Spiel mit fantastischen Solisten

Begeisterter Beifall für Göttinger Symphonie Orchester und »Jugend musiziert«-Preisträger in der PS.Halle

Jan-Aurel Dawidiuk (rechts) war einer der jungen Künstler, die zusammen mit dem Göttinger Symphonie Orchester unter der Leitung von Christoph-Mathias Mueller in der PS.Halle aufgetreten sind. Für die herausragenden Talente gab es großen Beifall.

Ein hervorragendes Orchester und vielversprechender Nachwuchs: Das Göttinger Symphonie Orchester unter der Leitung von Christoph-Mathias Mueller und fünf Preis­träger des Wettbewerbs »Jugend musiziert« haben die Zuschauer beim jüngsten Konzert in der PS.Halle begeistert. Anspruchsvolle Werke standen auf dem Programm, ungewöhnliche Instrumente waren dabei, und das Publikum, das gern hätte zahlreicher erscheinen können, war hingerissen.

Einbeck. Der jüngste Mitwirkende machte den Auftakt mit der Carmen-Fantasie für Violine und Orchester von Franz Waxmann (1906 bis 1967): Jakow Pavlenko, gerade 14 Jahre alt, hat seit seinem fünften Lebensjahr Geigenunterricht; mit zehn Jahren wurde er Jungstudent an der Musikhochschule Hannover. Inzwischen ist er Frühstudent am Institut zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter.

Einige der bekannten »Carmen«-Takte gab das Orchester kraftvoll vor, dann griff die Violine das Thema zart auf. Leicht, dann wieder dramatisch und rasant und rundweg virtuos interpretierte er das Werk, das Waxmann, der in Hollywood zahlreiche Filmmusiken komponierte, auf der Basis der Bizet-Oper schuf. Mit Beifall und Blumen gab es schon die ersten »Bravo«-Rufe des Abends.

Im klassischen Konzertprogramm eher ungewöhnlich ist der Einsatz der Blockflöte. David Bedford (1937 bis 2011) komponierte das Recorder Concerto, das Tabea Wink spielte. Auch sie, Jahrgang 1998, hat bereits zahlreiche Preise errungen, unter anderem zwei erste Bundespreise, und sie hat bei den Händel-Festspielen in Göttingen mitgewirkt; mit sieben Jahren nahm sie erstmals an »Jugend musiziert« teil. Sie ist Jungstudentin an der Hochschule für Musik in Nürnberg. Bedford hat ein Konzert komponiert, das rhythmische Muster aufgreift, die von der Popmusik herrühren; er leitete unter anderem die Aufnahmen für ein Mike-Oldfield-Album.

Während das Orchester im Hintergrund, vornehmlich die Streicher, hypnotisierende Melodien wie Tonleitern spielten, griff die Blockflöte freie Tonfolgen auf, zunächst tief, später höher, und teilweise spielte die Musikerin zwei Flöten gleichzeitig. Die Flöte gab die Melodie vor, die das Orchester aufgriff. Fließend spielten die Geigen auf, sie erinnerten an Wasser, während die Flöten, je kleiner und höher sie wurden, sich an Vogelgezwitscher orientierten.

Eine andere Flöte trat ins Zwiegespräch mit dem Cello ein, bevor die Streicher wieder zu kraftvollen Begleitern wurden. Auch für Tabea Wink gab es rauschenden Beifall.

Alina Jacqueline Stieldorf spielte mit den Göttingern als Solistin am Violoncello Pjotr Tschaikowskys Variationen über ein Rokoko-Thema A-Dur opus 33. Das Thema wurde von Bläsern vorgegeben, eine romantische Melodie, die vom Violoncello aufgegriffen und unterschiedliche Weise variiert wurde. Mal war es zart, fast unhörbar, dann wieder fröhlich, schließlich ungeduldig und lebhaft. Die letzte Variation nahm schnell Fahrt auf, wie Fanfaren klang es, die Solisten griffen das auf, und alles steuerte auf ein großes Finale hin. Auch hier trug großer Applaus die Künstler in die Pause. Die Musikerin, geboren 1999, hat bereits seit dem sechsten Lebensjahr Cello-Unterricht; seit 2015 ist sie Jungstudentin an der Musikhochschule Lübeck. Mehrfach hat sie bei »Jugend musiziert« Bundespreise gewonnen, und sie wurde mit etlichen weiteren Preisen geehrt. Regelmäßig belegt sie internationale Meisterkurse.

Zu Beginn des zweiten Teils des Konzertabends betonte Dirigent Christoph-Mathias Mueller, wie wohl sich das Orchester in der PS.Halle fühle. Er hoffe auf eine lange Tradition der Gastspiele des Göttinger Symphonie Orchesters hier – vor einer gefüllten Halle. Insbesondere dankte er der Stiftung »Jugend musiziert« und der Einbecker AKB Stiftung, die die jungen Musiker unterstützen: »Das sind fantastische Solisten, sie haben das verdient.«

Solistin auf der Harfe: Johanna Dorothea Görißen spielte die »Danses« für Harfe und Orchester von Claude Debussy (1862 bis 1918). Die Sätze »sacrée« und »profane« sollten Pflichtstücke für Musikschüler des Brüsseler Konservatoriums werden; uraufgeführt wurden sie 1904. Sehr harmonisch und zart, von sanften Streichern begleitet, zeigte sich der erste Satz. So klar, dass es fast gläsern klingt, erklang der zweite Satz, begleitet vom Orchester im Hintergrund. 17 Jahre ist Johanna Dorothea Görißen, und sie spielt ebenfalls schon seit früher Kindheit, zunächst Klavier, seit zehn Jahren Harfe, ihre große Leidenschaft. Verschiedene Preise bei unterschiedlichen Wettbewerben hat sie bereits errungen, und schon mit 13 Jahren war sie Solistin im Orchester. Auch sie beeindruckte die Zuhörer sehr.

Auf eine langjährige musikalische Ausbildung schaut der 18-jährige Jan-Aurel Dawidiuk bereits, begonnen hat er mit Klavier und Violine, und er war Sänger im Knabenchor Hannover. Mehrfach hat er in den Kategorien Klavier und Orgel sowie kammermusikalisch erste Preise bei »Jugend musiziert« im Bundeswettbewerb gewonnen, unter anderem mit der Höchstpunktzahl auf Bundesebene.

Verschiedene Stiftungen fördern seine Laufbahn. Als Pianist hat er zahlreiche Konzerte gegeben, auch im Rahmen von Festivals. Wie der junge Pianist das Konzert für Klavier und Orchester a-Moll opus 54 von Robert Schumann (1810 bis 1856) spielte, begeisterte die Besucher restlos. Das dreisätzige Werk wurde 1846 erstmals im Leipziger Gewandhaus aufgeführt, Solistin war Clara Schumann. Ihr Mann hatte dieses Konzert als einziges Stück speziell für sie geschrieben. Das Klavier gab auch hier das Thema vor, das Orchester griff es auf, einmal in starker Instrumentierung, weiter in abruptem Wechsel von harmonischen Takten zum Stakkato, mal strahlend, dann wieder sehnsuchtsvoll, weich und melodisch.

Das Stück, das als Inbegriff des romantischen Klavierkonzerts schlechthin gilt, stellt hohe technische Anforderungen, bis es ausgesprochen kraftvoll endet. Voll und ganz ging der junge Pianist in seinem Spiel auf, was das Publikum auch hier mit kräftigem Applaus und »Bravo« honorierte.

Das Konzert stellt auf eindrucksvolle Weise das Können und die engagierter Spielweise junger Künstler in den Fokus, von denen man sicher noch viel hören wird.ek