Tennet beginnt mit Bau der 380-kV-Trasse

Start südlich von Einbeck an Maststandort B72 | Rammpfahlgründung für die erste Bodenplatte

Gesamtprojektleiter Dr. Peter Volkholz, Bauleiter Frank Imsande und Tennet-Pressesprecher Markus Lieberknecht (von links) gaben Erläuterungen zum Bau der 380-kV-Trasse Wahle-Mecklar.

Der erste Mast, B72, wird 51,60 Meter hoch. Mit dem Fundament dafür hat Netzbetreiber Tennet gestern Nachmittag südlich von Einbeck und östlich vom Pinkler mit dem Bau der 380-Kilovolt-Höchstspannungstrasse von Wahle nach Mecklar begonnen. Tennet bezeichnet sie in einer Pressemeldung als »Grünstromleitung«. Die Nord-Süd Verbindung ist 230 Kilometer lang, sie ist ein wichtiger Eckpfeiler des Energiewende-Netzes.

Einbeck. Für das erste Fundament wurde eine Rammpfahlgründung mit einer Tiefe von 17 Metern vorgenommen. Das sei, so erläuterten Dr. Peter Volkholz, der Leiter des Gesamtprojekts, und der Bauleiter vor Ort, Frank Imsande, an diesem Standort die beste Art der Gründung. Damit seien nur minimale Bodeneingriffe notwendig – für vier Pfähle pro Platte. Für jeden Pfahl wird eine tonnenschwere Stahlröhre mit einem Durchmesser von einem Meter in die Erde getrieben. Die einzelnen Masten haben einen Abstand zueinander von mindestens 350 Metern, abhängig von der Geländebeschaffenheit. Der Durchhang der Leitungen beträgt bei voller Belastung bis zu 12,50 Meter zum Boden.

Im etwa 50 Kilometer langen Bauabschnitt B zwischen den Umspannwerken Lamspringe und Hardegsen, der nun begonnen wurde, sind insgesamt 125 Masten geplant – die gesamte Strecke Wahle-Mecklar wird es auf rund 500 bringen. Im ersten Baulos, zu dem B72 gehört, sind elf Masten ausgeschrieben. Sie sollen bis Juli errichtet sein. Vom Startpunkt aus zieht sich der Verlauf Richtung Süden zum Umspannwerk Hardegsen. Für eine Fortführung der Leitung in Richtung Norden laufen bereits Baugrunduntersuchungen.

B72 als Startpunkt habe man gewählt, weil die Bedingungen hier günstig seien: Es gebe zum Abschnitt B einen Planfeststellungsbeschluss, führte Dr. Peter Volkholz aus. Die Flächen seien zudem weitgehend frei, Rodungen oder ähnliche Maßnahmen seien nicht erforderlich. Und schließlich habe man die Fragen der Nutzung der Grundstücke mit den Eigentümern klären können. Um Rücksicht auf örtliche Besonderheiten, wie etwa Erntezeiten, nehmen zu können und um den Bau zu beschleunigen, gibt es mehrere sogenannte Baulose.

Unmittelbar neben der künftigen Trasse läuft die 220-kV-Leitung, die im Anschluss an die für 2021 vorgesehene Inbetriebnahme von Wahle-Mecklar zurückgebaut wird; es handelt sich dabei um die zweitälteste Höchstspannungsleitung Deutschlands, sie stammt aus dem Jahr 1929. Dem heutigen Netzbetrieb wird sie allerdings nicht mehr gerecht. In diesem Zusammenhang erfolgt auch der Rückbau des bisherigen Anschlusses des Pumpspeicherwerks Erzhausen; es soll durch eine Erdverkabelung angeschlossen werden, wofür der Betreiber aufzukommen hat. Dagegen ist allerdings eine Klage eingereicht, die vor dem Verwaltungsgericht Leipzig entschieden werden muss, genau wie die Klage der Stadt Einbeck.

Die Kosten für Wahle-Mecklar bezifferte Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht auf rund eine Milliarde Euro; die Planungsphase ist darin ebenso enthalten wie die Investitionen in die Trafostationen.

Die Masten, die im Durchschnitt zwischen 50 und 60 Meter hoch sind, werden das Landschaftsbild beeinträchtigen, räumte er ein. Dafür zahle das Unternehmen als Kompensation rund zwei Millionen Euro an die Landkreise Northeim und Hildesheim.

Mit dem Baubeginn bringe man den Netzausbau in Niedersachsen voran, stellte Lex Hartman, Mitglied der Tennet-Geschäftsführung, fest. Aktuell realisiere Tennet in Niedersachsen und Hessen Projekte mit einer Gesamtlänge von mehr als 300 Kilometern.

Für den Abschnitt von Lamspringe nach Hardegsen gab es im Vorfeld mehr als 420 Einwendungen und Stellungnahmen von Bürgern, Gemeinden und Fachbehörden. Sie seien geprüft und, wo möglich, auch berücksichtigt worden.

Der Baustart wurde begleitet von einigen Vertretern der Pro-Erdkabel-Bürgerinitiativen aus der Region als »Zaungästen«, die ein weiteres Mal die Gelegenheit zu Fragen und Diskussionen nutzten.ek