SPD geht mit Dirk Heitmüller ins Rennen

Kandidat für die Bürgermeisterwahl am 1. November mit deutlichem Vorsprung bei Stadtwahlkonferenz

Unter Corona-Bedingungen, mit Abstand, Hygieneregeln und Mundschutz hat die SPD ihren Kandidaten für die Bürger­meisterwahl am 1. November gewählt.

Um 13.13 Uhr trat Martin Grund von der Zählkommission ans Mikrofon in der Stadionsporthalle, um das Ergebnis der Abstimmung bekanntzugeben. Rund drei Stunden hatten sich die Mitglieder der Ein­becker SPD zuvor mit der Findung eines Kandidaten beschäftigt, der bei der Bürgermeisterwahl in Einbeck am 1. November antreten und Amtsinhaberin Dr. Sabine Michalek herausfordern soll. Dirk Heitmüller siegte dabei mit 49 von 82 abgegebenen Stimmen beziehungsweise 59,76 Prozent. Mitbewerber Alexander Kloss erhielt 22 Stimmen (26,8 Prozent), Mitbewerberin Ulrike Schwartau elf Stimmen (13,4 Prozent). Es liege, sagte Dirk Heitmüller in seiner kurzen Dankesrede, ein hartes Stück Arbeit vor ihm, aber »Ich traue es mir zu« betonte der Salzderheldener.

Einbeck. Nach dem guten Start des Nominierungsverfahrens im März mit Vorstellungsrunden der drei Bewerber vor SPD-Mitgliedern in Billerbeck und Iber kam Corona – und eine Vollbremsung. Die dritte Vorstellungsveranstaltung in Einbeck, verbunden mit der Stadtwahlkonferenz, geplant für den 19. März, musste abgesagt werden.

»Manchmal kommt es anders, als man denkt«, stellte der Ortsvereinsvorsitzende Marcus Seidel dazu fest. Inzwischen habe man aber eine Lösung gefunden: Man sei in einer gesetzlichen Sondersituation, dürfe so tagen, wie es in der Sporthalle vorbereitet wurde: mit Hygienekonzept, Abstand, Mund-Nasen-Schutz, desinfizierten Mikrofonen. Man habe sich, berichtete er, etwa zwei Jahre lang Gedanken über die Kandidatenfindung gemacht – an eine Pandemie habe man dabei nie gedacht. Es werde sich ein »Wahlkampf wie noch nie« anschließen: Veranstaltungen, Stände, Besichtigungen oder persönliche Gespräche seien kaum oder gar nicht möglich. Zudem fehlten 14 Wochen. Er sei deshalb froh, dass der Rat den Wahltermin vom 13. September auf den 1. November verschoben habe. Der Termin sei nicht perfekt, aber er gebe etwas mehr Zeit. Die Partei habe sich ein mutiges, transparentes Verfahren zur Nominierung ausgesucht, das werde Maßstäbe setzen.

Der Abteilungsvorsitzende Kernstadt, Peter Traupe, betonte, man müsse es allen hoch anrechnen, die – noch – bereit seien, sich kommunalpolitisch zu engagieren; die Situation, begleitet auch von Bedrohungen, sei nicht einfacher geworden. Wer auch immer gewählt werde, die Kernstadt-SPD werde voll hinter der Wahl stehen, denn nur gemeinsam könne man diese wichtige Aufgabe bewältigen. Es sei höchste Zeit für einen Wechsel im Rathaus. Die Bilanz von Dr. Michalek sei schlecht: In der Tiedexer Straße habe sie die Bewohner mit Ausbau- und Beitragsplänen in Angst und Schrecken versetzt, am Neustädter Kirchplatz werde für viel Geld etwas gebaut, wofür die SPD günstigere Vorschläge gemacht habe, die Stadt werde immer schmutziger, da könnten auch teure Gutachten nicht helfen, und eine völlig irre Planung gebe es zum Busbahnhof, ohne dass etwas passiert sei. Es sei also höchste Zeit, »dass jemand von uns« an die Spitze des Rathaus ziehe.

Respekt und vertrauensvolle Zusammenarbeit

Seit der ersten Vorstellungsrunde der Bewerber Anfang März sei die Leistungsbilanz der Bürgermeisterin nicht besser geworden, stellte der SPD Fraktionsvorsitzende im Rat, Rolf Hojnatzki, fest. Neben Schönheitsfehlern gebe es gravierende Schwächen. Er erinnerte an das destruktive Verhalten der CDU bei der Wiedereinführung des Schienennahverkehrs, an die unsägliche Rolle bei der 380-kV-Leitung, als Ratsmitglieder, die sich mit Bürgern solidarisch gezeigt hätten, in Regress genommen werden sollten, und bei den Straßenausbaubeiträge sei die Lösung nicht Dr. Michaleks Verdienst gewesen. Aber wer Fehler und Schwächen nicht erkenne, könne daraus nicht lernen. Zu den Auswirkungen der derzeitigen Krise gebe es nur spärliche Informationen. Für 2018 und 2019 würden noch keine Haushaltsabschlüsse vorliegen. In einer Krise wie dieser seien »Leute gefragt, die es können.«

Das werde der SPD-Kandidat deutlich machen. Für die Fraktion seien Respekt und vertrauensvolle Zusammenarbeit wichtig, Informationsaustausch und Beratung statt Bevormundung. Man wolle nicht nur mit dem abgespeist werde, was dem Rat zwingend zustehe. Für ein besseres Klima zwischen Rat und Verwaltungsspitze müsse es einen Wechsel geben. Da es – bislang – keine weiteren Bewerber gebe, würden jetzt die klaren Weichen für die Zukunft der Stadt gestellt.

