Stolz sein auf diese Leistung

Kreisbrandmeister Bernd Kühle zieht Bilanz zu den Feuerwehreinsätzen

Pausenlos waren die Feuerwehrleute im Landkreis Northeim am Donnerstag beim Orkan »Friederike« im Einsatz. Kreisbrandmeister Bernd Kühle hat jetzt Bilanz gezogen, verbunden mit einem Dank an alle, die ehrenamtlich Dienst taten.

Zu den Auswirkungen des Orkans in der vergangenen Woche hat Kreisbrandmeister Bernd Kühle jetzt Bilanz gezogen, verbunden mit einem Dank an alle Helfer, die sich an diesem Katastrophentag und danach für andere eingesetzt haben.

Einbeck/Northeim. »›Friederike‹ ist durchs Land gezogen und hat in unserem Landkreis ein Bild der Verwüstung hinterlassen«, stellt Kühle fest. Die Vorboten und die Wetterberichte hätten die Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsorganisationen in oberste Alarmbereitschaft versetzt. »Und dann war sie da, stärker als ›Kyrill‹.« Menschen wurden mit ihren Fahrzeugen in Waldgebieten eingeschlossen und verlebten angstvolle Stunden. Ein ICE wurde durch umgestürzte Bäume gestoppt, und rund 250 Menschen im Zug wussten nicht, was sie erwartet.

Dachteile flogen durch die Gegend wie Wurfgeschosse, Dachziegel, Fotovoltaik-Platten und selbst Mauerteile brachen aus Gebäuden heraus. Fahrzeuge wurden von der Fahrbahn gedrückt. Das Dach des Northeimer Hallenbades drohte komplett abzuheben. Bäume stürzten auf Gebäude und Autos.

Viele Firmen, Schulen und Ämter schickten Mitarbeiter und Schüler aus Sicherheitsgründen nach Hause, denn der Aufenthalt im Freien konnte lebensgefährlich sein.

Nachdem die ersten Alarmierungen für die Feuerwehren raus waren, besetzten die aktiven Mitglieder ihre Fahrzeuge und fuhren die Einsatzorte nach Prioritäten ab. In kürzester Zeit herrschte in der Einsatzleitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst des Landkreises Hochbetrieb. Der Personalbestand wurde von zwei auf sechs Disponenten erhöht. Am Ende des Tages waren rund 500 Notrufe abzuarbeiten.

Feuerwehr und Rettungsdienst arbeiteten bis zur Erschöpfung, um alle Menschen, besonders die in den Waldgebieten eingeschlossenen, so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen.

»Es ist schon ein gruseliges Gefühl, wenn man in einem Waldgebiet steht und man rings um sich herum hört und sieht, dass Bäume mit einer Höhe von bis zu 15 Metern umfallen. Aber was tun, die Menschen ihrem Schicksal überlassen? Oder die Gefahr so weit wie möglich einschätzen und sich zu den Eingeschlossenen durcharbeiten?«, fragt Kühle.

Leben zu retten, dem hätten sich die Ehrenamtlichen in den Feuerwehren und Rettungsdiensten verschrieben, und das machten sie auch. »Dann plötzlich die Radiomeldung: Unter den acht Toten, die der Sturm gefordert hat, sind zwei Feuerwehrmänner, die bei Rettungsarbeiten ums Leben gekommen sind«, fährt Kühle fort. Mit kurzer, aber tiefer Betroffenheit ging es weiter. »Man will einfach in diesem Moment nicht darüber nachdenken«, räumt der Kreisbrandmeister ein.

Freude machten die glücklichen Gesichter der Menschen, denen man helfen konnte, und Gott sei Dank wurde niemand verletzt. Die hochprofessionelle und anstrengende Arbeit habe sich gelohnt.

Nach kurzer Entspannung zuhause anrufen, mitteilen, dass es einem gut geht und fragen, ob zu Hause alles gut ist, ein wenig verschnaufen. Aber auch das Eigentum von Feuerwehrangehörigen werde von einem Sturm nicht verschont, stellt Kühle fest. Niemand könne nur im Ansatz erahnen, was es für die Familie oder den Lebenspartner heiße, in einer solchen Situation allein sein zu müssen.

»Aus diesem Grund möchte ich mich auch im Namen der Abschnittsleiter sowie der Stadt- und Gemeindebrandmeister bei den Kameraden für den Einsatz an diesem Donnerstag bedanken«, so der Kreisbrandmeister. Es sei hervorragende Arbeit geleistet worden, teilweise unter Lebensgefahr. Dank sage er auch den Familien und Partnern der Feuerwehrleute, die diese Arbeit mittragen und ertragen würden. »Die Bevölkerung unseres Landkreises kann stolz auf die Männer und Frauen sein, die ehrenamtlich diese Arbeit leisten.«

Nachdem man zur Ruhe gekommen sei, gingen die Gedanken wieder zu den getöteten Kameraden und deren Familien.oh