Starker Einsatz für die Natur und den Artenschutz

Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Einbeck in Verbindung mit dem 100-jährigen Bestehen

Der stellvertretende Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Ernst-Dieter Meinecke (am Pult), gratulierte der Einbecker Jägerschaft zum 100-jährigen Bestehen – hier der Vorstand mit (von links) Schriftführerin Katja Anders, Kreisjägermeister Dietmar Grüning, dem Vorsitzenden Klaus Dörger, dem stellvertretenden Vorsitzenden Jan Torsten Bruns und Schatzmeister Albert Stahlmann.

Einbeck. Die Jahreshauptversammlung konnte die Jägerschaft Einbeck jetzt wieder im fast gewohnten Rahmen abhalten, mit vielen Mitgliedern und auch Gästen – immerhin wurde taggenau das 100-jährige Bestehen gefeiert. »Die ersten 100 sind geschafft, die nächsten haben soeben begonnen«, stellte der Vorsitzende Klaus Dörger fest. Gegründet wurde der Jagdverein Einbeck am 5. April 1922. Damit, das versicherte der stellvertretende Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Ernst-Dieter Meinecke, in seinem Grußwort, dürften sie im Land an der Spitze liegen.

Die stellvertretende Landrätin Gudrun Borchers sagte, 100 Jahre seien eine unfassbar lange Zeit, das erreiche man nur mit Beständigkeit, aber auch mit einer Anpassung an sich verändernde Umstände sowie dem Festhalten an Bewährtem. Die Jagd habe sich gewandelt, und die Jägerschaft pflege ein verantwortungsvolles Handwerk für Natur- und Artenschutz. Dabei sei sie auch ein verlässlicher Partner des Landkreises Northeim. »Ihr Engagement wird wahrgenommen und wertgeschätzt. Herzlichen Dank für Ihre Arbeit.«

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek gratulierte mit einem Dank für den vielfältigen Einsatz, für die Pflege von wertvollem Naturgut. Die Jäger hätten Erfolg und Zusammenhalt unter Beweis gestellt. Inzwischen seien der Hauptteil ihrer Tätigkeit Hege und Pflege; Umwelt- und Naturschutz seien starke Bereiche, ebenso Hundewesen und Brauchstumspflege. Ihre Tätigkeit sei eingebettet in ein sensibles ökologisches Gesamtgefüge - sei dies nicht intakt, sei Jagd nicht möglich. Die Jäger investierten dafür ehrenamtlich Zeit und Geld für die Pflege der Heimat, und das sollte, so ihr Anliegen, die Zivilgesellschaft mehr würdigen.

Dassels Bürgermeister Sven Wolter bestätigte, dass 100 Jahre eine Zeitspanne seien, in der sich viel für die Jagd verändert habe. Dassels Stadtgebiet sei besonders eng mit der Jagd verbunden – ein Viertel der Fläche sei Wald. Besonders gut sei es, dass junge Menschen sich dafür engagierten, das zeige Gemeinsinn und Verantwortung, und es sei eine Lebensaufgabe. Dass die Jungjägerkurse regelmäßig ausgebucht seien, zeige, dass die Jagd nicht angestaubt sei, sondern dass es damit einen zeitgemäßen Zugang zu Natur und Traditionen gebe. Beim Einsatz gegen Tierseuchen hätten die Jäger eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Sollte beispielsweise die Afrikanische Schweinepest hier auftreten, würde das die Region schwer treffen, bis hin zu Betretungsverboten. »Ihre wichtige Arbeit verdient Anerkennung«, stimmte er den Vorrednerinnen zu.

Die Landesjägerschaft Niedersachsen stehe für rund 55.000 organisierte Jäger im Land, berichtete der stellvertretende Präsident Ernst-Dieter Meinecke. Ein 100-jähriges Jubiläum dürfte allerdings einzigartig sein. Großes Lob zollte er der Jägerschaft für die Festschrift. 2021, blickte er zurück, hätte das Jahr der Jagdgesetze werden können, sowohl im Bund als auch im Land. Der Bund habe es aber nicht geschafft, die Novelle zu verabschieden, unter anderem zur Regelung des einheitlichen Schießnachweises oder zu einer einheitlichen Prüfungsordnung. In Niedersachsen könnte man nach langen Beratungen im Mai zu einem Abschluss kommen, mit Lösungen, mit denen man zufrieden sein könne. Es habe, hob er hervor, kaum je so viele Interessierte für Jungjägerlehrgänge geben wie im Moment, und mit 30 Prozent sei auch der Frauenanteil hoch - das seien erfreuliche Entwicklungen.

