Stalingrad-Ausstellung mahnt zu Frieden und Versöhnung

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge lädt zu Ausstellung ins Alte Rathaus ein / Friedhof Rossoschka / Konzert am Volkstrauertag

Die Opfer nicht zu vergessen und heutige Generationen zu Frieden und Versöhnung zu mahnen, das ist ein wichtiges Anliegen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. In diesem Sinne plant der Volksbund in diesem Jahr zwei größere Veranstaltungen in Einbeck: Anfang April ist eine Stalingrad-Ausstellung im Alten Rathaus zu sehen, und zum Volkstrauertag im November wird es ein Konzert geben, ebenfalls im Alten Rathaus. Bei der Organisation arbeiten Bezirksgeschäftsführer Michael Gandt und Elfie Haupt aus Vogelbeck eng zusammen.

Einbeck. Die Ausstellung »Von Stalingrad nach Rossoschka« ist vom 5. bis 11. April im Alten Rathaus in Einbeck zu sehen. Die offizielle Eröffnung erfolgt am Montag, 8. April, um 15.30 Uhr durch Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Landrat Michael Wickmann – in ihrer Funktion als Hauptverwaltungsbeamte sind beide auch Vorsitzende des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Orts- beziehungsweise Kreisverband. Anschließend wird der Bezirksgeschäftsführer des Volksbundes, Michael Gandt, einen Vortrag zur Ausstellung halten, die während der üblichen Öffnungszeiten des Alten Rathauses zu besichtigen ist.

Sie wird auf Initiative von Elfie Haupt hier gezeigt. Die Autorin des 2010 erschienenen Buches »Soldat Willi Haupt – Ein Einbecker Junge« ist nicht erst seit ihrem Erfolg mit der Lebensgeschichte ihres Onkels Willi dem Volksbund eng verbunden. Willi Haupt ist am 26. August 1942 im Alter von 32 Jahren während der Schlacht um Stalingrad gefallen.

»Von Stalingrad nach Rossoschka« nimmt Bezug auf die Schlacht bei Stalingrad und auf die deutsche Kriegsgräberstätte, die dort zu Frieden und Verständigung aufruft. Mit mehr als 55.000 Gefallenen ist Rossoschka die derzeit größte vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in der Russischen Föderation betreute deutsche Kriegsgräberstätte. Sie liegt in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Stalingrad, dem heutigen Wolgograd. Die Ausstellung zeigt sowohl die Kämpfe um die Stadt als auch die Geschichte der Kriegsgräberstätte. In der Schlacht um Stalingrad sind zwischen Ende 1942 und Februar 1943 rund 60.000 deutsche Soldaten gefallen. Nach der Kapitulation gerieten etwa 110.000 deutsche Soldaten in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nur gut 5.000 von ihnen haben überlebt. Viele gelten noch immer als »vermisst«.

Die Ausstellung gibt zunächst einen Rückblick auf die Kriegsereignisse: Im Juni 1941 begann der Überfall der Deutschen Wehrmacht auf die damalige Sowjetunion. 1942 war die Sechste Armee bis Stalingrad vorgedrungen, weite Teile des Stadtgebiets hatte sie eingenommen. 250.000 deutsche Soldaten wurden bei der Offensive der Roten Armee im Kessel von Stalingrad eingeschlossen. Zu sehen sind Fotos als Zeugnisse des Kriegsgeschehens, aber auch Briefe von deutschen Soldaten in die Heimat. Erwähnt wird unter anderem die »Stalingrad-Madonna«, Weihnachten 1942 von Kurt Reuber geschaffen. Stalingrad ist mit seinem unfassbaren, namenlosen Leid zum Symbol für den Zweiten Weltkrieg geworden.

Darauf geht die Ausstellung ein, und sie zeigt weiter den Bau des Friedhofes Rossoschka in der Nähe von Stalingrad ab den frühen 1990-er Jahren. Ab 1995 wurden die Gebeine von deutschen Gefallenen hier eingebettet, eingeweiht wurde er im Mai 1999. Für den Volksbund ist Rossoschka ein Zeichen für die gelungene Aussöhnung der Völker: In direkter Nachbarschaft zum deutschen Gräberfeld befindet sich das Areal für sowjetische Gefallene, das der Volksbund ebenfalls errichtet hat. Gemeinsam sind die Opfer bestattet, gemeinsam mahnen sie die Nachwelt zu Frieden und Verständigung.

Bis 2007 wurden fast 53.000 Tote eingebettet. Die Namen von über 103.000 Vermissten sind hier nachzulesen. Seit 2009 sind sogenannte Würfel mit mehr als 14.600 Namen von nicht mehr zu bergenden Toten errichtet worden – auch Willi Haupts Name ist darauf inzwischen festgehalten. Die Arbeiten am Soldatenfriedhof nehmen einen großen Teil der Ausstellung ein, und dabei wird auch der Einsatz von deutschen und russischen Jugendlichen bei sogenannten Workcamps des Volksbundes gezeigt. Somit hat die Kriegsgräberstätte eine Bedeutung, die über die heutige und künftige Generationen in die Zukunft reicht: »Ein Stück deutsch-russischer Erinnerungskultur«, stellt Geschäftsführer Michael Gandt fest.

Der Volksbund hofft, dass die Wanderausstellung im Alten Rathaus guten Zuspruch findet. Ebenso freut er sich auf eine Veranstaltung zum Volkstrauertag am Sonntag, 17. November: Dann ist im Alten Rathaus ein Konzert mit dem litauischen Konzertpianisten Gintaras Janusevicius geplant. Er ist nach Auftritten in der »TangoBrücke« in Einbeck kein Unbekannter. Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Rachmaninow. Der Erlös des Konzertabends ist für die Arbeit des Volksbundes bestimmt. »So etwas gibt es im Bezirk zum ersten Mal. Wir sind gespannt, wie diese neue Idee ankommt«, so Michael Gandt und Elfie Haupt, die auch dazu die Kontakte vor Ort geknüpft hat.ek