St. Jacobi wird für drei Jahre zur Baustelle

Marktkirche bekommt 2020 ein neues Dach | Fassadensanierung ist für 2021/22 vorgesehen

Axel Holst (recht) und Dirk Osmers (links, mit dem Rücken zur Kamera) erläuterten Marktplatz-Anliegern beziehungsweise Nachbarn der Kirche und Vertretern der Kirchengemeinde die über drei Jahre geplanten Sanierungsarbeiten an St. Jacobi.

Einbeck. Die Einbecker Marktkirche St. Jacobi wird für die nächsten Jahre erneut zur Baustelle. Welche Schäden es am Gebäude gibt, welche Baumaßnahmen vorgesehen sind und welche Beeinträchtigungen sie mit sich bringen, darüber haben jetzt Axel Holst vom Amt für Bau- und Kunstpflege Hildesheim der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und Dirk Osmers von HAZ Beratende Ingenieure, interessierte Innenstadtbewohner als Nachbarn informiert.
Wie bei der Sanierung des Turms vor vier Jahren sei wieder mit Beeinträchtigungen der Nachbarschaft zu rechnen, so Architekt Axel Holst. Im ersten Bauabschnitt wird die Dachdeckung des Kirchenschiffs erneuert, außerdem ein etwa 50 Zentimeter breiter Streifen Naturstein. Geplant ist der Beginn noch in diesem Jahr, bis zum Jahresende soll dieser Teil abgeschlossen sein. Im nächsten und übernächsten Jahr geht es an umfassende Erneuerungen der Fassade. Sie werden, kündigte er an, auch mit Stemmarbeiten verbunden sein. Die Bauarbeiter machten jedoch ab 16 Uhr Feierabend, so dass das Abendgeschäft in der anliegenden Gastronomie nicht beeinträchtigt werde. Außerdem werde man darauf hinwirken, dass es mittags weniger Schall und Staub gebe, auch mit Blick auf die Touristen, die sich in der Innenstadt und dem Marktplatz aufhalten. An der Südseite soll das Baugerüst nicht nur mit Netzen gesichert, sondern auch mit Spanplatten verkleidet werden, um Beeinträchtigungen durch Staub oder Gesteinsbrocken zu verhindern. Mit dem Vorhaben werde man, so der Plan, Ende 2022 fertig werden.

Die Schäden, führte er aus, habe man bereits vor fünf oder sechs Jahren bei Dacharbeiten bemerkt: Es seien einige Platten gerissen, und es wurde Hausschwamm festgestellt. Deshalb sei es dringend notwendig, nun mit den Sanierungsmaßnahmen zu beginnen. Das Kupferdach, berichtete Ulrich Hoppe vom Kirchenvorstand, wurde vor 50 Jahren in dieser Form eingedeckt; davor hatte St. Jacobi ein schweres Sandsteindach. Die Dachplatten seien, so Fachmann Axel Holst, miteinander verfalzt. Durch thermische Bewegung würden sie an manchen Stellen durchscheuern. Man habe sich für die 1.000 Quadratmeter Dachfläche wieder für ein Kupferdach entschieden, und die vorpatinierten Platten sorgten wieder für das grünliche Erscheinungsbild.

Durch die Risse, fuhr er fort, sei Feuchtigkeit eingedrungen. Der Unterbau des Daches müsse auch erneuert werden, eine stärkere Schalung sei erforderlich. Es lägen genaue Schadenskartierungen auf der Basis der umfangreichen Voruntersuchungen vor. Weiter gebe es Kostenschätzungen und die wichtigen Materialgutachten. Sie seien entscheidend für die Mörtel-Rezeptur bei der Reparatur der Steine. Nehme man hier falsches Material, sei das schädlich. So wirke sich beispielsweise eine zementhaltige Steinersatzmasse negativ auf den Sandstein aus, das müsse man gut abstimmen.
Große Bereiche der Fassade seien inzwischen geschädigt, so sei beispielsweise der bröselige Sockel gut zu erkennen. Im Zusammenhang mit der Instandsetzung wolle man auch gleich das Taubenproblem in den Griff bekommen, kündigte er an.

