Seit 55 Jahren gibt es die Straffälligenhilfe in Einbeck

Aufgabenstellung hat sich im Laufe der Jahre gewandelt: Heute geht es hauptsächlich um die Zeit nach der Haftentlassung

Seit 55 Jahren existiert der Stützpunkt Einbeck der Niedersächsischen Gesellschaft für Straffälligenbetreuung und Bewährungshilfe. Dieses »Jubiläum« des Gefängnisfürsorgevereins Einbeck wurde jetzt gefeiert. Zum Stützpunkt Einbeck gehören der Stützpunktälteste Volker Franzke, die Vorsitzende Inge Thieme und Gundi Golas.

Einbeck. Am 27. April 1955 wurde der Stützpunkt Einbeck durch Superintendent Wendeburg gegründet. Auch damals gab es schon Menschen, die sich für Gefangene eingesetzt haben. Die jetzige Vorsitzende Inge Thieme stellte fest, dass die Arbeit in den Stützpunkten nicht einfach gewesen sei.

Die Aufgabenstellung der Stützpunkte habe sich im Laufe der Jahre sehr verändert. In der Vergangenheit wurde das Hauptaugenmerk auf die Unterstützung der Gefangenen während der Haft gelegt. So wurden beispielsweise Wohnungen für einige Zeit unterhalten, in die die Männer nach der Entlassung zurückkehren konnten. Wenn nötig, wurden die Kosten für die zeitweilige Unterstellung der Möbel während der Haftdauer finanziert. Auch die Familien der Gefangenen wurden teilweise unterstützt.

Heutzutage zielt die Unterstützung hauptsächlich auf die Zeit nach der Entlassung ab. So werden beispielsweise Zuschüsse zu den Maßnahmen für die berufliche Weiterbildung oder Fahrtkosten zu Therapiestunden bezahlt.Der Stützpunkt Einbeck habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Gefangenen, für Anregungen der Bediensteten der hiesigen Abteilung ebenfalls. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten werden die Gefangenen immer dann unterstützt, wenn staatliche Hilfe nicht zur Verfügung steht. So wurden zur Ausgestaltung des Freizeitbereichs Gegenstände angeschafft, die von den Inhaftierten dankbar angenommen und kräftig genutzt werden. Die im Sommer organisierten Grillnachmittage und auch die Spielenachmittage oder Kniffelturniere, die durch den Anstaltspastor angeboten werden, wurden finanziell unterstützt.

Tradition haben die Päckchen für die Gefangenen, die zu Weihnachten keinen Heimaturlaub bekommen. In den vergangenen Jahren treffen sich die Stützpunktler und die Gefangenen  am Nachmittag des Heiligen Abends zum Kaffee trinken im Gemeinschaftsraum der JVA unterm geschmückten Tannenbaum. Das werde von den Teilnehmern immer dankbar angenommen, erklärte Inge Thieme. Sie wünschte sich, dass der Stützpunkt noch lange so weitergeführt wird und dass man weiterhin mit Bußgeldern versorgt werde, die es ermöglichen, sich für die Belange der Gefangenen einzusetzen. In diesem Zusammenhang dankte sie Richter Bloem, dass er des öfteren dem Stützpunkt Bußgelder zukommen lasse.

Jutta Rodenbach, Vorsitzende des Landesverbandes, blickte in die vergangenen Jahre. Über den Stützpunkt wurde 1956 der Herbergsverein gegründet, der sechs Plätze für entlassene Gefangene vorhielt. In den vergangenen Jahren habe man in der JVA in Einbeck eine Brunnenanlage gebaut, den Besucherraum renoviert und den Aufenthaltsraum mit einer Küche ausgestattet. Die Konstellation des Stützpunktes mit Inge Thieme, Volker Franzke und Gundi Golas sorge für eine Beständigkeit, so dass es den Einbecker Stützpunkt sicher noch lange gebe. Auch Bürgermeister Ulrich Minkner würdigte die Arbeit. Es sei gut, dass man diese Einrichtung hier habe. Und er wünschte sich, dass Gericht und JVA noch lange in Einbeck blieben.  Befreundete Stützpunkt, die JVA Rosdorf und der Einbecker Dienststellenleiter Reiner Winkler schlossen sich den guten Wünschen an.  

Anfänglich gegründet als Hilfsorganisation für entlassene Strafgefangene ist im Laufe der Jahre ein Dachverband der nichtstaatlichen Straffälligenhilfe entstanden. Die Stützpunkte als älteste Organisationseinheiten wurden seinerzeit an den Standorten der Justizvollzugsanstalten und Amtsgerichte von Mitarbeitern und angesehenen Bürgern der zuständigen Gemeinden gegründet. Der Landesverband vertritt heute 16 Stützpunkte mit rund 45 ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie 25 Ortsvereine mit rund 90 Mitarbeitern. Zu den Aufgaben zählen die Beratung der Inhaftierten und ihrer Angehörigen, die Unterstützung bei finanziellen Notlagen, die Schuldnerberatung und die Wohnraumbeschaffung für Haftentlassene, aber auch Arbeitsprojekte, ambulante Maßnahmen nach dem Jugendgerichtsgesetz, der Täter-Opfer-Ausgleich und Anti-Gewalt-Projekte.  Über Unterstützung oder Spenden würde sich der Gefängnisfürsorgeverein Einbeck mit Volker Franzke, Inge Thieme und Gundi Golas freuen. Ansprechpartner ist Volker Franzke, Telefon 5644. sts