»Sie sind ein Mitbürger, der die Heimat im Herzen trägt«

Leo Schiller erhält Bundesverdienstkreuz für sein außerordentliches Engagement in der Beziehung zwischen Deutschland und Polen

Für sein Engagement in der deutsch-polnischen Beziehung, auch in Bezug auf die Freundschaft zwischen Patschkau und Einbeck, erhielt der Herausgeber der »Patschkauer Dohle«, Leo Schiller, die Verdienstmedaille des Verdienst­ordens der Bundesrepublik Deutschland. Ver­liehen wurde ihm das Bundesverdienstkreuz von Bürgermeister Ulrich Minkner, der in seiner Rede Schillers Engagement würdigte.

Einbeck.  Sichtlich gerührt nahm Schiller die Auszeichnung von Minker im Empfang, und er  erklärte: »Die Jahre in denen ich für Patschkau und Schlesien gewirkt habe, waren die wichtigsten in meinem Leben.« Dabei sei es nicht immer leicht gewesen Brücken zwischen beiden Nationen zu schlagen. So verbuche er diese Ehrung nicht nur für sich, sondern auch für die Heimatfreunde, die ebenfalls kein leichtes Schicksal hatten. »Es ist mir ein Anliegen, den Patschkauern ihre Identität wiederzugeben«, verkündete er.

Der am 21. November 1931 in Patschkau geborene Schiller floh gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach dem Einmarsch der Sowjet-Armee zusammen mit seiner Mutter nach Wilhelmshaven. Dort erlernte er das Bäckerhandwerk und legte 1954 die Meisterprüfung ab. Drei Jahre später, nach Bestehen der Sonderreifeprüfung zum Gewerbelehrer, unterrichtete er an den Berufsbildenden Schulen in Osnabrück, wo er von 1984 bis 1994 auch Schulleiter war.

Seit seinem Ruhestand kümmert sich Schiller, der seiner Frau Anneliese in Osnabrück lebt, vermehrt um den Kontakt nach Patschkau. 1993 übernahm er die kurz vor der Auflösung stehende Heimatgemeinschaft Patschkau, die bis heute mit 1.000 Mitgliedern in elf Ländern vertreten ist. In ihr setzte er sich besonders für die schlesische Kultur und die Pflege des Patschkauer Brauchtums ein.

Ein besonderes Anliegen war ihm stets die Aufrechterhaltung der Freundschaft zwischen den Partnerstädten Einbeck und Patschkau. So hat Schiller einen maßgeblichen Anteil an der bis heute lebendigen Beziehung zwischen den Städten, die unter anderem vom ehemaligen Bürgermeister Martin Wehner lobend hervorgehoben wurde.Dass das Ehrenamt für den 80-Jährigen eine Selbstverständlichkeit ist, zeigen nicht nur sein Engagement in Wilhelmshaven und Osnabrück, sondern auch die Organisation des Bundestreffen der Patschkauer in Einbeck oder die Einrichtung einer Heimatstube im Alten Rathaus und später im StadtMuseum. Seit 1994 gibt er zudem die Heimatzeitschrift »Patschkauer Dohle« heraus, die eine umfangreiche Sammlung kulturhistorischer Überlieferungen bietet.

Weiterhin liegt ihm viel an dem Kontakt zu seiner Heimatstadt, oft besuchte er Bürger und Institutionen Patschkaus. Zusätzlich organisierte er Treffen und Fahrten, die das freundschaftliche Verhältnis in der deutsch-polnischen Beziehung stärkten.

Einbecks Bürgermeister Ulrich Minkner lobte Schillers außerordentliche Arbeit im Bereich der Völkerverständigung und der Heimatvertreiebenen. Auch die Kontakte zwischen Einbeck und der polnischen Partnerstadt Paczkow habe er Anfang der 90er-Jahre vermittelt. »Auf der einen Seite hält er sehr engagiert die Bande der alten Schlesier aus Patschkau und Umgebung zusammen, auf der anderen Seite knüpft er Kontakte zu den jetzt dort lebenden Menschen«, würdigte Minkner. Zudem erhalte er mit der Herausgabe mehrerer Bü­cher sowie der »Patschkauer Dohle« wichtige Dokumente für die Zukunft. »Ihr Engagement ist beispielhaft, Ihr Einsatz vorbildlich«, stellte Minker abschließend fest.

Zu den weiteren Gratulanten gehörten Helmut Sauer, Vorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft in Niedersachsen, sowie Ulf Möhle, Vorstandsmitglied des Neisser Kultur- und Heimatbundes. »Sie sind ein Mitbürger, der die Heimat im Herzen trägt«, stellte Sauer in Hinblick auf die zahlreichen Aktivitäten Schillers für Patschkau und Schlesien fest. Mit einigen Anekdoten zeichnete Sauer die mittlerweile langjährige Freundschaft der beiden nach. Schließlich sei Patschkau am heutigen Tag stolz auf Leo Schiller.

»Sie haben sich sehr um die schlesische Kultur verdient gemacht«, honorierte Möhle Schillers Tätigkeiten. Dabei sei es heutzutage wichtig, auch für die jüngere Generation beider Länder das Kulturgut zu erhalten - dies habe er unter anderem mit der »Patschkauer Dohle« getan. Auch habe er dafür Sorge getragen, die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland stets zu fördern.

Für die Vermittlung zwischen Einbeck und Patschkau bedankte sich der ehemalige Bürgermeister Martin Wehner. »Diese Partnerschaft bleibt ein Leben lang erhalten«, stellte er fest. Damit sie auf Dauer funktioniert, müsse aber auch eine Lebendigkeit gewährleistet sein, die er schließlich mit seinem Einstieg in die Heimatgemeinschaft Patschkau eingebracht habe. »Ich habe viel von Ihnen über Patschkau gelernt«, dankte er Schiller abschließend.thp