Vieles, was gewünscht sei, liege dabei allerdings nicht im kommunaler Hand, führte er weiter aus, etwa die Frage nach der Zukunft der Pflege, die Versorgung mit Fachärzten oder kostenloser Öffentlicher Personennahverkehr. Auch der Umgang mit rechtsradikalen Pöblern sei nicht allein Sache der Politik, sondern man müsse sie durch einen Konsens der Gemeinschaft in ihre Schranken weisen.

Vorstellungsrunde und politische Vorstellungen

Nach einer persönlichen Vorstellungsrunde hatten Dirk Heitmüller, Alexander Kloss und Ulrike Schwartau Gelegenheit, ihre politischen Vorstellungen für Einbeck zu erläutern und zu Inhalten und Zielen Stellung zu nehmen. Einsatz für die Stadt für die Region, die Ortschaften war allen drei Bewerbern wichtig.

Für gleichwertige Lebensverhältnisse in den Ortschaften, ausreichend Bauflächen und Mobilität wolle er sich einsetzen, kündigte DiHeitmüller an. Er wolle ein offenes Ohr für Bürger haben, aber auch für Mitarbeiter und die Fraktionen im Rat. Dabei werde er nicht auf Konfrontation setzen. Wirtschaftsförderung und Stärkung des Tourismus sollten Chefsache werden. Denkmalschutz müsse mit Augenmaß betrieben werden, es gelte, pragmatische Lösungen zu finden. Zukunftschancen für junge Menschen könne man durch wohnortnahe Arbeitsplätze schaffen. Er traue sich das zu, sagte der Bewerber, sehe Kommunikation als eine seiner Stärken: Seit 15 Jahren sei er Mitglied im Ortsrat Salzderhelden, seit neun Jahre Ortsbürgermeister: Er wisse, wo der Schuh drücke.

Bürgermeisterin Dr. Michalek habe dagegen den Ortsrat noch nicht einmal besucht. Er arbeite in verschiedenen Ausschüssen mit und habe bei der Stadtratswahl das beste Einzelergebnis erreicht. »Einer von uns, einer für uns«, das werde sein Slogan sein.

Probleme mit dem Denkmalschutz wollte auch Ulrike Schwartau im Bürgermeisteramt angehen. Infrastruktur verbessern, bessere Mobilität, die Innenstadt für Touristen interessant machen, die nicht nur einen Tag bleiben, das wären ihre Ziele. Die Amtsinhaberin reagiere nur auf Impulse von außen, setze keine eigenen. Dabei wäre es unter anderem der Job der Bürgermeisten, dafür zu sorgen, dass die Stadt nicht verfalle, etwa durch zu strenge Denkmalschutzvorgaben. Für die Umsetzung von Zielen müsse man sich Mehrheiten suchen.

Mit Alexander Kloss präsentierte ein weiterer Bewerber schon ein 20-Punkte-Programm mit inhaltlichen Ansätzen, eine Arbeitsvorlage, was nicht bei allen Sozialdemokraten gut angekommen ist. Man habe, hieß es, gemeinsam an dieser Kandidatenkür gearbeitet, Social-Media-Auftritte und Programm erarbeitet – ein solches eigenmächtiges Vorgehen stieß auf Kritik. Er werde, kündigte Kloss für einen möglichen Wahlsieg an, vor Ort präsent sein, die Zeit nicht in Netzwerkgremien vertrödeln und sich im Rat um Antworten statt Achselzucken bemühen. Der Besuch von Ortsratssitzungen sei auch ihm wichtig. Man müsse mehr mit statt übereinander reden. Er wolle Gräben zuschütten, plane keinen Alleingang, versicherte er. Er habe aber seinen eigenen Stil, sei bisweilen kantig, und bisher sei es sein Wahlkampf. Die SPD, mit der er etwas für die Stadt tun wolle, stehe für ihn an erster Stelle, versicherte er.

Dass es innerhalb der SPD Gräben gebe, machte die Diskussion deutlich, gerade hinsichtlich der Kloss-Bewerbung. Auf das erforderliche Einvernehmen mit Fraktion und Partei wies unter anderem Altbürgermeister Martin Wehner hin. Einen Wahlkampf mit Ortsverein und Ratsfraktion, nichts anderes verlange man. Spätestens als Wehner seine Sympathien deutlich machte, dass er nämlich das »Burgfrollein von Salzderhelden gern zum Stadtvogt von Einbeck« befördern würde, deutete sich die Entscheidung an: Dirk Heitmüller erhielt 49 der 82 abgegebenen Stimmen, schaffte somit schon im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit. Der frisch gekürte SPD-Kandidat ist 50 Jahre alt. Er ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und Besitzer von »Burghund« Rudi. Beruflich ist er Mediaberater. In seiner Freizeit beschäftigt er sich unter anderem als Vorsitzender des Fördervereins der Heldenburg mit mittelalterlicher Geschichte, organisiert auch Burgführungen. Social- und Multimedia sowie – mit einem Augenzwinkern – Grillen nannte er in der persönlichen Vorstellung als weitere Hobbys.ek