Silvesterfeiern vertreiben Geister

Glücksbringer und Talismane sind zum Jahreswechsel immer noch weit verbreitet

Die Silvesterfeiern dienten früher der Abwehr und Vertreibung von bösen Geistern: Umzüge mit Trommeln, Schellen und Peitschenknallen sollten dafür sorgen. Mittlerweile wurde dieser Brauch von immer größeren Feuerwerken ersetzt, durch die Freude auf das bevorstehende Jahr zum Ausdruck gebracht werden soll. Die Wirtschaft freut es: Allein in Deutschland werden mehr als 60 Millionen Euro für Pyrotechnik an diesem Tag ausgegeben.

Einbeck. Die Silvesterwünsche »Guten Rutsch« und »Prost Neujahr« sollen das neue Jahr begrüßen. Rutsch hat hierbei nichts mit hineinrutschen zu tun, sondern geht auf das Hebräische »rosch« zurück, das »Anfang« bedeutet. Das lateinische Wort »prosit« kann mit »es möge gelingen« übersetzt werden.

Beeinflusst werden die Feiern von allerhand Deutungen und Glücksbringern, die aus Zeiten stammen, in denen magisches Denken und Handeln die Gesellschaften prägten. So ist das Bleigießen nach Mitternacht weit verbreitet. Hier wird ein Stück Blei erhitzt, geschmolzen und in ein Gefäß mit kaltem Wasser geworfen. Aus dem Schatten der entstandenen Figuren glaubt man, die Zukunft erkennen zu können. Während dieser Brauch in früheren Zeiten durchaus ernst genommen wurde, wird er heutzutage lediglich als Spiel angesehen. Auch Glückspfennige konnten ihre Bedeutung bis heute aufrechterhalten. Obwohl mittlerweile die Bezeichnung »Glückscent« treffender wäre, hat sich der Begriff des Glückspfennigs bis heute gehalten. Verschenkt man diesen, soll dem Empfänger niemals das Geld ausgehen.

Das Hufeisen hingegen soll als Talisman Haus und Hof schützen und Fremden den Eingang verwehren. Zeigt die Öffnung des Eisens nach oben, fällt das Glück nicht heraus, zeigt sie nach unten, kann es auslaufen. Wird der Talisman wie ein C aufgehängt, so symbolisiert er Christus. Oft waren die Beschläge auch an Schiffsmasten zu finden, um eine sichere Fahrt zu gewährleisten.

Auch der Schornsteinfeger als Glücksbringer hat seinen Ursprung in der Geschichte: Im Mittelalter standen die Häuser dicht gedrängt, die Dächer waren mit Stroh bedeckt und in der Küche brannte immer ein Feuer. Funkenflug konnte also schnell dafür sorgen, dass die ganze Stadt niederbrannte. Der »Rauchfangkehrer« reinigte den Kamin und bannte somit die Brandgefahr. Am Neujahrsmorgen zogen die Schornsteinfeger durch die Straßen und gratulierten allen zum neuen Jahr.

Eine ganz besondere Bedeutung hat der Glücksklee, doch streng genommen nur die seltenen vierblättrigen Exemplare. Zum Jahreswechsel avanciert »oxalis deppei« als Glücksbringer Nummer eins. Ab Oktober wird er extra in Gewächshäusern gezüchtet, um nach Weihnachten mit dekorativen Hufeisen oder Schornsteinfegerfiguren in den Geschäften zu stehen. Urspünglich stammt der Klee aus Mexiko, bereits im Mittelalter sah man durch die vier Blätter die Kreuzform symbolisiert. Die Form sollte Böses abhalten, vor Unglück schützen und das Heil vervielfältigen.

Doch warum heißt der Tag Silvester? Seit der Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582 ist der letzte Tag des Jahres dem Heiligen Silvester geweiht. Unter Papst Silvester vollzog sich die Einführung des Christentums als Staatsreligion. Papst Silvester starb am 31. Dezember 335 in Rom.tc