Spuren aus Eisen- und Jungsteinzeit entdeckt

Archäologische Ausgrabungen am Gewerbegebiet Butterberg/Schwammelwitzer Straße beendet

Archäologe Markus Wehmer zeigt eine Keramikscherbe aus der ­Eisenzeit, Grabungsleiterin Jana Nolle freut sich über eine Stein­klinge, die in dieser Länge etwas sehr Seltenes ist, sowie einen Spinnwirtel, ein Utensil zum Spinnen.

Es gab guten Lössboden, teilweise sogar Schwarzerde, die Wasserversorgung war ­gesichert über den heutigen Mühlenbach und die Ilme. Durch die leichte Hanglage floss Regenwasser gut ab, die Gegend war nicht hochwassergefährdet, es gab nur wenig ­Erosion, und es herrschte ein güns­tiges ­Mikroklima: »Da passte alles zusammen«, stellt Archäologe Markus Wehmer fest, und so haben sich in der Stein- und in der Eisenzeit Menschen am Rand des heu­tigen Einbecks Richtung Westen angesiedelt. Was sie hinterlassen haben, war nun ­interessant für die Archäologen, die im ­Vorfeld der weiteren Bebauung des Gewerbegebiets »Butterberg« in der Schwammelwitzer Straße ­gegraben haben.

Einbeck. Seit Dezember war Jana Nolle als Grabungslei­terin von AAB Archäolo­gische Ausgrabungen und Bauprojektbetreuung mit ihrem Team vor Ort. Gut drei Monate waren angesetzt; diesen Zeitrahmen hat die in ­Spitzenzeiten mit bis zu 14 Mitarbeitern vor Ort tätige Grabungsmannschaft aber nicht benötigt, zumal keine witterungsbedingte Pausen erforderlich waren.

Fast zwei Hektar Fläche wurden auf­gemacht und archäo­logisch untersucht. »Archäologiefrei« könne man die ­Fläche übergeben, so Markus Wehmer, Archäologe bei der Stadt Einbeck. Das Grundstück sei damit bereit für alles, was da komme.

Etwa 15 Häuser aus der Eisenzeit und drei weitere aus der Steinzeit

Rund 500 Befunde haben die Archäologen auf dem Gelände gesichert, unter anderem aus Abfall- und Siedlungsgruben. Pfostenreste wurden entdeckt, Standspuren, die auf Hausgrundrisse schließen lassen. »Es hat hier ­Einzelhöfe gegeben mit Land drum herum«, erläutert Markus Wehmer. Dabei handelte es sich um etwa 15 Häuser aus der Eisenzeit, also aus der Zeit um 500 bis 400 vor der ­Zeitrechnung.

Eventuell stellten die Pfosten, zwischen vier und acht pro Haus, nur die inneren Begrenzungen dar, und die Gebäude seien tatsächlich noch größer gewesen. Drei weitere Häuser stammen aus der Steinzeit, vermutlich aus der Rössener-Kultur und somit aus der Jungsteinzeit von 4650 bis 4550 vor Christus.

Besonderheit: Schlitzgruben als Jagdfallen

Die eisenzeitlichen Grundrisse seien eine Besonderheit, betont Wehmer. Solche Hausnachweise finde man eigentlich selten, Gruben dagegen öfter. Nach den Funden an der Verlängerung der Kolberger Straße vom vergangenen Herbst seien die Funde zu erwarten gewesen, und er freue sich, dass das bestätigt wurde, so der Archäologe.

Zu den Besonderheiten zählt auch der Nachweis von etwa 20 sogenannten Schlitzgruben. Sie waren etwa zwei Meter lang, 30 bis 50 Zentimeter breit und wurden trichterförmig nach unten schmaler. Genutzt wurden sie als Jagdfallen: Mehrere Gruben lagen parallel nebeneinander. Das Wild wurde in ­Richtung der Gruben getrieben, in die es stürzte und aus denen es sich nicht mehr befreien konnte. Sie wurden während der Steinzeit von etwa 4900 bis 2000 vor Christus genutzt.

Freude über eisenzeitliche Keramik

Auch in der Schwammelwitzer Straße wurden, wie schon in der Kolberger Straße, so­genannte Spinnwirtel gefunden, fünf bis sieben Stück. Der kleine runde Stein ist ein Schwunggewicht, das für die Handspinnerei genutzt wurde.

Entdeckt wurde ebenfalls eisenzeitliche ­Keramik. Sie sei allerdings, erläutert Jana Nolle, qualitativ nicht so hochwertig, sondern sie zerfalle schnell, und deshalb freue man sich umso mehr, dass man zumindest einen Henkel bergen konnte. Auch eine größere Scherbe, leicht gerundet und möglicherweise von einem Topf, kann Jana Nolle vorzeigen und erläutern, wie das gesamte Stück ausgesehen haben könnte – vorsichtig, damit sie ganz bleibt.

Sieben Kisten mit Funden wurden gesichert und werden nun weiter ausgewertet

Eine besondere Überraschung war der Fund einer Steinklinge, geschlagen von einer Silexknolle, einem Feuerstein. Mit einer Länge von elf bis zwölf Zentimeter sei das ein sehr rares Fundstück, führt Jana Nolle aus. Ge­funden wurde die leicht ­gerundete Klinge in einer steinzeitlichen Grube.

Mög­licherweise war sie mit einem Schaft versehen, das wäre dann ein schönes Werkzeug gewesen. Und ein ­weiteres Fundstück erkennt möglicherweise auch ein Laie: einen Schleifstein, wie er heute auch noch genutzt werden könnte, flach, handlich und mit einer glattgearbeiteten Oberfläche.

Sieben Kisten mit Funden haben die Ar­chäologen auf dem Gelände gesichert und ­geborgen. Sie werden nun gewaschen be­ziehungsweise gesäubert und weiter ausgewertet.ek