Ausschuss für Schule und Sport

Sinnvolles für die »Zeit nach Corona« mitnehmen

Grundschulen berichten über Erfahrungen mit Homeschooling, Abstandsregel und Bedingungen für Re-Start

In der Mensa der Geschwister-Scholl-Schule konnten die Mitglieder des Ausschusses für Schule und Sport in ausreichend großem Abstand tagen. Thema waren unter anderem die – durchaus auch positiven – Erfahrungen, die die Grundschulen mit der Beschulung während der Corona-Krise gemacht haben.

Einbeck. Wie ist es den Einbecker Grundschulen in der Corona-Krise ergangen? Welchen Aufwand mussten sie betreiben, um den Unterricht mit Homeschooling, Videokonferenzen und individuellen Arbeitsblättern aufrecht zu erhalten, was hat sich inzwischen im wieder aufgenommenen täglichen Schulbetrieb geändert? Darüber hat sich der Ausschuss für Schule und Sport bei seiner jüngsten Sitzung informiert – zunächst bei einer Besichtigung der Grundschule in Kreiensen mit Schulleiterin Bettina Ackermann, anschließend in der Geschwister-Scholl-Schule in Einbeck, wo Schulleiterin Petra Bayer Laufwege und Maßnahmen erläuterte. Hier konnte das Gremium auch in großer Runde tagen, die Mensa bot ausreichend Platz, um Abstandsregeln einzuhalten.

Nach dem letzten Treffen im vergangenen September sei dies die erste Sitzung in diesem Jahr, hieß die Ausschussvorsitzende Beatrix Tappe-Rostalski, CDU, die Mitglieder willkommen – die Gründe seien bekannt. Als neue Leiterin des Sachgebiets Schulen und Sport stellte sich Ayla Henne vor, die zum 1. Mai diese Aufgabe innerhalb der Stadtverwaltung übernommen hat.

Mit Blick auf die Bewältigung der Corona-Krise hätten die Schulen etliche Herausforderungen »wuppen« müssen, betonte die Ausschussvorsitzende, »von jetzt auf null« sei es gegangen. Habe man sich zunächst vielleicht noch über verlängerte Osterferien gefreut, seien inzwischen von allen über eine lange Zeit große organisatorische Fragen zu meistern. Homeschooling und digitaler Unterricht sowie die Umsetzung der Hygienekonzepte: Sie habe den Eindruck, das sei in den Grundschulen gut gelaufen, lobte die Vorsitzende. Dabei habe man das alles keineswegs aus dem Ärmel schütteln können. Die Vorgaben seien aber bravourös umgesetzt worden.

Man habe die Geschwister-Scholl-Schule auch räumlich anders organisieren können, erläuterte Petra Bayer. Ziemlich überraschend und mit wenig Vorlauf sei die Benachrichtigung gekommen, dass es keine Schule mehr gebe. Alle Schüler hätten daraufhin alles mitnehmen müssen, und man habe einen Stapel Aufgaben verteilt. Montags sei immer Hol- und Bringetag gewesen mit Wochenplänen für jedes Kind, zeitlich gestaffelt. Viele Eltern hätten diese Gelegenheit genutzt zu Gesprächen, und sehr häufig sei hier auch die Leistung der Lehrer anerkannt worden, freute sie sich. Diese hätten wiederum auch gemerkt, wie anstrengend die Situation für die Eltern zuhause gewesen sei. Mit Zoom-Konferenzen, Anrufen oder Haustür-Gesprächen sowie Erklär-Videos sei das eine spannende Zeit gewesen. Noch immer seien einige Kinder zuhause, weil sie zur Risikogruppe gehörten, berichtete Petra Bayer.

