Statt Fußball zu schauen, Impfpässe digitalisiert

Ausstellung kann dauern | Geduld gefragt | Serverprobleme wie zu Beginn des Homeschoolings

Andreas und Vera Thoma bieten in der Marktapotheke seit Montag die Digitalisierung an.

Einbeck/Markoldendorf. Seit dem 14. Juni können Bürger, die gegen das Coronavirus geimpft sind, einen digitalen Impfnachweis erhalten, so wurde es angekündigt. Dies ist in ­einigen Apotheken der Region schon möglich – wenn das Computersystem mitspielt –, in Arztpraxen noch nicht.

Die Apotheken in Niedersachsen haben sich gut auf die Digitalisierung des Impfnachweises vorbereitet, sagte Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen (LAV). Die Ausstellung sei eine Leistung, die die Apotheken freiwillig und kostenfrei für die Kunden anbieten können. Patienten finden Apotheken, die digitale Impfnachweise ausstellen, auf dem Portal www.mein-apothekenmanager.de. Dazu zählen im Dasseler Stadtgebiet neben der Markt-Apotheke in Markoldendorf auch die Eichen-Apotheke und die Solling-Apotheke sowie in Einbeck neben der Rats Apotheke die Sankt-Georg-Apotheke, die Phoenix-Apotheke und die Burg-Apotheke in Greene.

Um auf der Homepage gelistet zu werden, müssen sich Apotheker auf dem Verbandsportal anmelden und registrieren. Ist dies noch nicht geschehen, dauere es, da die Versendung der Zugangsdaten postalisch erfolgt. Ausgestellt wird das Impfzertifikat in Form eines QR-Codes. Eine Möglichkeit stellt dar, dem Patienten den Code direkt auf einem Monitor zu zeigen, damit er ihn abfotografieren kann. Viele Apotheken drucken den QR-Code aber aus, damit der Kunde sich das Zertifikat zu einem späteren Zeitpunkt auf sein Handy laden kann.

Wie zu Beginn des Homeschoolings gebe es große Probleme, teilten Dr. Elisabeth Quick und Dr. Matthias Quick von der Rats Apotheke mit, die Server seien total überlastet. Teilweise greifen alle Apotheken in Deutschland gleichzeitig auf die Verbindung zu. Am vergangenen Dienstag funktionierte der Server ganztägig nicht. Oftmals seien viel Geduld und starke Nerven gefragt. Wenn die Verbindung stabiler werde, will man mehrmals die Woche die Erstellung des digitalen Impfpasses anbieten, kündigte Dr. Elisabeth Quick an.

Statt das Spiel zwischen Deutschland und Frankreich zu schauen, habe man den ganzen Abend an den PC’s gesessen, teilten Vera und Andreas Thoma von der Markt-Apotheke in Markoldendorf mit. Durch die Serverüberlastung waren es längere Prozesse, die digitalen Impfausweise zu erstellen. Auch sie baten um Geduld, wenn es nicht gleich funktioniere. Laufe alles rund, stelle es kein »Hexenwerk« da und dauere nur zehn Minuten. Auch könne man die erforderlichen Daten in die Apotheke bringen, und die Zertifikate zu einem späteren Zeitpunkt oder am nächsten Tag abholen.

Seit dem Beginn am 14. Juni ist die Erstellung in Markoldendorf schon möglich. Bürger, die den digitalen Impfpass haben wollen, müssen ihren internationalen gelben und ihren Personalausweis mitbringen. Nach Überprüfung der Daten erfolgt die Eintragung in den Computer. Im Anschluss erhält der Kunde zwei ­Zertifikate mit QR-Code. Diesen kann er mit seinem Mobiltelefon einscannen und in entsprechende Programme einfügen wie die aktuelle Corona-War-App oder die CovPass-App. Bei Immunisierung – zwei bis drei Wochen nach der letzten Corona-Impfung – zeigen die Programme ein gültiges Zertifikate an, das momentan ein Jahr gültig sei, so Andreas Thoma. Dies könne sich bei neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ändern, so Thoma. Der digitale Impfpass ist gratis, die Kosten trägt der Bund, teilte er mit.

Es sei ein freiwilliges, ergänzendes Angebot zum Impfbuch, sagte Dr. Elisabeth Quick. Wer die Online-Version nicht möchte, kann weiter das gedruckte gelbe Impfheft nutzen. Nicht jeder brauche die digitale Version. Gerade in der Anfangszeit empfehle es sich, das Papier-Impfbuch mitzunehmen, falls man irgendwo seinen Impfschutz nachweisen möchte oder muss.

In dem digitalen Zertifikat werden als persönliche Daten Name und Geburtsdatum gespeichert sowie von der Impfung Impfdatum und Name des Impfstoffs erfasst. Bundesweit sei er gültig und soll ab Juli für grenzüberschreitende Reisen in der EU genutzt werden können, heißt es.

Die Ausstellung sei in Arztpraxen momentan noch nicht umsetzbar, teilte Thomas Schlachter, Vorsitzender des Ärztevereins Einbeck, mit. Bisher habe man kaum Informationen, wie man künftig zu handeln könne. Kürzlich teilte die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) mit, dass es für Bürger aktuell noch nicht möglich sei, einen digitalen Impfausweis in Arztpraxen zu erhalten. Ein Ausstellen der Impfzertifikate direkt aus den Praxisverwaltungssystemen (PVS) denke man an, erklärte KVN-Vorsitzender Mark Barjenbruch.

Die Bundesregierung hat in einer Ausschreibung die PVS-​Hersteller aufgefordert, mit dem Software-​Update ein entsprechendes Modul schnell zu entwickeln. »Wir bitten alle Bürgerinnen und Bürger, in den kommenden Tagen nicht die Arztpraxen zu kontaktieren, um nach dem digitalen Impfausweis zu fragen«, so Barjenbruch. Bereits durchgeführte Corona-​Impfungen können auch nachträglich in den digitalen Impfausweis eingetragen werden. Statt ihn sofort haben zu wollen, baten Thomas Schlachter, Dr. Elisabeth Quick sowie Vera und Andreas Thoma bei den digitalen Impfpässen um Geduld, dass die Erstelllung durch die Serverproblemen mal dauern könnte.mru