesetzt, und wer es aufs europäische Festland schaffe, dem werde das letzte bisschen Würde genommen, verbunden mit dem langen Warten auf ein ordentliches Asylverfahren. Die »Seebrücke« fordere die sofortige Evakuierung der Lager; mehr als 60 Kommunen in Deutschland würden freiwillig Flüchtlinge aufnehmen, was ihnen jedoch untersagt wurde. Die Sorgen der Menschen hier dürften nicht ignoriert werden, aber ihr Weihnachten sei nicht geprägt von Kälte, Eingesperrtsein und Hunger; die Kinder würden Geschenke haben und dürften auf eine Zukunft hoffen – das sei nicht allen gegeben. Daran wolle man weiterhin erinnern, verbunden mit der Forderung nach Solidarität und Menschenwürde überall auf der Welt.ek