Sicher fahren und Gott im Fahrtwind loben

Einbecker Motorradgottesdienst ausgezeichnet: Gekonnt Leidenschaft in Beziehung zum Bibeltext gesetzt

Stellvertretend für das gesamte Team nahm Susanne Hornung (Mitte) im Beisein von Superintendentin Stephanie von Lingen den diesjährigen Preis der Karl Bernhard Ritter Stiftung sowie das Preisgeld vom Vorsitzenden der Stiftung, Pastor Dr. Stephan Goldschmidt, entgegen. Die Skulptur von Matthias Heß spiegelt in Anlehnung an eine Flamme die Begeisterung von Vorbereitungsteam und Besuchern wider. Als speziell für diesen Anlass geschaffenes Unikat nimmt es mit den schwarz-­weißen Intarsien ein Symbol des Motorradsports auf: den Rallyestreifen.

Einbeck. Preiswürdig ist der Einbecker Motorradgottesdienst: Das Organisationsteam um Susanne Hornung erhielt jetzt den bundesweiten Preis der »Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes«. Erstmals geht die Auszeichnung damit an eine Initiative, die federführend von Ehrenamtlichen getragen wird, stellte  die Karl Bernhard Ritter Stiftung in Kassel fest. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert und wurde im PS.Speicher in Einbeck überreicht. Prädikantin Susanne Hornung freute sich über die Auszeichnung, werde der »MoGo« in Einbeck doch mit »Bordmitteln und Low-Budget« gefahren – und sei dennoch von der Jury als ebenso preiswürdig angesehen worden wie der viel größere Motorradgottesdienst in Hamburg.

Der Einbecker Gottesdienst vom 30. Juli 2017 in der Marktkirche habe das Lebensgefühl der Biker getroffen, begründete die Jury ihre Entscheidung. Susanne Hornung, die selbst Bikerin ist, habe das Lebensgefühl der Zielgruppe gekonnt in Beziehung zu einem Bibeltext gesetzt.

Der Vorsitzende der Gottesdienst-Stiftung, Dr. Stephan Goldschmidt, stellte das Ziel der Stiftung vor: die Förderung einer qualitativen Gottesdienstarbeit sowie die Stärkung zeitgemäßer Gottesdienstformen. Die Stiftung möchte bei der Umsetzung dieser Ziele ermutigen und unterstützen. Die Stiftung meint, dass sich heute viele Menschen eine Liturgie wünschen, die eher wenige, aber intensive Impulse setzt, die offen ist für eine individuelle Aneignung der Tradition und gleichzeitig in eine ernsthafte Auseinandersetzung mit zentralen Lebensthemen führt.

Die Jury, führte  Dr. Goldschmidt aus, habe  den theologischen Gehalt und die »Stimmigkeit« des Einbecker »MoGo« beeindruckt. Dem Kirchenvorstand attestierte Goldschmidt Mut, diese Gottesdienstform ins Programm aufgenommen zu haben.

Superintendentin Stephanie von Lingen sagte in ihrer Laudatio, Prädikantin Susanne Hornung habe mit ihrem Team das Lebensgefühl der Motorradgemeinde mit Leichtigkeit, Humor, theologischer Ernsthaftigkeit und Empathie »punktgenau« getroffen. »Nicht nur in der Predigt, sondern auch in den Gebeten und mit den Liedern konnten sich viele sofort mit ihrer Leidenschaft für diesen besonderen Sport beheimaten.« Auch die Schattenseiten seien in dem Gottesdienst stilsicher formuliert worden, sagte von Lingen. Das Vorbereitungsteam habe Klage und Trauer Raum gegeben und sei auch der Frage nach verantwortlichem Verhalten im Verkehr nachgegangen. »Biker wissen um die Zerbrechlichkeit des Lebens.«

Die Superintendentin stellte fest, dass es mit Preisträgerin Susanne Hornung nie langweilig werde. Pragmatisch habe sie den Gottesdienst auf Einbeck zugeschnitten, Motorradfahrer und Gemeindegliede fühlten sich im Gottesdienst wohl. Drei Motorradgottesdienste wurden in der Marktkirche bisher gefeiert, sie seien mittlerweile »Kult«. Rituale, Predigt und Segen seien konsequent  auf die Zielgruppe hin formuliert  und mit dem gut gewählten Predigttext in Beziehung gesetzt. Dadurch werde deutlich, das Motorradfahren ein Lebensgefühl sei. Die verbindende Leidenschaft der Motorradfahrer habe Hornung gut verknüpft mit dem biblischen Text und damit auch den gemeinschaftlichen Glauben an Gott. Die konzeptionellen Überlegungen, der Ablaufplan, Texte und Lieder, theologische Qualität, ästhetische und sprachliche Kraft hätten die Jury überzeugt.

Susanne Hornung freute sich sichtlich über den Preis: »Das hat mit fast die Füße weggezogen.« Sie dankte besonders ihrem Team, den Helfern, dem Kirchenchor, Eckhard Blanke, Ulrike Jäger, dem Kirchenvorstand, Dr. Wiebke Köhler, der Stadt und auch ihrem Mann.

Dass der Einbecker Motorradgottesdienst den Preis verdient habe, stellte Axel Engelke vom Verein »Plankenparty« fest. Die Kollekte wird in den Unterfahrschutz investiert, aktuell im Bereich Solling. »Sicher fahren und Gott in frischem Fahrtwind loben« – so wünscht es sich Preisträgerin Susanne Hornung.

Die Stiftung mit Sitz in Kassel vergab den Gottesdienstpreis zum zehnten Mal. Die Gottesdienste müssen dabei ausführlich dokumentiert werden. Bewertet wurden unter anderem die theologische, ästhetische und sprachliche Qualität sowie das besondere Gemeinschaftserlebnis.

Abgerundet wurde die Preisverleihung musikalisch durch die Band »Ephatha«. Lothar Meyer-Mertel, PS.Speicher-Geschäftsführer, freute sich, dass die Preisverleihung in seinem Hause stattfand. Er nahm die Zuhörer mit auf eine Motorradtour und bekräftigte: »Wenn der Mensch Motorrad fährt, ist er ganz Mensch.« Die vierte Auflage des Motorradgottesdienstes wird am 4. August 2019 gefeiert. Das Preisgeld fließt mit 1.000 Euro in den Verein »Plankenparty«, der Rest in Musik und Gottesdienstangebote. »Ideen gibt es genug«, unterstrich Hornung.sts