Mit Glückwünschen und Geschenken gratulierte Dinah Stollwerck-Bauer, Vorsitzende der Jägerschaft Uslar: Eine Rotbuche, Baum des Jahres 2022, ist schon beim Vorsitzenden angeliefert worden, dazu ein Sack Meilerkohle vom früheren Kreisjägermeister Winfried Müller. Sie betonte die gute Zusammenarbeit der vier starken Jägerschaften im Landkreis Northeim.

Der frühere Präsident des Deutschen Jagdverbandes, Hartwig Fischer, ließ der Jägerschaft ebenfalls Grüße zukommen: »Sie stehen für einen nachhaltigen Einsatz in der Region.«

Vor dem neuen Logo der Jägerschaft, das einen guten öffentlichen Auftritt verspreche, erläuterte Vorsitzende Klaus Dörger, dass Corona immer noch ein bestimmender Faktor sei. Allerdings könne der Schießbetrieb unter Auflagen durchgeführt werden, und man verzeichne eine rege Beteiligung. Seit August bereiteten sich 23 Teilnehmern im Jungjägerkurs vor, der Abschluss stehe unmittelbar bevor. Die Prüfung laufe in verschiedenen Etappen; die Jägerbriefe würden Ende Juni im BBS-Forum bei einer großen Veranstaltung übergeben, und dann erfolgten auch Mitgliederehrungen.

Leider, so Dörger in seinem Bericht, sei die Fellwechsel GmbH in Insolvenz gegangen. Für die Bälge habe man in zwei Jahren nahezu kein Geld erhalten. Vermarktungsmöglichkeiten gebe es derzeit nicht; dabei wäre dies ein nachhaltiges Projekt gewesen. In der Masse sei die Jägerschaft nicht in der Lage, die Bälge selbst zu verwerten.

Den derzeit 506 Mitgliedern der Einbecker Jägerschaft dankte er für ihre vielfältige Mitarbeit in den vergangenen Jahren. Wie viele es im Gründungsjahr gewesen seien, wisse man leider nicht.

Die Berichte der Obleute übernahm der Vorsitzende gleich mit – deren Tätigkeiten seien stark eingeschränkt gewesen wegen der  Pandemie-Auflagen. Die Bläser hätten sich gelegentlich auf der Hube zum Üben treffen können. In diesem Jahr könne man noch das 60-jährige Bestehen der Bläsergemeinschaft »Peter-Paul Schroeder« begehen, kündigte er an.

Wölfe seien in der Region noch nicht heimisch, allenfalls mal ein durchziehendes Jungtier. Bei Relliehausen habe es zwei Vorkommnisse gegeben, an denen möglicherweise Luchse beteiligt waren. Aus dem Bereich Hundewesen berichtete er, dass 18 Jagdhunde geprüft wurden. Beim Schießwesen gebe es einen guten Besuch des Standes und ein vorbildliches Verhalten. Vergleichsschießen konnten leider nicht abgehalten werden.

Schriftführerin Katja Anders berichtete über die Mitgliederverwaltung, die man verstärkt auf elektronischem Weg vornehmen wolle, und das Programm zur Kitz-Rettung: Dazu wurden eigens zwei Drohnen mit Wärmebildkamera angeschafft, um die Landwirte zu unterstützen. Es habe auch eine Schulung dazu stattgefunden. Unterstützt werde die Aktion vom Landvolk. Für den Drohneneinsatz sei ein Vorlauf von 48 Stunden erforderlich, teilte sie mit, man benötige vor Ort einen Piloten, einen Beobachter und zwei Retter, die die Kitze dann aus dem Feld holten würden. Man freue sich auf erste spannende Einsätze damit.
Schatzmeister Albert Stahlmann stellte die finanzielle Situation der Jägerschaft dar. Die Kassenprüfer hatten keine Bedenken: »Alles perfekt«, und so erfolgte die Entlastung des Vorstands einstimmig.

Der Vorsitzende kündigte an, dass die Jägerschaft 100 Obstbäume pflanzen werde. Den Auftakt sollen 30 Stück auf einer früheren Plantage zwischen Juliusmühle und Markoldendorf machen; weitere Flächen würden noch gesucht. Davon könne dann die Bevölkerung profitieren, aber auch für Insekten oder Wild sei das Obst eine wichtige Nahrungsquelle. Sollte es die Corona-Pandemie zulassen, soll es zudem im Herbst wieder Hubertusmessen mit den Bläsern geben.

(Weitere Berichterstattung folgt.)ek