Beim Re-Start des Schulbetriebs mit einem täglichen Wechsel bei der Präsenz habe man darauf achten müssen, dass sich die einzelnen Klassen in den Pausen nicht auf den Schulhöfen treffen. Kooperationspartner im Ganztagsangebot habe man als Pausenaufsicht gewinnen können. Es gebe, so Petra Bayers Bilanz, in der Krise durchaus etwas, was schön sei, etwa der Unterricht in kleineren Gruppen. Die Klassen wurden geteilt, und so würden sich die einzelnen Kinder mehr äußern. 60 statt 45 Minuten Unterricht seien ebenfalls positiv, genau wie die Tatsache, dass man die Klingel abgestellt habe. Sie denke, dass man etwas davon mitnehmen könne. Aufgrund der Abstandsregeln habe man keine Schwierigkeiten mit der Disziplin. »Wir kommen auf unser Kerngeschäft zurück«, so ihr Eindruck. Die halbstündigen Pausen seien gleichfalls sinnvoll. In gut 30 Jahren Berufstätigkeit habe sie noch nie so viel gearbeitet wie im Moment, stellte sie fest – laufend sei Neues umzusetzen. Beim Einsatz der Lehrerstunden habe man individuelle Lösungen gefunden, und auch Lehrer, die zur Risiko-Gruppe gehörten, hätten sich dennoch bereiterklärt, weiter zu unterrichten.

Wöchentlichen Wechsel gibt es in der Grundschule Salzderhelden-Vogelbeck. Der Unterricht werde meist vom Klassenlehrer erteilt, der dann zuständig sei für alle Fächer und Stunden, so Schulleiterin Saskia Kassing. Gefragt waren auch hier enorme organisatorische Fähigkeiten innerhalb des Kollegiums.
Dr. Reinhard Binder, FDP, äußerte Anerkennung für die Flexibilität, die Lehrer und Verwaltung gezeigt hätten. Auf seine Frage nach möglicherweise reduzierten Lerninhalten hieß es, es würden derzeit nicht alle, sondern nur die Kernfächer unterrichtet: Deutsch und Mathematik, Sachunterricht, Englisch in den dritten und vierten Klassen. Statt Sport gebe es die »bewegte Pause«. Textilunterricht und Werken finde kaum statt, ebenso Musik, Religion gar nicht.

Es habe sich gezeigt, dass man in kleinen Gruppen mehr Lernstoff schaffen könne als in großen. Schwächere Schüler würden jetzt aufblühen, alle könnten effektiver lernen. Zwar sei der Frontalunterricht sehr konservativ, Gruppenarbeit sei beispielsweise nicht möglich, die Tische stehen mit Abstand. Aber auch so könne man guten Unterricht erteilen. Dass man grundsätzlich kleinere Klassen wünsche, sollte man als ein Fazit der Situation nach Braunschweig beziehungsweise Hannover kommunizieren, regte Dr. Marion Villmar-Doebeling, FDP, an. Das sei, merkte Detlef Martin, SPD, an, eine »spannende Rolle rückwärts«, nachdem man über Jahre eine kleine (Dorf-)Schule nach der anderen geschlossen habe. Erziehung, ergänzte Dennie Klose, SPD, sei Teamarbeit geworden, viel Austausch und Kontakt mit den Eltern sei erforderlich, etwa in Bezug auf Online-Unterricht.

Durch die Konzentration und die Vertiefung der Basis-Kompetenzen sei sie der Meinung, dass die Schüler der vierten Klassen auf dem gleichen Stand für die weiterführenden Schulen seien, berichtete Anne Litzkendorf, Leiterin der Grundschule am Teichenweg. Gerade die Schwächeren, bestätigte sie die Eindrücke ihrer Kolleginnen, könnten profitieren. Durch die Kontrolle der im Homeschooling bearbeiteten Aufgaben wüssten die Lehrer sehr genau, wo jeder Schüler stehe, stellte Petra Bayer fest, allerdings gebe es eine große Schere, abhängig davon, wie stark die Eltern sich hätten kümmern können.

Keiner, so Klaus-Reiner Schütte, SPD, habe sich Corona gewünscht, aber die Situation habe gezeigt, dass auch außerhalb von Vorgaben, sinnvoll gehandelt werden könne. Probleme mit der Schülerbeförderung habe es nicht gegeben, hieß es auf seine Frage hin: Veränderungen der Fahrpläne seien nicht möglich geworden, die Schulen hätten bei ihrer Stundengestaltung darauf Rücksicht nehmen müssen; sie seien aber auch hier gut unterstützt worden.
Großartiges und Kreatives sei geleistet worden, fasste die Ausschussvorsitzende zusammen. Auch sie sprach sich dafür aus, Dinge mitzunehmen für die »Zeit nach Corona«, wann immer das sein werde.ek