Sympathieträger auf drei oder vier Rädern

Teil der Störy-Sammlung wird als Sonderausstellung »Klein, aber mein« im PS.SPEICHER gezeigt

Im Messerschmitt rollten Otto Künnecke, Gründer des Automuseums Störy und Schirmherr des »Störy Revival«-Treffens, und PS.Stifter Karl-Heinz Rehkopf zur Eröffnung der neuen Sonderausstellung »Klein, aber mein« vor.

Einbeck. Mit dem Messerschmitt Kabinenroller in die Ferien, mit dem Fiat Panda oder dem R 4 ins Studium, mit dem NSU Prinz sportlich unterwegs: Erinnerungen werden wach an die Zeiten, als das Autofahren noch keine Selbstverständlichkeit war und man ans Standard-Klischee »mit dem SUV zum Bioladen« noch gar nicht denken konnte. »Klein, aber mein«, so waren die drei- oder vierrädrigen Sympathieträger der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit. Referenz dafür war lange Zeit das Kleinwagenmuseum Störy – jetzt hat die Störy-Sammlung im PS.SPEICHER in der soeben eröffneten Sonderausstellung »Klein, aber mein« eine neue Heimat gefunden.

Die Störy-Treffen seien legendär, schaute PS.SPEICHER-Geschäftsführer Lothar Meyer-Mertel zurück, bis zu 500 Gäste seien dabei gewesen. Man freue sich, in Einbeck für das erste Störy-Revival-Wochenende über rund 100 Fahrzeuge und sogar internationale Teilnehmer, beispielsweise aus Japan, Kanada, den Niederlanden oder Großbritannien. Die schöne Tradition wolle man aufleben lassen, sagte er mit einem Dank an alle, die die Ausstellung und das Wochenende möglich gemacht hätten, insbesondere an die 505 Förderfreunde, die die Ausstellung komplett finanzieren. Mit der dritten Ausstellungseröffnung in diesem Jahr zeige man die weltweit größte Sammlung von Kleinwagen.

Anfang der 1970er Jahre hätten Otto und Marianne Künnecke aus Störy mit dem Sammeln begonnen, blickte Kurator Andy Schwietzer zurück, sie fanden die Kleinen zu schade zum Verschrotten. Die vierköpfige Familie schaute sich, unterwegs im Fiat 127, um, wie man’s angehen könnte mit der Sammlung. Der leere Kuhstall stand zur Verfügung, »und wenn sie uns auslachen, machen wir wieder zu«, so der Gedanke. »Aber erstmal fangen wir an«, schmunzelte Otto Künnecke. Und es sei nicht nur die Ausstellung gelungen, sondern sie konnten andere auch mit ihrer Begeisterung ansprechen. Was war das Beste? »Die internationalen Freundschaften, das hat den Horizont erweitert«, antwortete Otto Künnecke spontan. Nach strengen Auflagen des Brandschutzes hieß es aber 2004 leider: »Für uns ist jetzt Schluss.« Das sei ein schmerzliches Ende für das Museum gewesen, aber nicht für die Sammlung.

Nachdem nahezu zehn Jahre geschlossen war, habe er erfahren, dass sie verkauft werden sollte, so PS.Stifter Karl-Heinz Rehkopf: »Das hat mich elektrisiert. Als Sammler interessiert mich alles, und das wichtiges Exponat ist immer das, was noch fehlt.« Es sei sogar von einem Verkauf nach Amerika die Rede gewesen, und da habe er mit seiner Frau Kontakt zu Künneckes aufgenommen, sich in die Startlöcher gebracht und Vertrauen aufgebaut. Eine solche Sammlung habe keinen Marktwert, aber in der Gründungs- und Bauphase des PS.SPEICHERs sei das Angebot »total zur Unzeit« gekommen. Dennoch habe man »auf Stottern« kaufen können – auch, um die Sammlung vor dem Zersplittern zu retten. Kleinwagen, so Motorradsammler Rehkopf, seien für ihn die Grundlage der Existenz gewesen: Ein 400er Lloyd war das erste Fahrzeug seines ersten Tante-Emma-Ladens, gekauft für 150 Mark, »zäh wie ‘ne Bergziege« – und vielseitig: Der ausgediente Vorgänger wurde vom Verkäufer als Hühnerstall genutzt, lachte er.

Für die Förderfreunde PS.SPEICHER sei es ein »großes Ding«, eine ganze Ausstellung zu finanzieren, so Dr. Günter Diener, geschäftsführender Vorstand der Förderfreunde. Man habe bisher einzelne Exponate gekauft und weitere Projekte unterstützt, und jetzt habe man sich entschieden, dass dies ein gutes Vorhaben sei. Die Förderfreunde seien stolz, die Sonderausstellung zu präsentieren – in der ehemaligen Rennsporthalle ohne Namen, wofür Vorschläge gern genommen würden. Kleine Autos, so Dr. Diener, seien den Förderfreunden eine Herzensangelegenheit, und Otto Künnecke sei zudem Ehrenmitglied.

Kleinwagen gehörten zur DNA des PS.SPEICHERs, betonte Ausstellungsleiter Sascha Fillies. Man wolle eine Balance von Qualität und Quantität finden und auch familientypische Mobilität zeigen. Für viele sei das ein Messerschmitt gewesen, mit dem Karl-Heinz Rehkopf und Otto Künnecke zur Ausstellungseröffnung gerollt kamen, oder der Kleinschnittger, bei dem ihm selbst das Herz aufgehe, wie er verriet. Aber man setze nicht nur auf die Autos der Wirtschaftswunderzeit, sondern auch aus der Gegenwart: Städte seien ohne Kleinwagen gar nicht denkbar. Die Ausstellung stelle die Autos in den historischen Kontext – wie immer auf interessante, aber kurzweilige Weise.

Verantwortlich dafür sind erneut Eva und Matthias Kaluza von ö_Konzept aus Zwickau. »Der Geist von Störy soll weiterleben«, das war ihr Ziel. So wurden sieben Themen­inseln geschaffen, beginnend Ende der 20er Jahre mit dem Hanomag, und endend im Jahr 2000. Die Raumsituation sei schwierig, stellte Matthias Kaluza fest, und weil der Sammler viel und der Gestalter Wichtiges zeigen wolle, habe man eine zweite Ebene eingezogen. 803 Quadratmeter Grundfläche reichten für 33 Fahrzeuge aus – nur wenig mehr als bisher schon im Forum zu sehen waren. Mit der Stahltribüne, der neuen zweiten Etage, sind jetzt 43 Exponate zu sehen. »Das erfreut das Herz des Sammlers.« Die Ausstellung zeige Klasse statt Masse, und sie lade zum Entdecken ein – als Erlebnis für alle mit Aktivstationen, Raumton und zwei schönen Inszenierungen.ek