Risse im Inneren des Kirchenschiffs seien im vergangenen Jahr geschlossen worden.

Bei der Baustelleneinrichtung wird der Treppenturm beziehungsweise Aufzug in Richtung Marktplatz gesetzt. Container und Material-lager werden sich an der Nordseite befinden. Kurzfristiges Be- und Entladen an der Baustelle wird zwischen Kirche und Eulenspiegelbrunnen erfolgen. Bei den Arbeiten werde es immer wieder Absprachen mit der anliegenden Gastronomie gebe, hieß es. Der Bücherschrank an der Südseite wird umbaut; er verfügt über ein so starkes Fundament, dass er nicht versetzt werden kann. Ebenfalls zugänglich bleiben Telefonzelle und Briefkasten an der südwestlichen Ecke der Kirche. Zum Kunstwerk »Von null bis unendlich« an der Nordseite wird es einen ausreichenden Abstand geben.

Im kommenden April wird mit den Gerüstarbeiten begonnen, abhängig davon, wann die Landeskirche die Finanzierung für das Vorhaben freigibt. Aus dem Publikum kam die Idee, die Planungen im Schaukasten an der Kirche auszuhängen, um so das Vorhaben weiter transparent zu machen. Das Baugerüst bleibe während des gesamten Zeitraums stehen, die einzelnen Schritte der Baumaßnahme würden ineinander übergehen. Aus Sicherheitsgründen werde die Baustelle überdacht.

Die Schäden erläuterte Dirk Osmers von HAZ Beratende Ingenieure: Insbesondere an der Nordseite und an den Gewölben gebe es massive Beeinträchtigungen. Aufgrund der Menge des benötigten Materials sei eine gute Logistik für die Baustelle notwendig, und das Gerüst werde auch größer, als man das zunächst gedacht habe. Intensiv hat sich das Büro für Bauen im Bestand in Instandhaltung mit der Baugeschichte auseinander gesetzt. Per Laser-scan sind die Ingenieure durch die Kirche gegangen und haben sie untersucht. Rissschäden wurden digital aufgenommen, Baugrundergebnisse ausgewertet. Die Kirche sei in vielen verschiedenen Bauabschnitte entstanden, auch aufgrund ihrer Historie sei St. Jacobi ein interessantes Bauwerk, betonte er. Bereits seit den 1970er Jahren gebe es Risse im nördlichen Seitenschiff, die ab 1988 verschlossen wurden. Seit mehr als fünf Jahren werde der Fußboden auf Schädigungen hin beobachtet. Mit einem Drahtseil, einem Zugband, das Längsanker spannt, gelingt es, die Gewölbe in Position zu halten. In jedem Gebäude sei Bewegung vorhanden, ein Mauerwerksbau werde niemals rissfrei sei, das gelte auch hier, betonte Dirk Osmers. Im Fall des Fußbodens sei das aber nicht dramatisch. In anderen Bereichen gebe es dagegen Probleme, die Stabilität werde durch verschiedene Faktoren ungünstig beeinflusst. Dazu zähle unter anderem der feuchteempfindliche Baugrund in der Innenstadt, der die Kirche bewegungs- und erschütterungsempfindlich mache. Eine Nachgründung wäre mit erheblichen Kosten verbunden; über eine permanente Vermessung sei man zu dem Schluss gekommen, dass es in den vergangenen vier Jahren keine erkennbaren Setzungen gegeben habe.

Für das Nordschiff seien Maßnahmen aber dringend erforderlich, wenngleich man weit weg sei von kritischen Situationen. Es gehe um eine Ertüchtigung, um die Standsicherheit zu verbessern. Mit guten Voruntersuchungen könne man bei der Sanierung den richtigen Weg beschreiten.ek